Süddeutsche Zeitung

DFB-Pokal:Ein Vorfall, der nach Sabotage riecht

Lesezeit: 2 min

Eine Woche vor dem Pokalspiel zwischen Regionalligist Ottensen und RB Leipzig fällt der Rasen in Dessau einem Anschlag zum Opfer. Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln.

Von Javier Cáceres, Berlin

Die Suche nach einem Flecken Rasen, der des DFB-Pokal-Duells zwischen dem Hamburger Regionalligisten Teutonia Ottensen und Erstligisten RB Leipzig würdig wäre, gestaltete sich bislang bereits schwierig. Nun ist ein neues Problem hinzugekommen. Zur Erinnerung: Kurz nach der Auslosung lehnte es der FC St. Pauli ab, sein Millerntor-Stadion für die Erstrundenpartie zur Verfügung zu stellen. Zur Begründung wurde explizit Skepsis gegenüber dem umstrittenen Kommerzprodukt RB Leipzig in einem Brief geäußert, hinter vorgehaltener Hand war aber auch von Unbehagen über den neulich noch vom russischen Öl-Multi Lukoil gesponserten Viertligisten aus der Nachbarschaft zu hören.

Die Teutonia aus Ottensen hatte nach einem Ausweichplatz suchen müssen, weil der Verein nur über einen Kunstrasenplatz verfügt, der nicht für DFB-Pokalspiele zugelassen ist. Einen Tausch des Heimrechts sehen die Statuten nicht vor - aber laut Leipziger Volkszeitung wird darüber nachgedacht und am Mittwoch entschieden.

Teutonia hatte Asyl im 350 Kilometer entfernten Dessau beantragt. Am Montag nun stand zu befürchten, dass abermals ein neuer Platz gesucht werden muss. Der Grund: ein bizarrer Vorfall, der nach Sabotage riecht.

Auf den Rasen des Paul-Greifzu-Stadions in Dessau wurde vermutlich - am vergangenen Wochenende - ein Anschlag verübt. Die Polizei und die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau bestätigten am Dienstag einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach die beiden Strafräume und der Mittelkreis des Spielfelds verseucht worden seien. Eine unbekannte Substanz sei ausgeschüttet worden, ihre Natur werde noch geprüft. Fest steht, dass der Rasen großflächig zerstört worden sei. Auf Fotos war zu sehen: Das Grün grünt nicht mehr.

Wie hoch der finanzielle Schaden ist, sei noch nicht zu beziffern

Die Hintergründe und möglichen Täter seien unbekannt, die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln - dem Vernehmen nach gilt ein Boykott RB Leipzigs durch Fußballfans als mögliches Motiv. Wie hoch der finanzielle Schaden ist, sei noch nicht zu beziffern, hieß es in Dessau. Es sei offen, ob der Rasen sich noch erholen könne - oder ob er teilweise oder ganz ausgetauscht werden müsse.

Ob der Rasen am Dienstag bespielbar gewesen wäre? "Keine Ahnung, bin ja kein Fußballprofi", sagte Platzwart Henrik W. am Telefon: "Es sieht halt scheiße aus." Das ist insofern unschön, als die Partie zwischen Ottensen und Leipzig am kommenden Dienstag live im TV übertragen werden soll. Spekulationen über eine Absage galten gestern allerdings als verfrüht.

Die beteiligten Vereine und der Deutsche Fußballbund (DFB) als Ausrichter des Pokalwettbewerbs prüfen, ob die Austragung eines ordnungsgemäßen Pokalspiels im Paul-Greifzu-Stadion möglich ist. Vielleicht ist der Tausch des Heimrechts am Ende doch die beste Lösung.

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