Süddeutsche Zeitung

Manager der Nationalmannschaft:Bierhoff fordert Veränderungen beim DFB

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Oliver Bierhoff steht als Nachfolger des zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach derzeit nicht zur Verfügung. "Das Präsidententhema ist für mich kein Thema. Ich habe die Nationalmannschaft auf eine EM vorzubereiten, und wir haben ein Jahrhundertprojekt mit der Akademie, das mich sehr begeistert. Das will ich mit aller Leidenschaft fortsetzen", sagte der Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Quartier der Weltmeister in München.

Der frühere Profi Bierhoff, 47, ist Mitglied im DFB-Präsidium und gilt als möglicher Erbe des am Montag im Zuge der Affäre um die WM 2006 abgetretenen Niersbach. Zuvor hatte bereits Heribert Bruchhagen, Vorstandschef des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, abgesagt. Niersbachs bisherige Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball führen die Amtsgeschäfte beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) derzeit kommissarisch fort.

Die Nationalelf werde weiter funktionieren

Bierhoff betonte, er sei "betroffen und getroffen" von Niersbachs Rückzug, habe aber "Respekt" davor. Diese Betroffenheit habe er auch im Lager der deutschen Weltmeister gespürt: "Es ist kein Geheimnis, dass Niersbach ein enges Verhältnis zur Mannschaft hatte."

Obwohl er sich nicht offensiv um die Rolle des neuen DFB-Präsidenten bemüht, legte er in München eine kleine Regierungserklärung vor. Es sei auch positiv, dass nun viele Dinge in der Fifa und beim DFB offengelegt werden. Denn er gebe zu: "Ich mache mir ein bisschen Sorgen zur Zeit." Fußball sei nach mehreren Jahren des Aufschwungs inzwischen ein "Wirtschaftsfaktor", es werde viel Geld umgesetzt. Da müssten sich auch die Verbände nun umstellen und sich ähnlich wie ein Unternehmen aufstellen. "Diese Kumpelei im Fußball, da kann man Dinge noch an der Bar abmachen, per Handschlag, das geht heutzutage nicht mehr", erklärte er.

Er forderte, dass in Verbänden wie der Fifa und des DFB einiges verändert werden müsse. Und führte an, dass die Kontrollfunktionen nicht versagen dürften. Damit hielt er ein deutliches Plädoyer für die Professionalisierung des Verbands. Niersbach war ein ehrenamtlicher Präsident, im Gespräch ist derzeit die Einsetzung eines bezahlten Profis. Zudem spielte er darauf an, dass in Unternehmen Aufsichtsräte die Vorgänge kontrollieren.

Der Fußball müsse aufpassen, dass er nun aufgrund des aktuellen Booms des Sports nicht mehr demütig auftritt, sagte Bierhoff. Insofern sei es ein Zeichen, dass das zweite Länderspiel am Dienstag in Hannover gegen die Niederlande vermutlich nicht ausverkauft sei. Dennoch sieht Bierhoff die Nationalspieler in der Pflicht, über ehrliche Leistungen auf dem Platz ein Stück der verloren gegangenen Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. "Wir bei der Nationalmannschaft sind immer Glanzlicht, sind immer Freude. Das müssen wir jetzt mit guten Auftritten zeigen. Die Leute haben ein sehr gutes Gespür für ehrliche Arbeit", führte Bierhoff weiter aus.

Deshalb gelte für die Länderspiele in Paris gegen Frankreich am Freitag (21.00 Uhr/ARD) und vier Tage darauf in Hannover gegen die Niederlande (20.45 Uhr/ZDF): "Ärmel hochkrempeln, richtig anpacken, versuchen, erfolgreich zu spielen." Wichtig seien jetzt eben "beherzte Auftritte".

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