Süddeutsche Zeitung

Deutsche Nationalmannschaft:Ohne Handschellen in Herzogenaurach

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Bundestrainer Flick bereitet seine Elf auf vier Spiele innerhalb von zehn Tagen in der Nations League vor. Die Partien sollen auch ein Fingerzeig in Richtung WM sein.

Thomas Müller und Leon Goretzka grinsten und drehten abrupt wieder um. "Noch eine Runde", bekam das Bayern-Duo zu hören, als es am Dienstagvormittag beim Benefizlauf mit den Mitarbeitern des DFB-Ausrüsters in Herzogenaurach zu früh Richtung Trainingsplatz der Fußball-Nationalmannschaft abbog. Dort wartete Bundestrainer Hansi Flick, der überpünktlich um 10.51 Uhr die Vorbereitung seines Kaders auf intensive Tage in der Nations League eröffnete - knifflige Personalentscheidungen Richtung Katar-WM inklusive. "Aufgrund der vergangenen Jahre kann man nicht sagen, dass wir in der Weltspitze sind. Aber wir wollen dahin zurück", sagte Goretzka später.

Auf dem Weg dorthin stehen für das Nationalteam erst einmal die Partien am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Bologna gegen Europameister Italien sowie danach in München gegen England, in Budapest gegen Ungarn und dann erneut gegen Italien in Mönchengladbach an. Als "gute Gradmesser" stuft Goretzka die vier eng getakteten Länderspiele ein. Und als eine echte Standortbestimmung, wen Flick keine sechs Monate vor dem WM-Start in Doha aktuell vorne sieht in seinem 26-Mann-Kader. Bis auf den wegen eines Infekts fehlenden Jubilar Marco Reus, der am Mittwoch 33 Jahre alt wurde, und den noch lange verletzten Leverkusener Florian Wirtz stehen Flick alle Feldspieler zur Verfügung. Gesetzt sind neben Torhüter und Kapitän Manuel Neuer nur wenige Akteure. "Unsere ganze Mannschaft ist qualitativ so gut besetzt, dass es vom Trainer fatal wäre, grundsätzlich jemandem eine Startelfgarantie zu geben", sagte Goretzka, der im Mittelfeld erste Wahl sein will: "Ich würde mir die Handschellen da auch nicht anlegen."

Im Mittelfeld macht etwa Jamal Musiala Druck auf seine Klubkollegen Goretzka und Joshua Kimmich. In der Innenverteidigung lauert Dortmunds Neuzugang Nico Schlotterbeck hinter seinem baldigen BVB-Teamkollegen Niklas Süle sowie Antonio Rüdiger. Der einzige Profi, der unter Flick bislang immer gespielt hat, ist der meistens unscheinbare Thilo Kehrer. "Ich habe ein unglaublich gutes Gefühl. Ich denke, dass wir sehr, sehr viel erreichen können", sagte der Abwehrspieler des französischen Meisters Paris Saint-Germain.

Flick sucht viele Einzelgespräche nach einer anstrengenden und für viele Nationalspieler nicht besonders erfolgreichen Saison. "Wir werden die Breite des Kaders ausnutzen, auch den anderen Spielern das Vertrauen schenken. Bei einer WM muss das auch sein", sagte er mit Blick auf vier Partien in nur zehn Tagen. Goretzka berichtete von einer höchst intensiven Trainingseinheit. "Das ist das, was Hansi sehen will", sagte der 27-Jährige. Goretzka sprach von "absolutem Powerfußball" unter Flick. Ob die Nations League an sich die Motivation bringe, oder eher die WM, "sei mal dahingestellt", bemerkte Goretzka.

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