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Pokalerfolg gegen Darmstadt:Frankfurt singt "Kolo, Kolo, Kolo ..."

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Die Eintracht formuliert ambitionierte Ziele für alle drei Wettbewerbe. Der Sieg im DFB-Pokal gegen Darmstadt 98 zeigt, wie sehr die Mannschaft dafür Stürmer Randal Kolo Muani braucht.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Es gibt gleich mehrere Kulthymnen, die Fans von Eintracht Frankfurt jederzeit parat haben. "Schwarz-weiß wie Schnee" von der Thrash-Metal-Band Tankard ist einer dieser Songs, die gute wie schlechte Zeiten überdauern. Er dröhnte auch vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Darmstadt 98 aus der Lautsprechern - trotz der zuvor bekannt gewordenen Kokain-Ermittlungen gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer -, ehe die Gastgeber in einem Spektakelspiel den Zweitliga-Spitzenreiter mit 4:2 (2:2) niederrangen.

Wenn ein Fußballspiel wie gemacht dafür war, von den Vorwürfen gegen den Vereinsboss abzulenken, dann dieses am Dienstagabend. Die Frankfurter wahrten mit dem Sieg Optionen in drei Wettbewerben. Und offenbar reicht es dem Trainer Oliver Glasner nicht, dass Manager Markus Krösche mit dem Erreichen des Pokalfinales, einem Weiterkommen im Champions-League-Achtelfinale gegen Neapel und mindestens Platz vier in der Liga zuletzt bereits enorme Ziele formuliert hatte. Am Ende zähle doch nur, "den Pott in den Händen zu halten. Das wollen wir", sagte der Österreicher. Er sei "glücklich, erleichtert und froh, dass wir gegen richtig gute Darmstädter gewonnen haben".

Durch Angreifer Mathias Honsak (29. und 31. Minute) ging der Außenseiter zwischenzeitlich sogar 2:1 in Führung, doch auf der Gegenseite war ein Stürmer zu finden, der laut Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht "vier Stockwerke" höher steigt: Randal Kolo Muani. Ein Ausbund an Wucht und Willen ist der Franzose, der von nichts und niemand zu halten ist. "Ich freue mich, dass ich meine Qualitäten immer besser ausspielen kann", sagte er, nachdem er nicht nur das frühe 1:0 (6.) und das späte 4:2 (90.) erzielt, sondern für Daichi Kamada auch das 3:2 (62.). aufgelegt hatte. Nur am fein herauskombinierten 2:2 durch Rafael Borré (44.) hatte Frankfurts Mittelstürmer keinen Anteil.

Wettbewerbsübergreifend 14 Tore und 15 Vorlagen hat Muani, der aktuell beste Bundesliga-Scorer, auf seiner ersten Auslandsstation bereits zustande gebracht. Der ebenso überzeugende Mario Götze, der bereits mit Dortmund, Bayern und PSV Eindhoven Pokalsieger geworden ist, fand Worte der Anerkennung. "Er bringt eine unheimliche Qualität mit, gerade auch im Abschluss. Er gibt unserem Spiel sehr, sehr viel. Er ist ein sensationell guter Spieler", sagte er im ARD-Interview.

Der Vertrag von Randal Kolo Muani in Frankfurt gilt bis 2027

Götze selbst wirkt mit 30 Jahren so drahtig wie nie zuvor und findet für seine Pässe in Muani, 24, einen Abnehmer, der die Komplimente umgehend zurückgab: "Meine tiefen Läufe passen gut zu meinen Mitspielern, die hart arbeiten, um mich glänzen zu lassen. Wir passen einfach gut zusammen." Der gegenseitige Nutzen ist offenkundig und erinnert ältere Semester bei der Eintracht an selige Zeiten, als Uwe Bein einst einen Anthony Yeboah mit besten Grüßen auf die Reise schickte und damit den "Fußball 2000" erfand.

Die beiden Unterschiedsspieler der Gegenwart weisen zudem eine interessante Fast-Parallele auf: So wie Götze 2014 Deutschland in der Verlängerung zum Weltmeistertitel gegen Argentinien schoss, hätte es auch Muani mit Frankreich im Finale 2022 beinahe getan, wenn nicht der argentinische Torwart Emiliano Martinez in letzter Sekunde seinen Fuß ausgefahren hätte. So muss Muani, anders als Götze, nicht mit den Gefahren leben, die so ein Tor für die Karriere mit sich bringt. Kürzlich sprach eroffen darüber, wie sehr ihn dieser "Rückschlag" beschäftigt habe: "Aber es ist etwas, was mich stärker gemacht hat".

Den Beleg erbringt der im Sommer ablösefrei vom FC Nantes gekommene Pariser gerade im Drei-Tage-Rhythmus. Insofern passt das neue Lied sehr gut, das sich die Frankfurter Fankurve ausgedacht hat. Über den Refrain von "No Limit" des Neunzigerjahre-Eurodance-Duos 2 Unlimited wurden jene Verse gelegt, die in englischen Stadien mal den Brüder Yaya und Kolo Touré galten: "Kolo, Kolo, Kolo..."

Bliebe bloß die Sorge der Fans, dass der neue Liebling bald weiterzieht. Manager Krösche hat jedoch nicht vor, den Eintracht-Profi mit dem größten Renditeversprechen schnell zu Geld zu machen. "Wenn Spieler sich deutlich schneller entwickeln als der Klub, bin ich bereit, sie ziehen zu lassen, aber diesen Zeitpunkt sehe ich bei Randal noch nicht." Dass Kolo Muani seinen bis 2027 laufenden Vertrag bei den Hessen erfüllt, dürfte allerdings ebenfalls ausgeschlossen sein.

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