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Maxi Kleber bei den Mavericks:Kleine Heldentaten aus Würzburg

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Basketballer Maxi Kleber verhilft Dallas zu einem umjubelten Sieg - das überschwängliche Lob seines Chefs zeigt, dass der Deutsche in der NBA eine Ausnahme ist.

Von Jonas Beckenkamp

Von Würzburg nach Dallas, diesen Weg ist bekanntlich schon einmal ein Basketballer recht erfolgreich gegangen. Und einer, der Dirk Nowitzkis Weltkarriere gefördert und begleitet hat, ist Mark Cuban. Der Besitzer des NBA-Klubs Dallas Mavericks gilt als wortgewaltiger Mann, doch dieses Mal schwärmte der Multimillionär nicht vom großen Blonden, dem Champion von 2011, sondern von Maxi Kleber, ebenso aus Würzburg.

Dass seit 2017 noch ein Unterfranke in Texas Körbe wirft, geht manchmal ein wenig unter in Deutschland. Und auch in den USA fliegt der 28-Jährige zu Unrecht unter dem Radar, findet Cuban. "Nennt mir einen der meistunterschätzten Spieler in der NBA und den meistunterschätzten Verteidiger? Maxi Kleber!", verkündete der Mavs-Boss auf Twitter, nachdem sein zweiter Import aus Germany beim Spiel in Denver kleine Heldentaten vollbracht hatte.

Beim 124:117 hatte Kleber nämlich einen Auftritt wie früher Nowitzki: Als es eng wurde, als es auf die letzten Augenblicke zuging, traf Kleber seine Dreipunktwürfe wie ein kühler Vollstrecker - gleich drei nacheinander segelten durch die Reuse. Klebers Treffer 2,4 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit egalisierte Denvers Nikola Jokic zwar noch einmal, es ging in die Verlängerung. Doch da brachte dann vor allem Luka Doncic den Dallas-Sieg nach Hause.

Kleber, der sich zusätzlich acht Rebounds krallte, hatte sich seine besten Aktionen für die Crunchtime aufgehoben, die Schlussphase. Sowas fällt auf in der NBA, in der Partien oft über lange Zeit dahindümpeln, ehe man ernst macht. Genau darum gehe es in seinem Spiel, erklärte der Deutsche hinterher: "Du musst bereit sein", beschrieb es Kleber, der erneut in der Startformation stand. "So wie wir spielen, musst du zu jeder Zeit erwarten, einen Wurf zu bekommen. Ich bekomme vielleicht nicht viele Würfe, aber ich weiß, dass ich mental immer da sein muss."

Es war ein Moment, den Basketballer wie er gut kennen: Seine vorherigen Würfe waren daneben geflogen, aber bei ihm geht es oft gar nicht ums sture Draufballern. Klebers Können schlägt sich an anderer Stelle nieder: In der Defensive, wo er Gegner wegschiebt, ihre Schüsse wegblockt, Abpraller einsammelt - es sind die kleinen Dinge, die bei ihm zu großen werden. Im Egozockerland der NBA sind selbstlose Profis wie er eher selten. Drei Vorlagen und zwei Blocks, dazu mehrere aufgeklaubte Bälle in der Overtime, mit dieser Bilanz war Kleber diesmal Matchwinner.

"Er hatte einen wichtigen Rebound gegen Ende und er ist wirklich einer der besten Abwehrspieler der Liga", schwärmte auch sein Trainer Rick Carlisle, der in seiner ewigen Amtszeit in Dallas schon einige Abwehrkraken erlebt hat. Leute wie Shawn Marion, der an Nowitzkis Seite den Titel holte. Mit ihm lässt sich Kleber rein sportlich noch am ehesten vergleichen. Mit Nowitzki dagegen eher nicht, dafür ist der 2,08-Meter-Mann offensiv zu zurückhaltend.

Carlisle sieht in Kleber das, was die Amerikaner glue guy nennen, einen Typ, der die Mannschaft wie Klebstoff zusammenhält. Wie passend. "Maxi ist ein hervorragender Basketballer", erklärte sein Coach nach dem Coup in Denver, "aber er bringt auch diese geistige Unerschütterlichkeit mit, er opfert sich auf, damit wir gewinnen." Dank dieser Qualitäten ist Kleber die Anerkennung in Dallas gewiss - auch wenn bei ihm in den Statistiken nicht immer die volle Punktzahl auftaucht.

So wie vor wenigen Tagen gegen Houston, als er zwar neun Rebounds pflückte, aber keinen einzigen Wurf versenkte: Er hatte es auch nur ein einziges Mal versucht und damit das Werfen lieber den Kollegen überlassen. So schafft er es, effektiv zu sein, ohne den Zampano zu machen - und es kann ihm auch egal sein, dass er eben nicht der zweite Nowitzki in Dallas ist. Der wäre er annähernd wohl erst, wenn er eines Tages auch zehntausende Unterfranken dazu bringt, sich wegen der NBA-Finals die Nächte um die Ohren zu schlagen.

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