Süddeutsche Zeitung

FC Augsburg gegen Bayern:Zwei Hoffnungsträger kommen an

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Niklas Dorsch und Arne Maier waren mit Stolz verpflichtet worden und galten beim FC Augsburg als Versprechen. Pünktlich vor dem Derby gegen Bayern beginnen sie damit, den Erwartungen gerecht zu werden.

Von Maik Rosner

Für nahezu jeden Verein kommt das Heimspiel gegen den FC Bayern als größtes der Saison daher, wenngleich nicht unbedingt als wichtigstes. Das ist beim FC Augsburg nicht anders. Viel schöner, sagen sie beim FCA, gehe es nicht, als den deutschen Branchenprimus zu empfangen, zumal unter Flutlicht. Bei aller Freude über den hohen Besuch und trotz des Ansporns, diesem die Mitnahme sämtlicher zur Verfügung stehender Punkte nicht zu gewähren, wissen die Augsburger, dass dem Spiel an diesem Freitagabend in der Gesamtschau wohl eher eine nachrangige Bedeutung zukommen dürfte. Die Frage, ob sie die Versetzung erreichen, wird mehr von jenen Begegnungen abhängen, in denen die Kräfte gleichmäßiger verteilt sind.

Es passt daher zu diesem Augsburger Fußball-Feierfreitag, dass sie beim FCA schon über diesen hinaus blicken. Es beginne nun eine Phase bis Weihnachten mit sechs Spielen, in denen es "darauf ankommt, eine Basis zu legen, dass wir unsere Ziele erreichen", sagt Markus Weinzierl. Auch wenn sie davon sprechen, gegen die Bayern punkten zu wollen, zielt der Hinweis des Trainers vor allem auf die weiteren Spiele bei Hertha BSC, gegen Bochum, in Köln, gegen Leipzig und in Fürth ab. Mit Ausnahme von Leipzig bekommen sie es also mit Kontrahenten zu tun, gegen die sie einen Sieg anstreben können, ohne in den Verdacht des Hochmuts zu geraten. Gegen die Bayern, baut Weinzierl vor, könne auch ein gutes, aber verlorenes Spiel Selbstvertrauen bringen. "Dann kannst du auch mit einer Niederlage gut weiterarbeiten", sagt er.

Dass sie insgeheim hoffen, gegen die Münchner zu punkten, hat auch mit dem jüngsten Aufschwung zu tun, mit sieben Zählern aus den vergangenen drei Heimspielen. Zuletzt hatten die Augsburger zu Hause 4:1 gegen Stuttgart gewonnen, gefolgt von der 0:1-Niederlage in Wolfsburg, die noch knapper war, als es das Ergebnis ausdrückt. Dass Arne Maier, 22, und Niklas Dorsch, 23, dabei gemeinsam zur starken zweiten Halbzeit beitrugen, stützt die Zuversicht beim FCA. Vor allem, dass sich der beim FC Bayern ausgebildete Dorsch gut einfügte, kommt aus Sicht der Augsburger zum richtigen Zeitpunkt. Tobias Strobl fällt wegen eines Kreuzbandrisses ja für den Rest der Saison aus, Dorsch soll dessen Rolle im defensiven Mittelfeld neben Maier ausfüllen.

Erst kam Maier nicht in Schwung, später wurde Dorsch von einem Infekt zurückgeworfen

Eigentlich waren Maier, ausgeliehen von Hertha BSC, und Dorsch, für rund sieben Millionen Euro Ablöse von KAA Gent verpflichtet, schon von Saisonbeginn an als Duo im defensiven Mittelfeld vorgesehen. Dort hatte in der vergangenen Dekade Daniel Baier Regie geführt. Nun sollten Maier und Dorsch das Spiel des FCA prägen wie beim EM-Titelgewinn der U21 im vergangenen Sommer, Dorsch mit seiner großen Einsatzfreude und Maier mit seinem Spielverständnis sowie den feineren Anlagen. "Wir haben schon bei der U21 gezeigt, dass wir gut miteinander spielen können", hatte Maier im Sommer erinnert. Dorsch verkündete damals: "Ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich zeigen will, dass ich mich auf diesem Niveau etablieren kann."

Doch dann kam erst Maier nicht in Schwung, später wurde Dorsch von einem Infekt zurückgeworfen. Erstmals konnte Weinzierl nach dem jüngsten Ligaspiel in Wolfsburg bilanzieren, das Duo funktioniere zusammen. "Jetzt ist es zum ersten Mal so, dass Niklas seine Krankheit überwunden hat und Arne angekommen ist nach einer schwierigen Startphase", befand er, "die beiden haben das sehr gut gemacht in der zweiten Hälfte. Wir haben schon bei der EM gesehen, dass sie zusammen spielen können."

Das sollen sie nach Strobls Ausfall nun regelmäßig beim FCA demonstrieren. Wünschenswert wäre eine solche Ankunft mit Verspätung aus Sicht der Augsburger auch deshalb, weil sie beide Mittelfeldspieler als Versprechen betrachtet und mit viel Stolz verpflichtet hatten. Dorsch zählt zudem zu den kostspieligsten Einkäufen der Klubgeschichte. Weinzierl hatte jedoch schon im Sommer vorgebaut, ähnlich wie nun vorm Spiel gegen die Bayern. "Wir haben beide geholt, weil sie in unsere Vorstellungen sehr gut reinpassen", hatte Weinzierl gesagt, "aber bewerten können wir das erst nach ein paar Spieltagen oder am Ende der Saison." Letzteres gilt noch immer, und abhängen dürfte das Fazit weniger vom Spiel gegen die Bayern. Sondern davon, ob die Augsburger mit Maier und Dorsch die Versetzung erreichen.

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