Süddeutsche Zeitung

Mick Schumacher bei Mercedes:Endlich mal mit Profis arbeiten

Lesezeit: 2 min

Mick Schumacher kommt bei Mercedes als Test- und Reservefahrer unter. An der führenden Adresse der Formel 1 kann er seine Karriere flottbekommen - und darf sich perspektivisch Hoffnung machen auf ein Stamm-Cockpit.

Von Philipp Schneider

Aus Sicht von Mick Schumacher haben sich in dieser Woche ein paar Puzzleteile ineinandergeschoben, die mit etwas Fantasie eine Vision formen, die ihm durchaus gefallen dürfte. Das wichtigste Detail verkündete am Donnerstag der Rennstall Mercedes: als er, wie seit Wochen erwartet, bekannt gab, dass er Schumacher ab der kommenden Saison Unterschlupf bieten wird als Test- und Reservefahrer in der Formel 1.

Für den 23-Jährigen, dem das Team Haas nach zwei Lehrjahren den Vertrag nicht verlängert hatte, bedeutet dies, dass er seinen Traum am Leben halten kann, eines Tages vielleicht doch noch in einem konkurrenzfähigen Auto um Rennsiege fahren zu dürfen. Zunächst aber wird er den Stammfahrern Lewis Hamilton und George Russell zuarbeiten - und eine Menge lernen.

Regelmäßig wird er in den Simulator am Hauptquartier von Mercedes in Brackley steigen und helfen, den für das erfolgsverwöhnte Team in der Vorsaison so enttäuschenden Rennwagen wieder rundum flottzubekommen. Die Bedeutung der Simulationsfahrer hat stark zugenommen, seit Testfahrten auf der Strecke bis auf die wenigen Tage vor dem Saisonstart reduziert wurden. Schumacher wird nun derjenige sein, der an Rennwochenenden mögliche Änderungen an Hamiltons Silberpfeil in der virtuellen Welt erprobt, bevor sie in der Realität umgesetzt werden. Zusätzlich wird er auf der Strecke einspringen, wann immer Russell oder Hamilton nicht fahren können.

Das Umfeld sei "sehr wettbewerbsintensiv und professionell", sagte Schumacher über seinen Arbeitgeber, der in den vergangenen neun Jahren acht Mal die Konstrukteursweltmeisterschaft gewann. Und wer sich hier ein "Was man über mein vergangenes Team nicht sagen konnte" mitdachte, der lag damit sicher nicht völlig daneben.

Schon Vater Michaels Karriere wurde von Mercedes angeschoben

Mit großem Interesse wird Schumacher zugleich verfolgt haben, was sich zwei Tage vorher vollzogen hatte im für die Winterzeit ungewöhnlich betriebsamen Gewerbe der Formel 1: Da hatte Schumachers Landsmann Andreas Seidl seinen Teamchefposten bei McLaren aufgegeben, um beim künftigen Audi-Projekt anzuheuern. Der 46-Jährige unterschrieb als Vorstandsvorsitzender bei Sauber, also jenem Rennstall, der in den kommenden Jahren Stück für Stück von Audi einverleibt werden wird - ehe die vier Ringe ab 2026 als Werksteam antreten werden. Ein deutsches Team mit einem deutschen Chef und einem deutschen Fahrer: diese Vision ist seit der Unterschrift Schumachers bei Mercedes garantiert nicht unwahrscheinlicher geworden. Und dass sich Teamchef Toto Wolff um seine Reservisten kümmert und gerne mal zu einem Stamm-Cockpit verhilft, das lehren die Karrieren von Esteban Ocon, George Russell und zuletzt Nyck de Vries.

Er sehe einen "intelligenten jungen Mann", sagte Wolff nun über Mick Schumacher, und noch etwas: "Die Familie Schumacher hängt mit Mercedes eng zusammen." Schon Vater Michaels Karriere wurde von Mercedes angeschoben, am Ende dieser kreiste er als Rekordweltmeister selbst im Silberpfeil. Dass Mick Schumacher für seinen nächsten Karriereschritt eine Verbindung kappen musste, die seinem Vater heilig ist, ist nicht ohne Ironie: Sein Ausbildungsvertrag mit der Scuderia Ferrari, der seit 2019 bestand und ohnehin ausgelaufen wäre, wurde jetzt im beidseitigen Einvernehmen aufgelöst.

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