Süddeutsche Zeitung

Frankfurter Sieg gegen Wolfsburg:Bereit für Manchester und Madrid

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Die Eintracht und der VfL liefern sich beim Frankfurter 4:3-Sieg ein spektakuläres Spiel. Beide Teams marschieren Richtung Königsklasse - beide wissen aber nicht, ob ihre Trainer dann noch dabei sind.

Von Urich Hartmann

Für Fußballfans, die beim Blick auf die Bundesliga-Tabelle beklagen, dass liebgewonnene Klubs wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach es diesmal wohl nicht in die Champions League schaffen, war das Duell der Profiteure Eintracht Frankfurt und VfL Wolfsburg ein fulminantes Werbe-Video. Wer die Highlights dieses Spiels sieht, kann sich trotzdem auf die deutschen Kandidaten für die nächste Champions-League-Saison freuen.

Frankfurt besiegte am Ende Wolfsburg in einem tempo- und ereignisreichen Festival mit 4:3 (2:1). Frankfurt und Wolfsburg sind bereit für Manchester, Paris, Real oder Juventus - allerdings weiß man nicht so genau, ob ihre Kader in der nächsten Saison noch so aussehen wie jetzt. Tatsächlich gibt es dem Vernehmen nach nicht mal Gewissheit, dass ihre Trainer dann noch Adi Hütter und Oliver Glasner heißen. Frankfurts Mittelfeldmann Sebastian Rode allerdings sagte nach dem Abpfiff über Hütter bei Sky: "Ich wüsste nicht, warum er nicht in Frankfurt bleiben sollte."

An der Mannschaft und ihrer Qualität dürfte es jedenfalls nicht liegen. Ein "mega-intensives" Spiel hatte Frankfurts Erik Durm gesehen mit einer Effektivität seiner Eintracht, die es möglich machte, trotz 9:20 Torschüssen mit 4:3 zu gewinnen. "Frankfurt war effizienter", klagte Wolfsburgs Torwart Koen Casteels, der zuvor in zehn Rückrundenspielen insgesamt bloß drei Gegentreffer hatte hinnehmen müssen - jetzt gleich vier in einem einzigen Spiel.

Im vorgerückten Saisonstadium war Frankfurt gegen Wolfsburg in all den Jahren zuvor nie ein Topspiel Vierter gegen den Dritter gewesen - in der Rückrunden-Tabelle sogar Dritter gegen Zweiter.

Für beide Teams sind die Chancen auf die Champions League unverändert gut

Beide Teams zeigten enormen Zug nach vorne und überbrückten das Mittelfeld stets schnell, so dass sich der Ball ständig vor oder in einem der beiden Strafräume befand. Schon in der 6. Minute erzielte Ridle Baku das 1:0 für dominantere Wolfsburger. Aber bloß 79 Sekunden später glich der neu in die Startelf gerückte Japaner Daichi Kamada für Frankfurt zum 1:1 aus (8.).

Eintrachts Luka Jovic köpfelte in der 13. Minute den Ball an die Latte. Baku stolperte den Ball in der 20. Minute haarscharf neben das Tor. Erst Jovic in der 27. Minute machte mit dem 2:1 den Halbzeitstand perfekt. Es war eine hochunterhaltsame Partie, in der die Wolfsburger aus optischer Überlegenheit zu wenig herausgeholt haben.

In der Oper gibt es die großen Arien meist nach der Pause, und auch in diesem Spiel hoben sich die beiden Topspieler ihre Tore für den zweiten Akt auf. Zunächst glich Wout Weghorst 35 Sekunden nach dem Wiederanpfiff mit seinem 18. Saisontor zum 2:2 aus. Doch bereits in der 54. Minute stellte André Silva mit dem 3:2 durch sein 23. Saisontor die Führung wieder her. Beiden Treffern waren Fehler der gegnerischen Mannschaft vorausgegangen (erst ein Fehlpass von Djibril Sow, dann ein Ballverlust von Josip Brekalo), aber jedes Spektakel ist typischerweise immer auch ein Panoptikum von Fehlern.

Um es nicht wieder spannend werden zu lassen, schossen die Frankfurter zeitnah ihren vierten Treffer. In der 61. Minute verlängerte Silva eine Filip-Kostic-Vorlage an den Pfosten, was dem Flügelläufer Erik Durm ermöglichte, den Rebound zum 4:2 einzuschieben. Für Silva wäre es das 24. Saisontor gewesen, für Durm war es das erste.

Es wurde dann allerdings trotzdem noch einmal knapp, weil der eingewechselte Maximilian Philipp für die Wolfsburger in der 85. Minute gerade abziehen wollte, als Frankfurts Abwehrmann Tuta ihm beim Versuch zu klären zuvorkam und den Ball selbst zum 4:3 einschoss. Mit dem siebten Tor in diesem Spiel war das Spektakel dann allerdings doch zu Ende.

Das Restprogramm wird für die Wolfsburger herausfordernder als für die Frankfurter

Die beiden Österreicher Hütter und Glasner, die im Sommer schon mal miteinander Golf spielen, wirkten nach dem Spiel freundschaftlich entspannt. Für beide Teams sind die Chancen auf die Champions League unverändert gut. "Wir sind noch nicht durch", warnte zwar Wolfsburgs Weghorst, und Hütter sagte: "Noch stehen wir mit keinem einzigen Bein in der Champions League - aber wenn wir so weiter spielen, dann werden wir schwer aufzuhalten sein."

Das Restprogramm wird für die Wolfsburger herausfordernder: nächsten Samstag empfangen sie den FC Bayern, zwei weitere Gegner danach sind noch Borussia Dortmund und RB Leipzig. Genug Anlass also noch für Spektakel zur Vorbereitung auf eine ansehnliche Champions League.

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