Süddeutsche Zeitung

Uli Hoeneß:Eine Attacke und ein Vorschlag

Lesezeit: 2 min

Uli Hoeneß teilt gegen führende Funktionäre des DFB aus - und bringt seinen ewigen Freundfeind Karl-Heinz Rummenigge als deutschen Vertreter in den internationalen Gremien in Position.

Von Johannes Aumüller

Seit etwas mehr als einem halben Jahr tobt nun der Machtkampf im Deutschen Fußball-Bund (DFB) zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius. Mit allerlei Tricks und Ränkespielen wird dabei gearbeitet, das Klima ist längst vergiftet und die gegenseitige Verachtung riesig. Aber noch selten hat es öffentlich so klare Formulierungen gegeben wie am Donnerstagabend, als sich Uli Hoeneß in dieser Causa zu Wort meldete.

Der tat das zwar beim Länderspiel Deutschland gegen Island in seiner neuen Rolle als RTL-Fernsehexperte. Aber als langjähriger Manager des FC Bayern und jetziger Ehrenpräsident wird er zugleich natürlich als gewichtige Stimme des Profibetriebes wahrgenommen - der sich in dem Machtkampf schon vor Monaten klar pro Keller positionierte.

Ein "Trauerspiel" sei die Situation, sagte Hoeneß nun: Der Generalsekretär Curtius sei "völlig überfordert", Vizepräsident Rainer Koch "glaubt ja, dass er der geeignete Präsident wäre", und Schatzmeister Stephan Osnabrügge sei "ein Arbeitsrechtler", ergo nicht qualifiziert fürs Amt, sollte das wohl heißen. Die Steuerfahndung gehe beim DFB so oft ein "wie der Briefträger". Hoeneß' Conclusio: "Diese drei ewig Unzufriedenen" versuchten das Geschäft zu machen, "und Fritz Keller ist der Leidtragende". Es brauche "personelle Konsequenzen". Das ist insgesamt noch einmal eine Steigerung gegenüber früheren Aussagen von Profivertretern. Der DFB teilte dazu mit, er weise "die subjektiv motivierten pauschalen persönlichen Angriffe zurück" und kommentiere "diese auch nicht weiter".

Eigentlich gibt es schon deutsche Kandidaten für die Jobs in der Fifa und der Uefa

Allerdings brachte Hoeneß interessanterweise nicht nur viele eindeutige Worte mit in die Sendung, sondern auch einen konkreten Personalvorschlag. Seine Idee: Sein bajuwarischer Freundfeind Karl-Heinz Rummenigge, dessen Zeit als Vorstandschef des FC Bayern im Dezember nach fast zwei Jahrzehnten endet, solle den deutschen Fußball in den Führungsgremien des Weltverbandes Fifa und der Europa-Union Uefa repräsentieren. "Dann hätte der FC Bayern, äh, der deutsche Fußball den besten Vertreter, den man haben kann", sagte Hoeneß - inklusive eines vielsagenden Versprechers.

Zwar gehört zur Vollständigkeit, dass er noch ein "irgendwann" einschob. Aber mit dem "irgendwann" ist das so eine Sache. Beim Uefa-Kongress im April stehen die nächsten Personalentscheidungen für die internationalen Spitzenverbände an, und die Kandidatenliste schloss im Januar. Für den Uefa-Vorstand schlug das DFB-Präsidium den ohnehin schon dort sitzenden Vizepräsidenten Koch vor; für den Fifa-Vorstand, in dem seit 2019 kein Deutscher mehr vertreten ist, den früheren Schalker Finanzchef Peter Peters. Dessen Wahl gilt als sicher, weil für die vier diesmal zu wählenden europäischen Plätze im Fifa-Vorstand genau vier Kandidaturen vorliegen. Koch wiederum ist einer von neun Anwärtern für acht Plätze im Uefa-Vorstand.

Die Amtszeit für beide Jobs beträgt vier Jahre. Da bräuchte es bei Rummenigge im Zweifel ein paar Jahre Geduld. Der FC Bayern beantwortete eine Anfrage, wie Rummenigge zu Hoeneß' Vorschlag stehe, zunächst nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5248357
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.