Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Rüge oder Lüge beim Hausverbot?

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Der Streit zwischen dem FC Bayern und einem Fan geht in die nächste Runde. Die Brandschutzdirektion stützt die Version des Vereins nicht - der Anwalt des Fans wirft Klub-Boss Rummenigge vor, "Lügengeschichten" zu erzählen.

Von Christoph Leischwitz

Sein Mandant sei "sehr überrascht gewesen", sagt Andreas Hüttl, denn dieser habe sich gar nicht vorstellen können, vom eigenen Verein "so angelogen" zu werden. Genau dies scheint aber geschehen zu sein im Streit zwischen dem FC Bayern und einem Anhänger, der zu einem generellen Hausverbot geführt hatte. Das legt jedenfalls eine Auskunft der Münchner Branddirektion nahe. Diese sagt nämlich, sie habe nach dem Spiel des FC Bayern München II gegen den Halleschen FC keine Rüge ausgesprochen, weil gegen Brandschutzbestimmungen verstoßen worden sei. Dies hatte der Verein gegenüber dem Anwalt erklärt, um damit das Hausverbot gegen den Fan zu begründen ( die SZ berichtete). Die SZ hatte am 22. April eine entsprechende Anfrage an die Branddirektion gestellt. Die Antwort ließ fast vier Wochen auf sich warten - die Mitarbeiter der zuständigen Abteilung seien in Zeiten ohne Massenveranstaltungen in anderen Bereichen eingebunden, hieß es.

Die nun recht ausführliche Antwort kommentiert Hüttl so: "Das ist schon ein starkes Stück, und das ist dramatisch für die Außendarstellung des Klubs." Die Chancen seines Mandanten, den Rechtsstreit zu gewinnen, dürften nun allerdings gestiegen sein, weil eine Begründung für das Verbot ja nun wegbreche. Der erste Termin am Münchner Amtsgericht ist für den August anberaumt. Der Bayern-Fan hatte wegen des "unerlaubten Einbringens und Einsatzes" eines vergleichsweise harmlosen Banners ("Bayern-Amateure gegen Montagsspiele") das Hausverbot erhalten, das neben dem Grünwalder Stadion auch für die Geschäftsstelle und die Fröttmaninger Arena gilt. Gemutmaßt wird in Fankreisen, dass kurz nach den "Hurensohn"-Bannern von Bayern-Fans in Hoffenheim Anfang März an ihm ein Exempel statuiert werden sollte. Das Verhalten des Vereins findet Hüttl zudem ein Stückweit arrogant. Immerhin glaube der Verein offenbar, dass "man das als Dogma nimmt, was sie sagen, ohne es nachzuprüfen". Mittlerweile bezog auch der FC Bayern auf Anfrage Stellung und teilte der SZ mit: "Nach unserem Verständnis war das eine Rüge, wir werden uns mit der Münchner Branddirektion in Verbindung setzen. Die Gründe für das Hausverbot hat der FC Bayern hinreichend begründet, dem ist nichts hinzuzufügen."

Keine Brandsicherheitswache am Spielort

Die Antwort der Branddirektion fiel recht ausführlich aus. Darin steht nicht nur, dass sie keine Rüge ausgesprochen habe. Sie erklärt auch, dass ein Mitarbeiter des FC Bayern nach dem Spiel bei der Branddirektion angerufen und den Vorfall geschildert habe - der Zeitpunkt des Anrufes sei nicht mehr exakt festzustellen. "Er ersuchte den Sachbearbeiter der Branddirektion um eine Beratung zum weiteren Vorgehen gegenüber dem (Stadion-, d. Red.) Besucher. Der Mitarbeiter des FC Bayern wurde von unserem Sachbearbeiter zur strafrechtlichen Verfolgung an die Polizei verwiesen, da seitens der Branddirektion keine weiteren Handlungen notwendig erschienen", heißt es weiter. Ohnehin sei bei Spielen unter 5000 Zuschauern im Grünwalder Stadion keine Brandsicherheitswache vor Ort (zum Spiel kamen 1491 Zuschauer). Offensichtlich haben aber die Gespräche beim Verein den Eindruck erweckt, es habe sich um eine Rüge gehandelt.

Anwalt Hüttl glaubt, dass der FC Bayern den Kontakt aufgenommen habe, "um nachträglich das eigene Handeln zu rechtfertigen. Das kann ich aber nicht belegen, das ist meine Vermutung", sagt er. Man habe auch den Ehrenrat des FC Bayern angeschrieben, der laut Statut in Streitfällen zwischen Mitgliedern schlichten soll. Außerdem ist der Präsident des Ehrenrats der Anwalt, der den Verein in diesem Fall vertritt. Darin sieht Hüttl eine Interessenskollision. Zweitens findet er es bedenklich, dass Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der das Hausverbot unterschrieben hatte, dem Ehrenrat "solche Lügengeschichten" erzähle.

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Quelle:
SZ vom 26.05.2020
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