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Golf-Masters in Augusta:Wenn "Tiger-Roars" über den Golfplatz hallen

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Tiger Woods strebt in Augusta seinen nächsten Major-Titel an, doch als Führender geht Francesco Molinari in die Schlussrunde - mit zwei Schlägen Vorsprung.

Von Felix Haselsteiner

Die 63 ist eine fast schon mystische Nummer im Augusta National Golf Club. Nur zwei Golfspieler spielten in der langen, prestigeträchtigen Geschichte des Masters eine Runde mit neun Schlägen unter dem Platzstandard von 72 Schlägen: Nick Price und Greg Norman stellten 1986 beziehungsweise 1996 den Platzrekord auf, der seither fast schon sagenumwoben ist, weil ihm nur wenige der weltbesten Golfer überhaupt nahekommen konnten.

Umso bemerkenswerter war der Verlauf der dritten Runde des Masters am Samstag, in der sich gleich drei Spieler anschickten, Price und Norman in den Schatten zu stellen. Patrick Cantlay, Webb Simpson und Tony Finau scheiterten letzten Endes nur an einem Schlag, doch auch die Runden von 64 hatten einen deutlichen Effekt, vor allem für den Letztgenannten: Mit einem Score von insgesamt elf Schlägen unter Par ist der Amerikaner Finau bei seiner zweiten Masters-Teilnahme als geteilter Zweiter voll dabei im Geschehen.

Dass der sonst so gefürchtet schwierige Kurs in Augusta sich am Samstag vergleichsweise freundlich präsentierte, lag vor allem an den angenehmen Klimabedingungen. Der Regen der vergangenen Woche hatte die Grüns weich und damit leichter anspielbar werden lassen, das warme und nahezu windfreie Wetter am Samstag ließ die Bälle weit fliegen und gut kontrollieren. Die besten Spieler der Welt griffen an: Die 64er-Runden des genannten Trios waren nur die Spitze des Eisbergs, dahinter schob sich die Spitzengruppe eng zusammen, sechs Spieler liegen vor der Schlussrunde innerhalb von nur vier Schlägen.

Woods spielt um den Sieg mit - die deutschen Golfer nicht

Unter den Kandidaten für das grüne Jacket, das der Masters-Sieger traditionell am Sonntag erhält, ist auch der Golfer, der die Zuschauer in Augusta mit großem Abstand am meisten elektrisiert: Tiger Woods ist nach 54 von 72 Löchern ebenfalls Zweiter, ihm werden auch am Sonntag die meisten Anhänger folgen. Weil die Löcher auf dem vergleichsweise kleinen Gelände in Augusta nahe beieinander liegen, hört man das Raunen der Patrons, wie die Zuschauer beim Masters genannt werden, fast über den ganzen Platz. Wenn Woods einen Putt versenkt, ist dieses Raunen noch einmal unvergleichlich lauter. Jene sogenannte "Tiger-Roars" hörte man am Samstag häufig, mit einigen Schlägen, die an die Hochzeit seiner Karriere erinnerten, brachte sich der viermalige Masters-Champion einem erneuten Triumph näher.

Als Führender mit zwei Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde geht jedoch der Italiener Francesco Molinari - jener Spieler also, der im Juli vergangenen Jahres schon einmal Woods einen Major-Titel verwehrte. Damals spielte Molinari bei der Open Championship in Großbritannien zu gut, zu konstant für den Altmeister, auch in Augusta wirkt der Italiener nahezu unschlagbar: In den bisherigen drei Runden spielte er gerade einmal einen einzigen Bogey.

Während Molinari und Woods sich am Sonntag als finale Gruppe auf den Weg machen werden, können sowohl Bernhard Langer als geteilter 50. (+2) als auch Martin Kaymer als geteilter 57. (+3) bei der Entscheidung nichts mehr mitreden - und müssen früh aufstehen: Weil für den Nachmittag am Sonntag schwere Gewitter vorhergesagt sind, starten die Spieler bereits ab 7.30 morgens (die Übertragung in Deutschland läuft ab 15 Uhr), vermutlich mit deutlich mehr Wind. Nick Price und Greg Norman können daher beruhigt sein: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich am Sonntag jemand ihrem Platzrekord nähert, ist eher gering.

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SZ vom 14.04.2019
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