Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:"Alles ist möglich"

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Von Benedikt Warmbrunn, München

"Naja", sagt Arjen Robben, er legt seine Stirn in Wellen, wie sie sonst nur an der Nordseeküste in seiner niederländischen Heimatprovinz Groningen zu beobachten sind, "grundsätzlich gibt es von meiner Seite aus nichts Neues." Was, je nach Perspektive, auch schon gut zu hören ist.

Grundsätzlich nichts Neues, das heißt zwar, dass Robben seinen Vertrag beim FC Bayern weiterhin nicht verlängert hat. Es heißt allerdings auch, dass Robben noch nicht bei einem anderen Fußballverein unterschrieben hat.

Robben, 34, seit fast neun Jahren in Diensten des FC Bayern, sitzt am Dienstagmittag im Pressekonferenzsaal der Münchner Arena, er soll über das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League an diesem Mittwoch (20.45 Uhr) gegen den FC Sevilla sprechen, aber das verschwindet ein bisschen im Hintergrund. Stattdessen geht es, wie so oft in den vergangenen Monaten, darum, ob Robben ein zehntes Jahr in München bleiben wird.

Robben wirkt extramotiviert

Robben sagt zunächst nur, dass das Spiel gegen Sevilla im Moment das Wichtigste für ihn sei; ein weiteres Gespräch "oder so was" habe es die vergangenen Tage nicht gegeben, dieses werde "vielleicht die nächsten Tage oder nächsten Wochen mal stattfinden". Vielleicht.

Nach dem 2:1 des FC Bayern in der vergangenen Woche im Hinspiel in Sevilla stehen die Chancen gut, dass die Mannschaft das Halbfinale der Champions League erreichen könnte; mit dem Abpfiff des Rückspiels ginge es dann endgültig in die wichtigste Phase der Saison, mit dem Halbfinale im Pokal am nächsten Dienstag und dann in den beiden folgenden Wochen mit den Halbfinal-Partien in der Champions League. Es geht also mitten hinein in die Wochen, in denen Robben üblicherweise so ehrgeizig, so willensstark, so gut ist wie sonst zu keinem Zeitpunkt der Saison. Es beginnen die Arjen-Robben-Wochen.

An seinen Frühlingsleistungen ließ sich in den vergangenen Jahren häufig auch das Abschneiden der Mannschaft ablesen. 2015 zum Beispiel wurde er nach einer Verletzungspause im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund erstmals wieder eingewechselt, nach 16 Minuten musste er wieder ausgewechselt werden, Muskelbündelriss, Dortmund kam weiter; ohne Robben scheiterte der FC Bayern auch in der Champions League im Halbfinale, am FC Barcelona.

In der vergangenen Saison dagegen erzielte Robben fünf seiner 13 Ligatore in den letzten sechs Wochen der Saison, auch im Viertelfinale gegen Real Madrid war er stark, bereitete ein Tor vor - der FC Bayern scheiterte unglücklich. Im Frühjahr 2018 wirkt Robben nun noch einen Tick extramotiviert. Die Spiele in dieser Phase der Saison, sagt er, seien "das Allerhöchste". Er sagt: "Manche spüren da Druck, werden nervös. Bei mir kommt die positive Energie raus." So positiv-energetisch aufgeladen präsentiert er sich am Dienstag, dass es ihm kurz gelingt, so zu wirken, als ob ihn seine offene Zukunft nicht belasten würde.

Am Samstag dagegen, wenige Minuten nachdem der FC Bayern in Augsburg die Meisterschaft gesichert hatte, sprach Robben in Fernsehmikrofone, er wirkte genervt. Ob dies seine letzte Meisterschaft mit dem Klub gewesen sei? Robben sagte: "Es kann sein. Alles ist möglich." Er sagte: "Deswegen musst du versuchen zu genießen." Er sagte: "Es ist natürlich nicht immer einfach, weil man auch planen muss. Ich muss mir auch Gedanken machen." Es war die Erinnerung im Vertragspoker, dass Geduld noch nie zu den ausgeprägten Eigenschaften des Arjen Robben gezählt hat.

Klubboss Karl-Heinz Rummenigge entschärfte zwar wenig später die Situation, als er sagte, dass "nicht viel" gegen neue Verträge für Robben sowie für Franck Ribéry spreche. Der Franzose, seit Samstag 35 Jahre alt, scheint im Moment die besseren Aussichten zu haben; er hat von der Verletzung von Kingsley Coman profitiert, spielt seit Wochen in seiner besten Form in dieser Saison. Robben dagegen saß gelegentlich auf der Bank, nicht immer gelang es ihm, seine Gefühle zu verbergen. Robben will immer spielen, jede Minute, in der er auf seinen Einsatz warten muss, strapaziert seinen ohnehin dürftigen Vorrat an Geduld.

Am Mittwoch, das hat Trainer Jupp Heynckes ihm versprochen, wird Robben spielen, er ist also gelassen, spricht auch über vorherige Vertragsverlängerungen: "Ich bin ein bisschen älter. Die letzten zwei Mal haben wir im Januar verlängert. Jetzt haben wir April." Alles positiv also. Er grinst.

Wenige Minuten später kommt Heynckes, auch er muss über seinen Flügelspieler reden. Er wirbt für Robben. "Wer am Samstag richtig hingeschaut hat", sagt Heynckes, "der hat einen Arjen Robben voller Spielfreude gesehen, mit einer Fitness wie vor fünf Jahren." Damals gab es zuletzt Arjen-Robben-Wochen unter Heynckes, sie endeten mit einem Arjen-Robben-Tor zum Triumph in der Champions League.

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SZ vom 11.04.2018
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