Süddeutsche Zeitung

Handball-WM:Der Wolff-Vertreter rettet den Sieg

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Die deutschen Handballer erreichen die Hauptrunde, weil sie ein tor- und temporeiches Spiel gegen Serbien mit 34:33 gewinnen - der Mann des Abends steht aber im Tor.

Von Ralf Tögel, Kattowitz

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der WM auch ihr zweites Vorrundenspiel gewonnen. Beim knappen 34:33-Erfolg gegen Serbien wusste sich die DHB-Auswahl gegen einen der stärkeren Gegner zu steigern - und kann nun bereits für die Hauptrunde planen. Zudem nimmt sie nach der Niederlage von Algerien gegen Katar vier Zähler in selbige mit, was die Chancen auf das angepeilte Viertelfinale signifikant erhöht. "Dieser Sieg war sehr wichtig für uns", erklärte Bundestrainer Alfred Gislason, "nicht nur, was die Punkte für die Hauptrunde anbelangt. Sondern auch für das Selbstbewusstsein."

Andreas Wolff war am Sonntag der erste deutsche Nationalspieler, der das blaue Parkett der Spodek-Arena in Kattowitz zum Aufwärmprogramm betrat. Somit war die Frage geklärt, ob der für die Mannschaft so wichtige Torhüter im zweiten Spiel der Gruppe E würde mitwirken können; ein bisschen Grund zur Sorge hatte der 31-Jährige nach dem 31:27-Sieg gegen Katar im ersten Spiel ja hinterlassen. Erst hatte er mit seinen Paraden - darunter seiner Spezialität, der Spagat im Stand, bei dem er mit dem Fuß weit über Kopfhöhe gegnerische Würfe pariert - den Sieg sichergestellt, war dann aber in den Schlussminuten vom Feld gehumpelt. Doch die medizinische Abteilung hatte seine überbeanspruchte Wade wieder hinbekommen.

In Person von Wolff war also eines der größeren Mosaiksteinchen im deutschen Team weiter dabei, was dieser in der ersten Halbzeit auch unter Beweis stellte. Mann des Abends wurde dennoch sein Torwart-Kollege Joel Birlehm. Der Torhüter der Rhein-Neckar Löwen, den Bundestrainer Alfred Gislason etwas überraschend fünf Minuten vor dem Ende der ersten Halbzeit für Wolff ins Spiel brachte, avancierte in den letzten zehn Minuten zum Matchwinner, als er gegen die mit Macht auf den Ausgleich drängenden Serben kaum einen Torerfolg gestattete. "Ich war schon etwas überrascht, aber ich bin fit und habe genau dafür trainiert", erklärte der 25-Jährige nach dem Erfolg.

Auch Gislason war voll des Lobes. Zwar sei er am Anfang seiner Einsatzzeit in der erste Halbzeit noch etwas nervös gewesen, aber mit zunehmender Spieldauer und seinen Paraden "wurde er besser und spielte so, wie er bei den Rhein-Neckar Löwen spielt."

Eine besondere Qualität der deutschen Mannschaft ist es ja, dass sie keinerlei Anlaufphase benötigt. Gegen Serbien lieferte sie diesbezüglich ihr bisheriges Meisterstück ab, von der ersten Sekunde an spielte die DHB-Auswahl hoch konzentriert. Philipp Weber, der neben Spielmacher Juri Knorr begann, Rechtsaußen Patrick Groetzki und Kai Häfner, verlässlicher Torschütze und Fixstarter im rechten Rückraum, waren mit ihren Treffern einfach zu schnell für die sichtlich beeindruckten Serben.

Gislason hatte genau das angemahnt: ein hohes Maß an Konzentration und Tempo, gleichzeitig die Fehler zu minimieren - und seine Spieler kamen dem in beeindruckender Weise nach. Das allerdings war auch nötig gegen diesen Gegner, die Serben waren nicht umsonst als schwerster Kontrahent in der Gruppe eingeordnet worden. Das stellten sie auch unter Beweis, es entwickelte sich ein intensives, technisch hochklassiges und temporeiches Spiel mit sehenswerten Spielzügen, wuchtigen Eins-gegen-eins-Aktionen und schnellen Kontern auf beiden Seiten. Das Tempo war phasenweise so hoch, dass es den Abwehrreihen schwer fiel, mithalten. Das war am Halbzeitstand abzulesen, Deutschland führte 19:17.

Birlehm sichert mit seinen Reflexen den Sieg, Mertens mit seinen Toren

Auch nach der Pause verlor das Spiel kaum an Intensität, allerdings war die DHB-Auswahl da bessere Team, blieb stets in Führung und enteilte zwischenzeitlich auf bis zu vier Treffer. Vor allem Lukas Mertens wusste zu beeindrucken, entweder vollendete er die fein herausgespielten Chancen sicher, oder er verwandelte seine Konter. Der Linksaußen des deutschen Meisers SC Magdeburg war mit sieben Treffern bester Schütze der DHB-Auswahl, wobei er sich keinen einzigen Fehlwurf leistete.

In der Schlussphase wurde es dennoch wieder eng, das zweite Merkmal dieser deutschen Mannschaft. Die junge deutsche Auswahl begann offenbar über den greifbaren Erfolg nachzudenken, es schlichen sich technische Fehler ein, die Würfe fanden nicht ins Ziel, die Anspiele von Spielmacher Juri Knorr waren etwas zu ambitioniert. Eine Klassemannschaft wie die Serben, die in der Vorbereitung Europameister Schweden geschlagen haben, wissen so etwas zu nutzen.

Aber da war ja noch Joel Birlehm, der Schlussmann aus Mannheim steigerte sich von Wurf zu Wurf, egal ob von Außen, aus dem Rückraum oder frei vom Kreis: Birlehm war zur Stelle und hielt den Erfolg fest.

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