Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Schalke erreicht den tiefsten Punkt

Lesezeit: 2 min

Das gab es auf Schalke noch nie: Nach fünf Spielen steht die Mannschaft von Markus Weinzierl ohne Punkt am Tabellenende. Bei der Pleite in Hoffenheim wird den Königsblauen ein später Elfmeter verwehrt.

Christian Heidel war sauer - und zwar richtig. "Die Realität ist beim Team noch nicht angekommen", kritisierte der Schalker Geschäftsführer nach dem 1:2 (1:2) bei 1899 Hoffenheim, das den historischen Fehlstart des FC Schalke 04 perfekt machte. Nie zuvor war der stolze Traditionsklub mit fünf Niederlagen in eine Spielzeit gestartet, Schalke ist jetzt Letzter. "Ich werde mit der Mannschaft reden. Ich weiß, was Abstiegskampf bedeutet. Das scheint nicht bei allen der Fall zu sein", sagte Heidel in seiner Brandrede in den Katakomben der Rhein-Neckar-Arena.

Um allen den Ernst der Lage vor Augen zu führen, kündigte der aus Mainz gekommene neue starke Mann bei den Königsblauen ein einfaches Mittel an: "Ich werde die Tabelle kopieren, vergrößern und in die Kabine hängen." Von der Kritik aus nahm Heidel lediglich Weltmeister Benedikt Höwedes. Und auch Trainer Markus Weinzierl steht trotz der Talfahrt noch nicht zur Disposition. "Es gibt keine Unruhe", sagte Heidel. In Sinsheim musste er allerdings fassungslos verfolgen, wie einige Spieler mit der Pleitenserie umgehen: "Wenn ich sehe, dass die ersten Spieler schon fünf Minuten nach dem Spiel wieder beim Essen stehen, fasse ich mir an den Kopf. Ich kann heute nichts mehr essen."

Besonders Torwart Ralf Fährmann und Kapitän Höwedes übten interne Kritik. "Wo das Problem genau ist, weiß ich nicht", sagte Fährmann: "Es wird von Woche zu Woche schwerer." Höwedes kritisierte mangelnde Geschlossenheit. "Wir machen zu viele Fehler. Die machst du, wenn du kein Vertrauen hast. Das geht auf diesem Niveau nicht. Wenn jeder versucht, sein Ding zu machen, funktioniert das nicht. Fußball ist Mannschaftssport."

Dabei hatte die Partie im Kraichgau optimal für die Gäste begonnen. Bereits in der vierten Minute brachte Eric Maxim Choupo-Moting die Knappen in Führung. Doch danach verfielen die Königsblauen wieder in die bekannte Lethargie. "Wir sind deutlich weniger Kilometer gelaufen in der ersten Halbzeit als der Gegner", bemängelte Heidel. So war es nicht überraschend, dass die Hoffenheimer die Begegnung noch vor der Pause drehten. Andrej Kramaric (17.) und Lukas Rupp (41.) sicherten vor 29 288 Zuschauern den ersten TSG-Saisonsieg.

Allerdings hatten die Gastgeber in der Nachspielzeit Glück, dass die Schalker einen klaren Handelfmeter nicht bekamen. "Ich kann den Unmut von Markus verstehen, es war ein Handspiel", zeigte 1899-Coach Julian Nagelsmann Mitgefühl mit seinem Trainerkollegen Weinzierl: "Dennoch war es ein verdienter Sieg." Während die Hoffenheimer mit nun sieben Punkten auf Platz neun im Soll sind, kommen auf die Schalker schwere Zeiten zu. "Es sind nicht erst fünf Spieltage gespielt, sondern schon", erklärte Heidel die Situation. Nach dem Europa-League-Spiel gegen RB Salzburg am Donnerstag folgt am Sonntag das schwere Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Die Gladbacher starteten in der vergangenen Saison ebenfalls mit fünf Niederlagen in die Bundesliga, schafften dann aber den Sprung auf einen Champions-League-Platz. Ein Vorbild für Schalke? "Davon will ich nichts hören. Das ist genau das Problem", schimpfte Heidel: "So einfach wird das nicht." Weinzierl darf trotz der miesen Gesamtsituation weiterarbeiten. Allerdings wirkte der Coach in Hoffenheim angeschlagen, fast schon resignierend verfolgte er das vor allem im ersten Durchgang leblose Treiben seines Teams. "Die Mannschaft hat nicht umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", bemängelte Weinzierl: "Es ist eine brutale Drucksituation, die wir uns selbst eingebrockt haben. Es ist ein Albtraum."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3178419
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.09.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.