Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Hertha trennt sich von Trainer Sandro Schwarz

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Nach der Niederlage gegen Schalke 04 und dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz zieht der Verein Konsequenzen. Der neue Trainer ist ein Altbekannter.

Der schwer angeschlagene Fußball-Bundesligist Hertha BSC hat auf den Sturz ans Tabellenende reagiert und Trainer Sandro Schwarz freigestellt. Als neuer Coach soll Hertha-Urgestein Pal Dardai den krisengeplagten Klub zum Klassenverbleib führen. Das geht am Sonntag aus übereinstimmenden Medienberichten hervor.

Die Trennung von Schwarz erfolgte demnach zwei Tage nach dem bitteren 2:5 (1:2) im Kellerduell bei Schalke 04. Für Dardai, den Rekordspieler der Berliner, wird es bereits die dritte Retterungsmission an der Seitenlinie der Blau-Weißen: In den Spielzeiten 2014/15 sowie 2020/21 hatte Dardai die Berliner bereits in der Bundesliga gehalten. Im November 2021 endete die bislang letzte Zusammenarbeit. Die Saison 2018/19 unter Dardai war die bislang letzte, die Hertha BSC ohne Trainerentlassung überstand.

Dardai ist mit dem Klub nicht nur wegen seiner Verdienste eng verwurzelt. In Herthas Kader steht auch sein Sohn Marton. Der 21-Jährige stand bei der Pleite auf Schalke in der Startelf.

Das Aus von Schwarz hatte sich abgezeichnet. Die Mannschaft hatte ihre Laufrunde am Samstagvormittag noch nicht beendet, da war Schwarz in seinem schwarzen SUV schon vom Vereinsgelände gefahren. Bereits nach der Niederlage in Gelsenkirchen am Freitagabend hatte sich der Trainer rhetorisch auf seinen Rauswurf eingestellt. "Das ist realistisch. Ich bin in der Verantwortung", sagte er am DAZN-Mikrofon. Die Angst vor dem ersten Abstieg seit 2012 ist riesig in Berlin. Es sei "legitim und die Verantwortung des Klubs, sich Gedanken zu machen", führte Schwarz aus.

"Der Trainer ist die ärmste Sau, wenn man dieses Defensivverhalten sieht", sagt Manager Weber nach dem 2:5 gegen Schalke

Hertha erlebt eine höchst turbulente Saison. Ende Januar hatte der Klub Geschäftsführer Sport Fredi Bobic freigestellt. Dieser hatte daraufhin im Februar beim Arbeitsgericht Klage gegen seine Kündigung eingereicht. Der Verein hat seit nun schon sechs Ligaspielen in Serie nicht gewonnen, die Defensivleistung gegen den bis dato Tabellenletzten Schalke 04 gleich einem Systemausfall.

Argumente für eine Weiterbeschäftigung des Trainers ließen sich dementsprechend kaum noch finden. Manager Benjamin Weber versuchte es zunächst dennoch. "Wir lechzen nach Kontinuität und Stabilität bei der ganzen Unruhe, die wir haben", sagte der Sportdirektor. Doch er gab auch zu zu: "Der Trainer ist die ärmste Sau, wenn man dieses Defensivverhalten sieht." So werde es schwer mit dem Klassenverbleib, das Debakel auf Schalke sei "ein Schlag in die Fresse, jeder wird uns jetzt abschreiben". Eine "Personaldiskussion hier vor Ort" wolle er nicht führen, betonte Weber noch, kündigte aber an: "Wir werden uns besprechen, das ist doch völlig klar." Dass dabei die Trennung herauskommen würde, schien Schwarz zu ahnen.

Nun soll es Dardai, der große Teile der Mannschaft kennt und keine Eingewöhnungszeit braucht, richten. Es geht um viel: Der Absturz in die 2. Bundesliga würde Hertha weit zurückwerfen. Zugleich wäre es der Tiefpunkt einer jahrelangen Negativentwicklung, bei der Unruhe das Tagesgeschäft bestimmte, Trainer verschlissen und Gelder verbrannt wurden. Ein Trend, der pikanterweise mit der Trennung von Dardai im Sommer 2019 ihren Anfang nahm.

Sechs Ligaspiele haben Dardai und Hertha BSC nun noch Zeit, das Worst-Case-Szenario abzuwenden. Dabei empfangen die Berliner unter anderem die beiden Abstiegskonkurrenten VfB Stuttgart und VfL Bochum. "Die Mannschaft hat definitiv die Qualität, um die Klasse zu halten", behauptete Schwarz. Er selbst darf daran nicht mehr mitarbeiten.

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