Süddeutsche Zeitung

Interview mit Karl-Heinz Rummenigge:"Ich wünsche mir, dass Pep bleibt"

Lesezeit: 2 min

Von Klaus Hoeltzenbein und Christof Kneer

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat seinen Trainer Pep Guardiola offensiv gegen aufkommende Kritik verteidigt. Er registriere in der Öffentlichkeit "im Moment einen gewissen Anti-Guardiola-Trend, mit der Stimmung in unserem Verein hat das aber rein gar nichts zu tun", sagt Rummenigge im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Wochenend-Ausgabe).

Nach dem Ausscheiden in der Champions League gegen den FC Barcelona versucht der Klub, die Deutungshoheit über die Saison und den Trainer zurückzugewinnen. "Ich bin mit dem Verlauf der Saison sehr zufrieden", sagt Rummenigge und wehrt sich dagegen, dass das Umfeld den Klub "neuerdings nur noch am Triple von 2013 misst. Das haben wir in 115 Jahren erst ein einziges Mal gewonnen, das vergessen einige".

Seinem Trainer signalisiert der Vorstandschef, dass er ihn gerne über das Vertragsende im Juni 2016 hinaus behalten würde. Man habe im Januar vereinbart, "dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2015 über Peps Zukunft sprechen", sagt Rummenigge, "und meine Meinung kennt er: Ich wünsche mir, dass er bleibt". Guardiola erfülle "alle Kriterien, die wir an einen guten Trainer richten", so Rummenigge, "auch die Mannschaft ist sehr glücklich mit ihm".

Dass Guardiolas taktische Winkelzüge in der Öffentlichkeit mitunter auf Unverständnis stoßen, schiebt Bayerns Vereinschef auf einen kulturellen Unterschied zwischen den Ländern. In Deutschland werde das Coaching "oft etwas eindimensional gesehen", sagt Rummenigge, "in anderen Ländern wird das Spiel vielleicht etwas strategischer betrachtet. Da begreift man es als Stärke, wenn ein Trainer mit einem Eingriff das Spiel verändert".

Im sogenannten Ärztestreit mit dem ehemaligen Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ergreift der Vereinschef erneut Partei für den Trainer. "Wenn Sie die Details unserer Verletztenakten kennen würden, dann würden Sie auch die Gedanken- und Emotionswelt des Trainers besser verstehen. Er musste gegen Barcelona einen hohen Preis bezahlen."

In die Planung des neuen Kaders sei Guardiola "natürlich eingebunden", sagt Rummenigge, denn "eine seriöse Kaderplanung macht man für eine Saison, nicht für drei und nicht für fünf Spielzeiten". Er könne aber "alle beruhigen, die meinen, dass der Verein den Hausschlüssel aus der Hand gibt und sich nur nach den Ideen von Guardiola richtet". Im Übrigen deutet der Vereinschef an, dass Gespräche mit einigen Ü30-Spielern wie Dante, Xabi Alonso oder auch Bastian Schweinsteiger bevorstehen könnten. Jeder wisse, "was die genannten Spieler für Bayern geleistet haben", sagt Rummenigge, "trotzdem machen wir uns Gedanken". Auf die Frage, ob man den vertraglich noch gebundenen Spieler vielleicht beibringen müsse, dass sie künftig etwas weniger spielen, sagt Rummenigge, man werde "mit der notwendigen Sensibilität Entscheidungen treffen".

Außerdem fordert Rummenigge den deutschen Fußball und indirekt die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf, die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga weiter zu erhöhen. Die Bundesliga müsse "aufpassen, dass sie nicht unter die Transferräder Englands gerät", meint Rummenigge und sagt ein "großes internationales Comeback" der Engländer voraus.

Der Pay-TV-Markt in Deutschland werde "de facto von einem Monopol beherrscht", so Rummenigge, "und meine Sorge ist: Wenn es uns allen nicht gelingt, dieses Monopol aufzulösen, werden wir uns weiterhin unter Wert verkaufen." Rummenigge fordert neue Anbieter neben dem bisherigen Partner Sky: "Nur der Konkurrenzkampf treibt den Preis", sagt der Münchner Vereinschef, "deshalb wäre ich sehr dafür, unterschiedliche Pakete für unterschiedliche Anbieter zu schnüren." Man dürfe sich "nicht dauerhaft von einem Monopolisten abhängig machen".

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