Süddeutsche Zeitung

Handball:Der dänische Weg

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Nach der dritten Niederlag in Serie entbindet Zweitligist HSC Coburg Trainer Alois Mraz von seinen Aufgaben und präsentiert Brian Ankersen als Nachfolger.

Von Ralf Tögel

Natürlich sei sein Name sofort gefallen, "aber das kann ja nicht unsere Idee sein", sagt Jan Gorr. Der Sportdirektor der Zweitliga-Handballer des HSC Coburg meint damit die Philosophie des Vereins, nach dem Abstieg aus der ersten Bundesliga "eine neue Mannschaft aufzubauen, die in Zukunft attraktiven und erfolgreichen Handball spielt". Und dieses Ziel haben die Verantwortlichen des HSC bereits nach sechs Spielen in Gefahr gesehen. Deshalb wurde Trainer Alois Mraz am Dienstagabend von seinen Aufgaben entbunden. Dreimal hatten die Coburger hintereinander verloren, und die Stimmen waren immer lauter geworden, dass es einer Veränderung bedarf, berichtet Gorr. Und weil sich der Zeitpunkt so früh in der Saison denkbar schlecht für eine Trainersuche eignet, lag natürlich der Ruf nach einer Rückkehr von Gorr auf den Trainerstuhl nahe, der die Mannschaft schließlich jahrelang erfolgreich geführt hat.

Sportdirektor Jan Gorr vermisste die Entwicklung in der Mannschaft und sah den Zeitpunkt gekommen, "etwas zu ändern"

Aber der Sportdirektor habe "alle Hände voll zu tun" und außerdem eben eine andere Idee gehabt, wie das Team zu alter Stärke zu führen sei. Und noch wichtiger: Gorr hatte auch einen neuen Trainer parat: Mit sofortiger Wirkung übernimmt der Däne Brian Ankersen die sportliche Verantwortung beim Zweitligisten. "Ich hatte ihn schon länger auf dem Schirm", erzählt Gorr, aufgefallen war ihm der 33-Jährige, als dieser in der vergangenen Saison beim abstiegsgefährdeten Zweitligisten SG BBM Bietigheim überraschend den Cheftrainerposten des geschassten Hannes Jon Jonsson übernahm und die Mannschaft mit einer beeindruckenden Serie aus dem Abstiegskampf und auf den sechsten Platz führte. Ankersen wird bereits am kommenden Samstag im Heimspiel gegen den ASV Hamm Westfalen (19.30 Uhr) auf der Bank sitzen und soll der Mannschaft die offenbar abhanden gekommene Siegermentalität einimpfen.

Das trauten die Verantwortlichen dem Tschechen Alois Mraz, mit dem der HSC vergangene Saison aus der ersten Liga abgestiegen war, nicht mehr zu. Zwar sei der 13. Tabellenplatz mit 4:8 Punkten kein Grund für Panik, aber Gorr vermisste eben die angepeilte Entwicklung der Mannschaft und sah "den Zeitpunkt gekommen, etwas zu ändern". Was dann recht schnell vonstatten ging: Am Montag habe es einen ersten Austausch mit Ankersen gegeben, tags darauf wurde dieser vertieft, und schon am Dienstagabend sei man in einer Sitzung mit dem Aufsichtsrat zu der Entscheidung gekommen, dem Dänen einen Vertrag bis 2023 anzubieten. Nun falle der Neustart gründlicher aus, als ursprünglich vorgesehen, denn neben dem Gros der Spieler ist nun auch der Trainer ausgetauscht.

Dass Ankersen zur Verfügung stand, ist dem Umstand zu verdanken, dass sein Wirken in Bietigheim trotz des großen Erfolgs befristet war, denn im ehemaligen spanischen Weltmeister Iker Romero stand der Nachfolger von Jonsson bereits fest und Ankersen kehrte nach seiner Zeit als Interimstrainer in den Jugendbereich des Zweitligisten zurück, wo er ebenfalls erfolgreich tätig war. Der Chefposten in Coburg ist für den Dänen eine große Chance. Gorr glaubt zudem, genau den richtigen Mann gefunden zu haben: "Brian hat die dänische Schule durchlaufen und identifiziert sich mit unserer Philosophie, dem Coburger Weg, vollumfänglich." Dabei stehe die Entwicklung junger, talentierter Spieler, die attraktiven und begeisternden Handball spielen, im Vordergrund, wodurch nicht zuletzt die Zuschauer in dieser schwierigen Situation zurück in die Halle geholt werden sollen. Und Gorr hat weiter genügend Zeit für seine Aufgaben als Sportdirektor.

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