Süddeutsche Zeitung

Karabatic zur Handball-WM:Die schnelle Heilung des dreifachen Welthandballers

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Von Joachim Mölter, Berlin

Titelverteidiger Frankreich hat zu Beginn der Handball-WM für zwei Überraschungen gesorgt. Erst tat sich die Mannschaft am Freitagabend in ihrem Auftaktspiel in Berlin unerwartet schwer, um Außenseiter Brasilien 24:22 zu bezwingen. Daraufhin entschied sich dann Nationaltrainer Didier Dinart, Nikola Karabatic ins Team nachzuholen, den prägenden Handballspieler des vergangenen Jahrzehnts. Der 34-Jährige hatte seine WM-Teilnahme ursprünglich bereits im Oktober abgesagt, als er sich eine schmerzhafte Schiefstellung des großen Zehs operieren ließ; seine Pause sollte danach vier bis sechs Monate betragen.

Offenbar ging die Genesung aber gut voran: Vor einer Woche nahm der Rückraumspieler bei seinem Klub Paris St. Germain das Training mit der Junioren-Mannschaft auf, und nachdem keine Beschwerden am operierten Fuß auftraten, bekam er vom Klub die Genehmigung, der Nationalmannschaft nachzureisen. Am Sonntag soll er erstmals mit seinen Mitspielern trainieren. "Er ist natürlich ein wichtiger Akteur", sagte Dinart, "aber wir müssen jetzt erst einmal im Training schauen, wie fit er ist und wie schnell wir ihn wieder integrieren können."

Die Integration dürfte das geringere Problem sein: Karabatic hat seit seinem Länderspieldebüt im Jahr 2002 kein großes Turnier verpasst, er war maßgeblich beteiligt an der großen Ära der französischen Handballer mit zwei Olympiasiegen (2008 und 2012), drei EM-Titeln (2006, 2010, 2014) und vier WM-Triumphen (2009, 2011, 2015 und 2017). Das aktuelle Turnier, das von Deutschland und Dänemark gemeinsam ausgerichtet wird, wäre Karabatic' achte Weltmeisterschaft. "So glücklich und stolz, in die Gruppe einzusteigen und das Abenteuer mitzumachen", schrieb er auf Twitter.

Ob und wann er zum Einsatz kommt, ist freilich noch offen. Trainer Dinart hatte Karabatic im Dezember vorsichtshalber in sein 28-Mann-Aufgebot aufgenommen, aus dem er zu Turnierbeginn einen 16er-Kader für die WM auswählen musste. In dem steht Nikola Karabatic nicht, aber jede Mannschaft kann im Turnierverlauf noch dreimal wechseln. Es ist also theoretisch möglich, dass der Spielgestalter schon im Vorrundenspiel gegen Deutschland am Dienstag (20.30 Uhr/ZDF) aufläuft, wenn es vermutlich um den Gruppensieg geht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er erst in der Hauptrunde ab 19. Januar in Köln eingreift.

In Frankreich versprechen sie sich allein von Karabatic' Anwesenheit Sicherheit für die junge Mannschaft, die durchaus auch ohne den dreimaligen Welthandballer zu den Titelkandidaten gezählt wurde. "Wir haben genug Qualität, um ein gutes Turnier zu spielen", versicherte Dinart noch nach dem Spiel gegen Brasilien, in dem seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit phasenweise fahrig und ideenlos im Angriff agierte und fast einen Sechs-Tore-Vorsprung verspielte (19:13/35. Minute). Bei Kentin Mahé, 27, und Dika Mem, 21, die Karabatic' Rolle als Spielgestalter in der Rückraummitte übernommen hatten, wechselten sich gute Aktionen mit einfachen Fehlern ab. "Es war ein schwerer Start für uns", resümierte Dinart, "wir waren sogar in Gefahr zu verlieren." Zwölf Minuten vor dem Ende hatten die Brasilianer tatsächlich ausgeglichen (20:20); die Franzosen retteten sich mit all ihrer Routine über die Zeit. Etwas mehr schadet ihnen in kritischen Phasen aber ganz offensichtlich nicht. Insofern kann man Karabatic' Berufung wohl als Rückversicherung verstehen.

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SZ vom 13.01.2019
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