Süddeutsche Zeitung

Confed Cup: Die Bilanz:Probelauf verpasst

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Sportlich war das Turnier ansehnlich, doch ansonsten gab es keinerlei Aufschlüsse für die WM. Die Fifa und ihr Sonnenkönig Blatter haben eine Chance in eigener Sache verpasst.

Thomas Kistner

Der Confed-Cup ist vorbei, inoffiziell firmiert er auch als Mini-WM sowie offiziell als Probelauf für die im Veranstalterland stets nachfolgende Fußball-WM. Was lässt sich nun also sagen über die Generalprobe in Südafrika? Welche Erkenntnisse gibt es zu den Kernthemen Sicherheit, Infrastruktur, Logistik? Nichts. Keine.

Gewiss, sportlich war das ansehnlich, es gab flotte Spiele im WM-Land 2010. Wobei Brasilien im Finale denselben Fehler machte wie zuvor Europameister Spanien, ihn aber rechtzeitig korrigierte, die entfesselten US-Boys eine Halbzeit lang verdammt ernst nahm und das Turnier doch erwartungsgemäß gewann. Hier, im sportlichen Bereich, gibt es auch sonst ein paar Erkenntnisse, die den Blick voraus erlauben.

Da ist der gewöhnungsbedürftige Rahmen: Von kickenden Helden in Handschuhen und Rollkragen über die rasant schwindende Rasenqualität wie auf dem Acker Johannesburgs bis zum zermürbend monotonen Dröhnen tausender Fan-Tröten. Vuvuzelas sind Kult, die Frage ist nur, ob dieses selbst die Fernsehübertragung durchdringende Dezibeldesaster ein dauerhafter Quell der Freude sein wird für Fans aus aller Welt.

Ach ja, ausländische Besucher: Es gab keine beim Confed-Cup, und ohne die halbe Million Gäste, die 2010 erwartet wird, lässt sich eben nicht testen, ob die Organisation klappt. Der rudimentäre Transport verlief holprig, obwohl fast nur Einheimische in die Stadien pilgerten, zu Fuß oder per Bus. Der Test für Infrastruktur und Hotellerie entfiel ebenso wie der wichtigste überhaupt: Der für die Sicherheit. Brasiliens Delegationschef sprach einmal laut aus, was alle still dachten: Ab sechs Uhr abends herrscht Ausgangssperre, jede Bewegung abseits von Hotel oder Stadien erfolgt auf eigene Gefahr.

Viele Banden aus Elendsvierteln oder Nachbarländern gelten nicht nur als gewaltbereit, sondern auch als gut organisiert. Einige Tausend verstreute Gäste waren keinen Großeinsatz wert - eine halbe Million, verteilt auf Großstädte von Kapstadt bis Durban, sind es vielleicht schon.

Die Fifa und ihr Sonnenkönig Blatter, der sich diese WM quasi im Alleingang genehmigt hat, vergab zugleich eine Chance in eigener Sache. Der Confed-Cup zeigte, wie absurd es heute ist, auf den TV-Beweis zu verzichten. Im Gruppenspiel Brasilien - Ägypten wurde er verschämt genutzt, was aber offiziell verschleiert wurde. Im Finale wurde dann der Skandal soeben vermieden: Brasilien schoss den Ausgleich, den der Referee nicht sah - wohl aber Millionen Zuschauer. Bei der WM führt so eine Panne in die sportliche Katastrophe.

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Quelle:
SZ vom 30.06.2009
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