Süddeutsche Zeitung

Fußball:Klopp düpiert Barça - und streitet mit Zeitung

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Jürgen Klopp saß ruhig auf der Getränkebox am Spielfeldrand, und über lange Zeit hatte es den Anschein, als würde die kühlende Wirkung der Plastikbox tatsächlich auf den gerne so hitzigen Spielbeobachter ausstrahlen. Der Trainer des FC Liverpool schaute entspannt zu, was sein Team da mit dem großen FC Barcelona veranstaltete.

Es war eine Demonstration der Reds, ein 4:0 gegen Lionel Messi, Luís Suárez und Kollegen vor 89.845 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion. Natürlich zeigte Klopp am Ende dann doch noch die sägende Faust. Doch gleichzeitig war dem Mann auf der Kühlbox klar: Es war der International Champions Cup, ein Treffen zum Test, früher nannte man es Freundschaftsspiel.

Auch wenn er "glücklich über das Ergebnis und weite Teile des Spiels" sei, wolle er den Sieg deshalb "nicht überbewerten", sagte Klopp später am Abend und kühlte die aufkommende Euphorie gleich wieder herunter. Der Schwabe schaute nach vorne - und dabei im Hinblick auf den Liga-Start am kommenden Sonntag gegen den FC Arsenal vor allem auf den Spielermarkt.

Trotz des überzeugenden Erfolgs durch Tore von Zugang Sadio Mané (15. Minute), Javier Mascherano mit einem Eigentor (47.), Divock Origi (49.) und Marko Grujic (90.+1), schließt Klopp weitere Einkäufe nicht aus. "Wir müssen unsere Augen offenhalten, das ist absolut klar, und wir werden das auch tun", sagte er. "Wir haben die Möglichkeit zu reagieren, wenn wir müssen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir genau das auch machen werden".

Sorgen muss sich Klopp erstmal um James Milner machen, der die Partie noch vor der Pause beenden musste. "Es sieht nicht so gut aus", meinte Klopp, der mit seinem Team an diesem Sonntag noch bei seinem Ex-Club FSV Mainz 05 antritt.

Für die Spanier, bei denen Nationalmannschaftstorhüter Marc-André ter Stegen in der Startformation stand war das 0:4 die erste Niederlage im International Champions Cup. Nach einem 3:1 über Celtic Glasgow und einem 4:2 über den englischen Meister Leicester City gelang zudem erstmals auch kein Tor. "Barça ist solche Niederlagen wie das 0:4 gegen Liverpool nicht gewohnt", hieß es auf der Homepage der Katalanen.

"Es war nicht unser Tag", meinte Trainer Luis Enrique, der mit seiner Mannschaft am kommenden Sonntag gegen den FC Sevilla um den spanischen Super Cup antritt. Vor allem bei den letzten beiden Toren ließ sich die Defensive des spanischen Meisters etwas naiv vom Pressing der Engländer beeindrucken. So blieb Trainer Enrique mit Schlusspfiff nur die Gratulation an Klopp, der sich dafür natürlich von seiner Box erhob.

Klopp gegen The Sun

Als der Trainer wenig später auf dem Podium des Presseraums im Wembley-Stadion Platz genommen hatte, verflüchtigte sich die Entspannung denn auch gleich wieder. Klopp legte sich mit der einflussreichen britischen Boulevardzeitung The Sun an, einem Reporter des Blattes verweigerte er die Antwort."Ich spreche nicht mehr mit der Sun", sagte Klopp: "Es ist nichts Persönliches, aber Sie arbeiten noch immer für die Sun, richtig? Sie können zuhören und schreiben, was Sie wollen. Das ist alles."

Über die Gründe für diesen Boykott machte Klopp lediglich vage Angaben. "Es liegt nicht daran, dass ich für Liverpool arbeite", sagte Klopp. Damit spielte der frühere Dortmunder Meistertrainer wohl darauf an, dass die Sun wegen ihrer Berichterstattung über die Hillsborough-Katastrophe von 1989 in der Stadt nicht sonderlich beliebt ist. Der ehemalige Dortmund- und Mainz-Coach fügte nur hinzu: "Es liegt an ein paar Dingen, die in den kommenden Tagen oder Wochen passieren werden."

Noch in der Nacht zu Sonntag veröffentlichte The Sun einen Artikel über das Privatleben und mögliche Eheprobleme bei Liverpool-Profi Dejan Lovren mit einem fragwürdigen Klopp-Zitat. Ein erster Anhaltspunkt.

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