Süddeutsche Zeitung

Futsal-Regionalliga:Schmerzhafter Ruhm

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Michael Loroff ist Futsal-Torwart beim Regionalligisten Deisenhofen und klopft an die Tür der Nationalmannschaft. Sein Klub startet am Wochenende in die zweithöchste Spielklasse.

Von Stefan Galler, Oberhaching

Sein Job gehört wohl zu jenen im Sport, die auf der Beliebtheitsskala nicht gerade auf den Spitzenplätzen liegen. Denn wer sich darauf einlässt, beim Futsal ins Tor zu gehen, muss hart im Nehmen sein. "Es fordert Mut, außerdem schadet es nicht, wenn man ein bisschen schmerzfrei ist", sagt Michael Loroff, Torwart des Futsal-Regionalligisten FC Deisenhofen und neuerdings Mitglied im Kreis der Futsal-Nationalmannschaft. "Das ist wie beim Handball, man kann gar nicht ausweichen und muss sich schon manchmal ganz schön abschießen lassen."

Für Loroff, 20, ist das kein Problem, er ist Torwart mit Leib und Seele. Und das schon von klein auf. In der Fußball-Jugend stand er beim SC Fürstenfeldbruck im Kasten, bei einem großen U11-Turnier entdeckte ihn ein Scout des TSV 1860 München, weil er gegen die Bayern ein paar Siebenmeter hielt. Später wechselte der Münchner zum FC Augsburg, spielte dort in der U15-Regionalliga, aber immer öfter auch in der Halle, prompt wurde er mit diesem Jahrgang der Schwaben deutscher Futsal-Meister. Später wiederholte er dieses Kunststück mit der Deisenhofener U19. Auch wenn es ihm nicht ganz leicht gefallen ist, hat Loroff mittlerweile doch akzeptiert, dass er es wohl nur bei der Indoor-Variante der Balltreterei wirklich weit bringen kann. Und das hängt vor allem mit den kleineren Toren zusammen, die der Keeper dort sauber zu halten hat. Denn Loroff ist nur knapp über 1,70 Meter groß, nicht die besten Voraussetzungen für einen Torwart im 2,44 Meter hohen Kasten im Freien. Dennoch gehört er auch weiterhin zum Bayernliga-Kader des FC Deisenhofen, vertritt die Nummer eins Enrico Caruso beispielsweise in den Pokalspielen, wobei er gegen Pipinsried im Elfmeterschießen zum Matchwinner wurde: Zwei Bälle hielt er, sein eigener war drin - Deisenhofen kam weiter (in der nächsten Runde war dann jedoch Endstation).

"Ich will auf alle Fälle auch draußen weiterhin im Tor stehen und ich spiele ja auch regelmäßig in der zweiten Mannschaft", sagt Loroff, der Fußballmanagement am Internationalen Fußball-Institut (IFI) in Ismaning studiert und außerdem als Individualtrainer für Torhüter an diversen Fußballschulen tätig ist. Fußball nimmt also viel Raum ein in seinem Leben. In den nächsten Monaten rückt nun die spezielle Disziplin Futsal wieder in den Mittelpunkt, an diesem Samstag startet der FC Deisenhofen mit einem Auswärtsspiel bei Futsal Allgäu in die neue Regionalligasaison, die zweithöchste Spielklasse.

Und auch wenn Loroff vom Aufstieg in die neu geschaffene eingleisige Bundesliga träumt, ist ein Aufstieg nicht realistisch, was vor allem an den Rahmenbedingungen liegt, wie Martin Mayer, der Futsal-Beauftragte im Verein, bestätigt: "Wir haben finanziell nicht die Mittel, um das ernsthaft zu verfolgen, außerdem sind wir ein Fußballverein und Fußball ist die Nummer eins", so Mayer weiter. Da der Kern der Futsaltruppe aus Freiluftfußballern besteht, sich die Spielpläne von Futsal und Fußball überlappen und die Popularität des Hallenzaubers nicht an den Freiluftkick heranreicht, wird sich daran beim FCD auch nicht viel ändern. Anders als beispielsweise beim FC Penzberg, dort haben die Futsaler als einziges bayerisches Gründungsmitglied in der neuen Bundesliga einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Bezirksligafußballer im Freien. Und sie sind gleich mal mit einem Sieg gegen Hamburg und einem Remis in Mainz in die erste Saison gestartet.

In Deisenhofen will man laut Martin Mayer in der Regionalliga auf alle Fälle wie in den vergangenen Jahren wieder vorne mitmischen. Zu den Meisterschaftsfavoriten dürfte Jahn Regensburg zählen. Für den FCD geht es "vor allem um den Spaß", sagt Mayer. Andererseits sei es kaum erbaulich, von Spielen in Frankfurt oder Stuttgart mit leeren Händen heimzukehren. Der Ehrgeiz spielt also auch eine Rolle. Der 34-Jährige ist einer der Futsal-Pioniere im Klub: "Wir wollten halt auch im Winter kicken, also haben wir damit angefangen", erzählt er. Neben dem ersten Trainer Tom Dötsch hatte vor allem der tschechische Ex-Nationalspieler Roman Tyce, der in der Gemeinde Oberhaching wohnt, einen großen Anteil am Aufschwung des Hallenfußballs im Verein. Selbst jetzt, als Co-Trainer der SpVgg Unterhaching, lässt sich Tyce oft beim Futsaltraining der alten Kollegen sehen.

Seinen Torwart Michael Loroff hält Martin Mayer übrigens insgesamt für einen "überragenden Kicker", der nicht nur "auf der Linie brutal stark" sei, sondern auch über gute fußballerische Fähigkeiten verfüge. Und deshalb sei er auch nicht überrascht, dass der 20-Jährige zuletzt mehrfach für das Futsal-Nationalteam nominiert wurde, auch wenn er auf sein Debüt noch wartet. Wenn es dann so weit ist, wird sich Loroff bestimmt wieder bereitwillig abschießen lassen von den Gegnern, auch wenn es weh tut.

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