Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Heynckes verwirrt mit Aussagen zu seiner Zukunft

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Jupp Heynckes griff genervt zu seinem Wasserglas und nahm einen tiefen Zug. "Es geht immer darum", schimpfte der Trainer des FC Bayern, für seine Verhältnisse recht giftig: "Das Wichtige für Sie ist nur: Wer ist der Trainer in der neuen Saison? Mein Gott!" Dann knallte er sein Glas auf den Tisch.

In der monatelangen Diskussion über seine Zukunft sagte Heynckes auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hamburger SV: "Ich habe nie gesagt, dass ich am 30. Juni definitiv aufhöre. Haben Sie das von mir einmal gehört? Nein!", meinte Heynckes. Und weiter: "Ich kann Ihnen sagen, dass noch gar nichts entschieden ist."

"Was ich über die Trainer gesagt habe, war meine Wertschätzung"

Gleichwohl hatte Heynckes im Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Dezember mitgeteilt: "Ich mache es bis zum 30. Juni. Ich bin zwar fit, es macht mir Spaß. Nur: Man weiß nie, wie viel Zeit man noch hat, sein Leben zu genießen." Nach dem Spiel in Freiburg sagte er zudem zu seinem Kollegen Christian Streich: "Das ist ja sicher die letzte Begegnung von uns beiden." Und in einem Interview mit der Sport Bild meinte der 72-Jährige: "Das ist eine Vereinbarung, die steht, ich bin immer dafür, dass man sich an klare Fakten hält." Mit der Vereinbarung, die steht, meinte er, dass er in München nur bis zum Saisonende arbeitet.

Trotz des öffentlichen Werbens von Vereinspräsident Uli Hoeneß und von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte er mehrfach den Eindruck erweckt, nicht für eine weitere Saison zur Verfügung zu stehen. Erfreut hatte er zur Kenntnis genommen, dass Hoeneß sein ständiges Buhlen eingestellt hatte. Heynckes schien in mehreren Interviews sogar sanft Thomas Tuchel in die Pole Position für seine Nachfolge zu schieben. Ebenfalls in der Sport Bild sagte Heynckes: "Ich denke, dass Thomas Tuchel die Qualität hat, auch einen FC Bayern zu trainieren."

"Wenn das ein großes Echo erzeugt, ist mir das wurscht"

Dies will der erfahrene Trainer definitiv nicht so verstanden wissen. "Was ich über die Trainer gesagt habe, war meine Wertschätzung", sagte er an diesem Freitag, und: "Wenn man aus dem Kontext Dinge herausnimmt, dann liest sich vieles anders." Zuletzt war auch Christian Streich vom SC Freiburg in den Genuss einer intensiven Heynckes-Lobrede gekommen. Schon brodelten Gerüchte. "Ich vertrete meine Meinung", betonte Heynckes nun, "wenn das ein großes Echo erzeugt, ist mir das wurscht."

Der tz und dem Münchner Merkur sagte er nun: "Ich habe von einem möglichen Nachfolger gesprochen, nicht von einem Zeitpunkt der Nachfolge."

Heynckes hatte das Amt nach der Trennung von Carlo Ancelotti mit der Maßgabe übernommen, es bis zum Saisonende auszuüben. Heynckes sollte ein Übergangsmanager sein, Wegweiser, Vorbereiter und Moderator eines sanften Umbruchs. Und es hört sich auch in diesen Interviews nicht so an, als würde er unbedingt weitermachen wollen: "Ich bin im Mai 73 Jahre alt, und dann so einen Job hier machen? Der ist sehr intensiv, und ich sage ehrlich: Das kostet Sie ein großes Stück Ihrer Lebensqualität."

Er sei "von morgens bis abends mit dem FC Bayern, dem Fußball, der Mannschaft beschäftigt. Ich bin alleine hier, habe kein Privatleben". Zudem werde "die Gesamtentwicklung im Profifußball und das damit verbundene Anspruchsniveau immer komplexer und damit für einen Trainer auch immer schwieriger". All dies spricht kaum für ein weiteres Engagement: Daheim in Schwalmtal warten seine Frau und sein Hund.

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