Süddeutsche Zeitung

Euroleague:Einstimmung in Göttingen

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Die Basketballer des FC Bayern reisen nach dem Sieg in der Bundesliga direkt weiter nach Mailand. Dort steht das entscheidende K.o.-Spiel um den Einzug in das Euroleague-Final-Four an.

Von Ralf Tögel

Wenn man sich mit Vladimir Lucic unterhält, vermittelt der Co-Kapitän der FC-Bayern-Basketballer den Eindruck, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ob er nervös sei, vor dem vielleicht wichtigsten Spiel seiner Karriere? Immerhin steht den Münchnern das fünfte und entscheidende Playoff-Duell mit Olimpia Mailand bevor, ein Sieg würde den Einzug in das Halbfinale bedeuten, der noch keiner deutschen Mannschaft gelungen ist. Er wisse schon, was das für die Spieler, den Verein und den deutschen Basketball bedeute, brummt der Serbe mit seiner tiefen Stimme. Aber nervös? Nein. Schließlich habe sein Team gegen Mailand schon zwei Endspiele erfolgreich bestritten.

Das große Ziel ist das Final Four am letzten Mai-Wochenende in der Kölner Lanxess Arena

Die Bayern haben den 0:2-Rückstand vergangene Woche auf heimischem Parkett mit den beiden 85:79- und 85:82-Erfolgen ausgeglichen und damit das fünfte Spiel in der Best-of-five-Serie erzwungen. Dabei konnte man den coolen Serben allerdings reichlich emotional erleben, etwa als er mit einem wuchtigen Dunking trotz Foul den Ausgleich erzielte oder mit dem fälligen Freiwurf zur 83:82-Führung traf - es war der Grundstein zum Sieg. In diesem Moment brüllte der ansonsten so beherrschte 31-Jährige seine Freude mit einem Urschrei in die Halle.

Bekanntlich wird die Endrunde der vier besten Teams in Turnierform an einem Wochenende ausgetragen, zwei Halbfinalspiele, das um Platz drei und zuletzt das große Endspiel um die kontinentale Basketball-Krone. Schauplatz des Final Four ist am letzten Mai-Wochenende die Kölner Lanxess Arena, doch bevor die Münchner sich Gedanken über eine Reise an den Rhein machen können, gilt es noch, den letzten Kurztrip nach Mailand mit dem dritten Auswärtsspiel gegen den italienischen Rekordmeister am Dienstagabend (20.45 Uhr) erfolgreich zu beenden.

Ein Sieg in Mailand ist der Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri in dieser Saison bei drei Anläufen noch nicht gelungen; immerhin erweckten die beiden jüngsten Niederlagen keinesfalls den Eindruck der Aussichtslosigkeit. Gerade der erste Auftritt im Mediolanum Forum geriet denkbar unglücklich, die Gäste waren das bessere Team, Mailand gewann mit dem letzten Wurf. Der Trainer will an der Herangehensweise nichts ändern, er hatte stets daran erinnert, dass gegen den Favoriten nichts zu verlieren sei: "Natürlich ist das ein großes Spiel, aber es ist sehr wichtig, dabei immer die Ruhe zu bewahren und den Moment zu genießen."

Die Hinführung auf das große Spiel ist jedenfalls gelungen, wenn man das eingestreute Bundesliga-Spiel bei der BG Göttingen am Sonntag so nennen will. Trinchieri hatte ja schon des Öfteren beklagt, dass eine seriöse Vorbereitung mit einigen Trainingseinheiten und ausführlichen Analysen angesichts des Spielplans mit zwei parallel laufenden Wettbewerben schlichtweg illusorisch sei. Zumal der Spielplan angesichts der pandemisch bedingten Verschiebungen zusätzlich gedrängt ist.

Gegen Göttingen schont Trainer Trinchieri das Gros seiner Schlüsselspieler

Immer wieder hatten die Bayern den Euroleague-Strapazen in der nationalen Liga Tribut in Form von überraschenden Niederlagen gezollt, in Göttingen hingegen gewann der FCB sicher 102:90. Dabei schickte Trinchieri die zweite Garde aufs Feld, Topscorer war Sasha Grant (21 Punkte), Debütant Erol Ersek glänzte mit 17 Zählern. So konnte der Trainer das Gros seiner Euroleague-Belegschaft schonen, von Göttingen aus ging es sofort weiter in die Lombardei. Es läuft gerade für die Münchner, die auch von der Basketball-Bundesliga (BBL) eine positive Nachricht erhielten: Der FCB hat das Berufungsverfahren gegen die Strafe von Trinchieri aus dem Hamburg-Spiel gewonnen. Dem Italiener konnte weder "unsportliches Verhalten" noch unzureichender "gebotener Respekt gegenüber einem Schiedsrichter" nachgewiesen werden, die Geldstrafe von 2000 Euro wurde aufgehoben, sämtliche Kosten trägt die BBL.

Eine Randnotiz freilich angesichts der bevorstehenden Aufgabe, die an Vladimir Lucic ohnehin vorbeiging: "Wir müssen zusehen, dass wir in den Wettkampf-Modus kommen."

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