Süddeutsche Zeitung

Lionel Messi:Eine Soap nach allen Regeln der Kunst

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Die Telenovela um Lionel Messi läuft weiter: Papa Jorge verhandelt - aber Barça will den Weltfußballer nicht freigeben. Landet der Fall vor Gericht?

Von Javier Cáceres, Barcelona/Berlin

Die in Barcelona ansässige Zeitung El Mundo Deportivo unterhält auch eine TV-Kritikerin, die nun aus gegebenem Anlass daran erinnerte, was das Wesen einer "Telenovela" ausmacht. Denn das ist es ja, was sich seit einigen Tagen rund um Lionel Messi, 33, abspielt: eine Soap, die mit einem Beben begann - der schriftlichen Abschiedsankündigung Messis -, und die sich seither täglich steigert. Was eine Telenovela auszeichne? Dass man bis zuletzt nicht wisse, wie sie ausgeht, hinterher aber vor dem Plot stehe und sage: War doch klar.

Die vorerst vorletzte Volte: Ein argentinischer TV-Journalist, der aus guten Gründen als ein Mitglied des medialen Arms der Familie Messi gezählt wird, quantifizierte die Chancen auf einen Verbleib des sechsmaligen Weltfußballers in Barcelona auf satte 90 Prozent. 90 Prozent!? War Messi nicht schon weg? Hatte Messis Papa Jorge nicht noch am Mittwochmorgen in ein Mikrofon gesprochen, dass es "schwierig, schwierig" sei, dass der Filius den bis 2021 laufenden Vertrag erfüllt? Doch, schon.

Aber danach sagte Papa Messi nicht nur: "Ich gehe jetzt mal essen!", wie der Anchorman des TV-Senders Cuatro erregt und allen Ernstes in der Nachrichtensendung rief. Er traf sich (nachdem er Auberginen à la Parmigiana, Rigatoni und Wasser zu sich genommen hatte) auch für 90 Minuten mit Barça-Präsident Josep Maria Bartomeu. 90 Minuten, das ist interessant. Denn danach hieß es, Jorge Messi habe gesagt, Leo wolle ablösefrei gehen. Barça habe geantwortet, Messi solle lieber bis 2023 verlängern. Gehen? Nur, wenn er die festgeschriebene Ablösesumme von 700 Millionen Euro aufbringt, Verhandlungen seien ausgeschlossen.

Ein weiteres Kapitel wird folgen

Das wusste man vorher, da bedurfte es keiner 90 Minuten. Einerseits. Andererseits: Bartomeu soll aus vielen Gutachten vorgelesen haben, die besagten, Barça würde bei einem Prozess gegen Messi noch klarer gewinnen als der FC Bayern neulich gegen Barça in Lissabon (8:2). Ob's im Fall der Fälle wirklich so käme, steht natürlich in den Sternen.

Aber das Risiko existiert, und das dürfte jeden interessierten Klub (allen voran Manchester City) abschrecken. Ein arbeitsrechtlicher Prozess würde vor einem Gericht in Barcelona ausgetragen. Heimrecht Barça also. Und nun? Am Donnerstag verschanzte sich Jorge Messi erst in seinem Büro, wurde dann von einem TV-Team abgepasst. Ob man prüfe, dass der Sohn bleibt? "Seeeh", sagte er, in etwa: "Joah." Dann fuhr er zum Sohn, der sich am Küstenort Castelldefels versteckt hält.

Er schweigt noch immer; während die erste Kollegen (Luis Suárez, Arturo Vidal, Ivan Rakitic) den Abschied vorbereiten und die anderen Fußball spielen. Messi, das hat Mittelfeldspieler Frenkie De Jong verraten, ist (noch) in der WhatsApp-Gruppe des Barça-Teams. Aber das Training schwänzt der Kapitän seit Montag. Eins ist sicher: In der Messi-Saga wird ein weiteres Kapitel folgen. Mindestens. Stay tuned!

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Quelle:
SZ vom 04.09.2020
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