Süddeutsche Zeitung

DFB-Elf in Amsterdam:Alarmstufe Oranje

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Das Testspiel gegen die Niederlande markiert für die DFB-Elf den Einstieg in höhere Schwierigkeitsgrade. Für Ende Mai plant Bundestrainer Flick ein dreiwöchiges Trainingslager.

Von Philipp Selldorf, Amsterdam

Dem FC Bayern wünscht der ehemalige FC-Bayern-Angestellte Hansi Flick üblicherweise nur das Beste, es könnte demnächst aber passieren, dass er es doch mal zu schätzen weiß, wenn der FC Villarreal oder der FC Liverpool ein Tor gegen den alten Verein schießen. Flick steckt da durchaus in einem Dilemma: Er möchte gern erleben, dass seine Bayern und seine Nationalspieler in der Champions League erfolgreich sind, doch er würde auch gern von ihrem Misserfolg profitieren. Sein Bayern-Herz und seine WM-Planungen sind da nicht im Einklang.

Bevor er richtig in den Zwiespalt einsteigen kann, geht es für den Bundestrainer und seine Nationalelf aber erstmal darum, am Dienstagabend in Amsterdam ein präsentables Testspiel gegen die bewährten Fußball-Freunde aus den Niederlanden zu bestreiten.

Das DFB-Team reist mit der Empfehlung an, nicht nur unbesiegbar, sondern auch immer siegreich zu sein: Dass es in den acht Spielen unter Flicks Regie achtmal gewann und 33:2 Tore schoss, hat sich auch im Nachbarland herumgesprochen. Aber auch die Holländer wissen, dass die Erfolge gegen Gegner wie Island, Armenien oder Liechtenstein erzielt wurden, hält sich ihre Bewunderung wohl in Grenzen. Zumal Trainer Louis van Gaal sowieso nur eine einzige Form von Bewunderung duldet - eine, die ihm selbst gewidmet ist.

Die Begegnung mit Holland markiert für Flick und seinen Stab den Einstieg in die höheren Schwierigkeitsgrade, Alarmstufe Oranje wird allerdings auf moderatem Level aktiviert - noch befindet sich das Team im Testmodus. Wenn sich die Spieler Ende Mai in Herzogenaurach treffen, um die vier Nations-League-Partien im Juni vorzubereiten, wird das Ernstfallniveau schon höher sein: Dann werden Italien, England und Ungarn die Gegner sein.

Ohne die Bayern-Spieler wäre das Trainingslager deutlich weniger sinnvoll

Flick überlegt nun, diesen Anlass für ein vorgezogenes WM-Trainingslager zu nutzen - unmittelbar vor dem Turnier im November wird dafür keine Zeit sein. Er würde seine Leute gern bereits nach dem DFB-Pokalfinale am 21. Mai ins Frankenland bitten. Bis zu drei Wochen wäre das Team dann zusammen, vier Nations-League-Einsätze inbegriffen.

"Uns würde es gut tun, nochmal ein paar Trainingstage extra zu haben", erklärte der Bundestrainer den neuen Plan, den er mit einigen Spielern schon besprochen hat. Hier beginnt nun aber das besagte Bayern-Problem: Sollten die Münchner das Endspiel der Champions League erreichen (28. Mai), wäre das Meeting nur noch halb so sinnvoll. Hieße der andere Finalist FC Chelsea, dann wären sogar, wie Flick errechnet hat, "zehn Spieler nicht da".

Schon in Amsterdam fehlt in Gestalt von Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Niklas Süle und Serge Gnabry ein großer Teil der Bayern-Fraktion. Der andere Teil wird wohl zur Startelf gehören, auch daran lässt sich ablesen, dass die nächste Ernstfall-Stufe erreicht ist.

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