Süddeutsche Zeitung

Formel1:Nico Rosberg ist nicht mehr der kleine Bruder von Lewis Hamilton

Lesezeit: 2 min

Dass der deutsche Formel-1-Pilot zuletzt sieben Rennen in Serie gewonnen hat, ist kein Zufall. Der 30-Jährige beweist in dieser Saison, dass er tatsächlich das Zeug zum Weltmeister hat.

Kommentar von René Hofmann

Die Formel 1 ist ein technischer Sport. Das ist keine besonders neue Erkenntnis. Aber sie gerät leicht in Vergessenheit - vor allem, wenn es für einen Fahrer gut läuft. Für Nico Rosberg läuft es im Moment richtig gut. Der 30 Jahre alte Deutsche hat die ersten vier Rennen der Saison in souveräner Manier gewonnen. Saisonübergreifend war er nun siebenmal nacheinander der Schnellste. Wie außergewöhnlich diese Erfolgsserie ist, lässt sich daran erkenne, dass überhaupt nur einem Formel-1-Fahrer je eine längere glückte: 2013 räumte Sebastian Vettel mit Red Bull neunmal nacheinander den Siegerpokal ab.

In der WM-Wertung ist Rosberg seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton, der ihn in den vergangenen zwei Jahren bezwang, jetzt schon um fast 50 Punkte voraus; so viele Zähler gibt es für zwei Siege.

Was Rosberg plötzlich so stark macht? Das einfache Erklärungsmuster geht so: Seine ersten drei Triumphe glückten ihm am Ende des vergangenen Jahres, als Hamilton bereits als Champion feststand und nicht mehr besonders motiviert war. Bei den ersten beiden Erfolgen in diesem Jahr profitierte Rosberg davon, dass Hamilton am Start patzte. Und bei den jüngsten Siegfahrten in Shanghai und in Sotschi wurde Hamilton von Defekten gebremst.

Drei + zwei + zwei = sieben. Das ist richtig. Alles aber bildet diese Rechnung nicht ab. Sie spart Rosbergs Leistung aus. Mit einem Fahrfehler überreichte Rosberg den WM-Titel im Oktober in Austin/Texas Hamilton regelrecht; nach diesem Tiefschlag so eindrucksvoll zurückzukommen - das verdient Respekt. Dass er nun besser als Hamilton ins Rennjahr 2016 gestartet ist, war ebenfalls kein Zufall: Rosberg hatte sich gewissenhafter auf die neuen Abläufe vorbereitet, die wegen neuer Regeln für die Kupplungen an der Startampel nötig sind. Die Defekte, die Hamilton zuletzt ereilten, kennt Rosberg: In den zwei Jahren ereilten auch ihn derlei Gebrechen.

Erstmals gelingt Rosberg bei einem Rennen der Grand Slam

Die Formel 1 ist ein technischer Sport. Nico Rosberg hat lange darauf hingearbeitet, in einem siegfähigen Auto zu sitzen. Jetzt hat er das Vergnügen. Seine Überlegenheit spielt er aktuell perfekt aus. Pole-Position, Sieg, schnellste Rennrunde und zu jedem Moment des Grand Prix in Führung: Dieser Grand Slam glückte ihm in Russland zum ersten Mal. Er zeigt: Da ist einer gereift.

Nico Rosberg galt lange als Sohn; sein Vater Keke Rosberg hatte schließlich 1982 den Titel gewonnen. Kaum war er diesem Schatten entwachsen, geriet Rosberg junior bei Mercedes erst an Michael Schumacher und danach an Lewis Hamilton. Neben diesen beiden wirkte Nico Rosberg lange wie ein kleiner Bruder. Damit ist es nun vorbei. Die Welt sollte sich an den Gedanken gewöhnen, dass er tatsächlich das Zeug zum Weltmeister hat.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2977392
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.05.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.