Süddeutsche Zeitung

Wechsel von Kai Havertz:Auf dem Weg zum 100-Millionen-Euro-Transfer

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Joachim Löw bestätigt, dass Kai Havertz abgereist ist, um final mit dem FC Chelsea zu verhandeln. Um den Transfer nicht zu gefährden, verzichtete der Bundestrainer auf einen Einsatz gegen Spanien.

Von Philipp Selldorf, Stuttgart

Kai Havertz war einer jener Spieler, die nach den Vorstellungen des Bundestrainers von der Partie gegen Spanien besonders profitieren sollten: Ein niveauvoller Gegner, ein anständiger Wettbewerb, eine herrlich laue Nacht, und die ganze Nation sitzt am Fernseher - es herrschten also, wie es früher in der "Sportschau" immer hieß, ideale äußere Bedingungen für einen aufschlussreichen Auftritt. Bisher hatte Havertz ja erst sieben Länderspieleinsätze vorzuweisen, trotz anerkannt umfassender Begabungen zog Löw andere Spieler für die offensiven Positionen vor. Diesmal aber sollte Havertz' Stunde schlagen. Es kam anders.

Das Rätsel, warum der 21 Jahre alte Leverkusener bis zum Schluss auf der Ersatzbank verblieb, klärte der DFB am nächsten Tag mit einem Kommuniqué auf. In dieser Bekanntmachung waren noch Spuren der Debatte zu finden, die es zuvor um Havertz gegeben hatte. Gegen dessen Einsatz im Spanien-Spiel hatte nicht nur dessen Arbeitgeber Bayer Leverkusen Einspruch erhoben, sondern auch er selbst. Wegen des bevorstehenden Wechsels zum FC Chelsea wollten Klub und Spieler das Risiko einer Verletzung vermeiden. Löw fügte sich - und erteilte Havertz außerdem die Erlaubnis, am nächsten Tag das Teamquartier in Stuttgart zu verlassen, um in London den Medizincheck zu absolvieren.

"Natürlich wäre uns lieber gewesen, wenn Kai sich voll und ganz auf die Nationalmannschaft hätte konzentrieren können", erklärte DFB-Manager Oliver Bierhoff nicht ohne kritischen Unterton. Verständnis äußerte er dennoch: Man sei sich "der Bedeutung für Kai und Bayer Leverkusen bewusst".

Havertz firmiert nun als deutscher Rekordtransfer

Leverkusens Sportchef Rudi Völler räumte die Intervention auf fremdem Gelände ein und bedankte sich für das Verständnis der DFB-Leute. Es sei nun mal "eine besondere Situation". Das kann man so sehen. Havertz firmiert als deutscher Rekordtransfer. Bayer 04 empfängt rund 100 Millionen Euro Ablöse, auch er selbst wird angeblich wie ein Märchenprinz bezahlt. Eine Verletzung im Spanien-Spiel wäre womöglich ein teures Unglück gewesen.

"Wir wussten, dass heute und morgen noch die letzten Details geklärt werden sollen mit seinem Vertrag mit Chelsea", sagte der Bundestrainer in einem Video-Interview auf der Homepage des Verbandes. "Der Spieler war so ein bisschen hin- und hergerissen. Auf der einen Seite wollte er gern zur Nationalmannschaft. Auf der anderen Seite will er auch unbedingt diesen Schritt machen. Wir wissen natürlich auch um die Bedeutung und Größenordnung", erklärte Löw.

Am Sonntag in Basel gegen die Schweiz wird Havertz nicht mehr zum Kader gehören. "Es gibt die Problematik, wenn er den Vertrag unterschrieben hat und in die Schweiz einreist, muss er dann vielleicht in Quarantäne", erläuterte Löw die Situation, die sich aus der Corona-Pandemie ergibt.

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