Süddeutsche Zeitung

Golf:Halber Marathon in Hamburg

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Die Porsche European Open finden an nur drei Tagen statt - dafür aber vor Zuschauern. Martin Kaymer bestreitet das Turnier mit seinem Bruder am Bag.

Von Felix Haselsteiner

Kurz vor Turnierstart bekamen die Porsche European Open doch noch ihren erhofften Sonderstatus. Als Modellwettbewerb wurde das Golfturnier in der Nähe von Hamburg unter der Woche ausgeschrieben, was technisch klingt, aber für das europäische Golf ein kleiner zeitgeschichtlich relevanter Punkt ist: Zum ersten Mal seit dem Beginn der Pandemie werden auch in Europa wieder Zuschauer bei einem Golfevent sein dürfen. 2000 Tickets gibt es für jeden Tag, eintreten darf man allerdings nur mit negativem Test. "Es waren intensive Wochen, aber es hat sich gelohnt", sagte Turnierdirektor Dirk Glittenberg am Donnerstag, die Freude war allerdings nicht nur beim Veranstalter vorhanden.

"Allen voran ist es schön bei einem Event in Europa wieder vor Zuschauern spielen zu können", begann Martin Kaymer am Freitag seine Pressekonferenz - was durchaus ungewöhnlich ist, normalerweise nämlich wäre der Freitag bereits der zweite Turniertag. Aufgrund der Einreisebestimmungen aus England jedoch verlegten die Veranstalter den Start auf Samstag und verkürzten das Turnier: Drei Runden werden auf den Green Eagle Courses bis Montagnachmittag gespielt, statt der normalen vier.

Kaymers Bruder vertritt den Stammcaddie

Für Kaymer bedeutet das einerseits eine Anpassung des Rhythmus - man spiele eher einen "halben Marathon" mit dem verkürzten Modus - und an die Umstellung an seiner Seite. Stammcaddie Craig Connelly nämlich konnte nicht aus Schottland nach Deutschland einreisen, Kaymer musste daher nach Ersatz suchen und fand diesen in seinem Bruder und Manager Philip Kaymer, der den ehemaligen Weltranglistenersten bereits in den Anfängen seiner Karriere als Caddie begleitete. Eine Umstellung sei das durchaus, so Kaymer: "Er kennt mein Spiel ja nicht mehr so wie damals. Und ich kenne mein Spiel immer noch am besten. Und da werde ich natürlich ein bisschen mehr machen müssen, als in den Turnieren mit Craig." Die Aussicht, "Zeit miteinander zu verbringen und ein Turnier gemeinsam zu spielen" schien Kaymer dennoch zu gefallen, begleiten werden ihn zudem einige eingeladene Freunde - und nicht allzu viele Gedanken an die kommenden Wochen.

Im Juni nämlich steht mit den US Open im kalifornischen Torrey Pines das nächste Saisonhighlight für Kaymer an, als ehemaliger Sieger ist er beim dritten Major des Jahres automatisch qualifiziert. Nach dem verpatzten Start bei der PGA Championship, wo er am Cut scheiterte, ruhen die Hoffnungen nun auf dem nächsten Major - und einem erfolgreichen Sommer in Europa, den Kaymer bräuchte, um sich für das europäische Ryder-Cup-Team zu empfehlen. Der Platz in Hamburg, einer der längsten und schwierigsten auf der European Tour, passt also ganz gut zur Vorbereitung auf Kalifornien. "Auf dem Golfplatz hier musst du schon spielen können", sagte Kaymer: "Hier musst du viele clevere Schläge machen, auch ab und an mal von der Fahne wegschlagen - weil es einfach sehr, sehr eng und das Risiko schon sehr hoch ist." Eine ähnliche Strategie verfolge man auch bei den Majors.

Das Turnier in Hamburg kommt vor allem des anspruchsvollen und modernen Platzes wegen gut bei den Profis an, der Mexikaner Abraham Ancer - gemeinsam mit Vorjahressieger Paul Casey aktuell in den Top 20 der Weltrangliste platziert - sprach davon, dass der Kurs ein "echtes Biest" sei. Trotz der Verkürzung auf drei Tage ist also mit einem engen Turnier und vergleichsweise hohen Scores zu rechnen, was bei den Zuschauern gut ankommen dürfte, sowohl im Fernsehen als auch bei der Rückkehr zum Platz.

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