Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Eine kleine Gala

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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Freudig und beschwingt kamen sie alle aus dem Kabinengang. Auch Uli Hoeneß, obwohl er eigentlich nur vor die Medien trat, um Kritik zu üben. Natürlich nicht an jenem souveränen und auch in der Höhe stimmigen 6:0 (2:0) seines FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg, mit dem die Münchner erstmals seit dem fünften Spieltag wieder die Tabelle vor Borussia Dortmund anführen. Hoeneß ging es nun aber vor allem darum, seinen Unmut über die kolportierten Zahlen auszudrücken, die die künftige Kooperation mit BMW dem FC Bayern einbringen sollen.

Es stimme, dass der Autohersteller den Konkurrenten Audi als Teilhaber ablösen werde, bestätigte der Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende. Aber, sagte er über die angeblichen Gesamteinnahmen in Höhe von 800 Millionen Euro: "Ich finde es unsäglich, dass man irgendwelche Summen in die Welt setzt. Die Summen, die da rumgeistern, stimmen hinten und vorne nicht."

Nachdem er das losgeworden war, sprach er entgegen seiner vorherigen Ankündigung doch noch über den Führungswechsel in der Bundesliga, der die Münchner nicht nur im Titelkampf bestärkte, sondern auch für das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch gegen den FC Liverpool. "Wir sind natürlich glücklich, dass wir endlich mal wieder da oben sind", sagte Hoeneß nun wieder heiter über den "Platz an der Sonne", den Robert Lewandowski mit seinen Saisontoren 16 und 17 (37./85.), Serge Gnabry (34.), James Rodríguez (52.), Thomas Müller (76.) und Joshua Kimmich (82.) herausgeschossen hatten.

"Das Momentum haben wir auf unserer Seite."

Wieder auf Platz eins zu stehen, wie es sich nach dem Münchner Selbstverständnis gehört, "fühlt sich sehr gut an", befand auch Kimmich. Es sei nicht abzusehen gewesen, "dass das so früh in der der Saison klappt", sagte der Rechtsverteidiger im Rückblick auf die zwischenzeitlich neun Punkte Rückstand auf Dortmund und folgerte: "Das Momentum haben wir auf unserer Seite. Das sieht wieder nach dem FC Bayern aus."

In der Tat hatten die Münchner eine Woche nach dem 5:1-Sieg bei Borussia Mönchengladbach die nächste eindrucksvolle Vorstellung folgen lassen. Ein bisschen schleppend waren sie zwar in das Spiel gekommen. Doch nach dem Doppelschlag durch Gnabrys 1:0, zugleich das 900. Pflichtspieltor in der Arena, und Lewandowskis 2:0 geriet die Begegnung mit den Wolfsburgern zu einer kleinen Gala. Es war eine gelungene Einstimmung auf den Vergleich mit Liverpool, den die Münchner nach dem 0:0 aus dem Hinspiel zumindest mit einem Tor Unterschied gewinnen müssen, um ins Viertelfinale einzuziehen. "Es freut mich, wie wir gespielt haben", sagte Lewandowski, "das ist gut für die Champions League."

Es fügte sich ins Bild, dass Lewandowski am Samstag auch die alleinige Führung in der Torschützenliste übernahm. Zudem ist er nun durch seine zwei Treffer mit 197 Toren der erfolgreichste ausländische Bundesligatorschütze; den ersten Platz in der Liste hatte er sich vor dem Spiel noch mit Werder Bremens Claudio Pizarro (195) geteilt. Und ebenso passte zum Gesamteindruck, dass die Bayern defensiv so gut wie nichts zuließen gegen das zweitbeste Auswärtsteam der Liga. Als "viel zu mutlos" kritisierte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold den Auftritt seines VfL, "wir haben gar keinen Spaß am Fußball gehabt und sind mit dem 6:0 noch gut bedient."

Gegen Liverpool muss Kovac das Team umbauen

Vor dem Hinspiel gegen Liverpool hatten sich die Bayern noch zu einem 3:2-Sieg beim FC Augsburg gequält und dabei in der Defensive zwei Mal schwer gepatzt. Diesmal gelang ihnen ein Vorspiel wie aus einem Guss. "Wir sind jetzt da, wo wir hinwollen, da wollen wir auch bleiben", sagte Bayerns Trainer Niko Kovac, "jetzt heißt es wieder, die Kräfte zu bündeln für Mittwoch, um das zu schaffen, was wir uns alle wünschen."

Allerdings muss Kovac seine Erfolgsformation gegen Liverpool gleich mehrfach umbauen. Müller, der wie Jérôme Boateng und Mats Hummels gegen Wolfsburg nach der Ausbootung aus der Nationalmannschaft beginnen durfte, wird gegen Jürgen Klopps Reds wegen einer Rotsperre ebenso fehlen wie Kimmich wegen einer Gelbsperre. Zudem könnte dann auch wieder Niklas Süle in der Innenverteidigung gefragt sein und entweder Boateng oder Hummels verdrängen.

Linksverteidiger David Alaba wird nach seiner Sehnenreizung in der Startelf zurückerwartet, in der Rafinha von der linken auf die rechte Abwehrseite wechseln muss. Und sollte Kingsley Coman nach seinem Muskelfaserriss noch nicht fit genug sein, um mitzuwirken oder gar zu beginnen, dürfte wohl der diesmal eingewechselte Franck Ribéry links vorne anfangen und Gnabry dafür auf den rechten Flügel wechseln. Viele Umstellungen also, die möglich erscheinen. Doch ganz gleich, wer wo aufgeboten wird: Bestärkt fühlen sich gerade so ziemlich alle Münchner.

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SZ vom 10.03.2019
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