Süddeutsche Zeitung

Abschied von Julian Nagelsmann:Leipzig sucht den Lückenfüller

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Der Klub wehrt sich gegen die Interpretation, als Verlierer aus den Verhandlungen mit dem FC Bayern hervorzugehen. Doch es steht ein großer Umbruch bevor - nicht nur auf der Trainerbank.

Von Sebastian Fischer, Leipzig/München

Oliver Mintzlaff schaute dem Anlass angemessen enttäuscht und geschafft, als er am Dienstag erklären musste, warum sein Klub im Sommer den erfolgreichen Trainer verlieren wird, der auf dem Podium neben ihm saß. "Es ist eine Situation, die wir uns grundsätzlich nicht gewünscht haben", sagte RB Leipzigs Geschäftsführer darüber, dass Julian Nagelsmann sich trotz seines Vertrags bis 2023 gewünscht hatte, zum FC Bayern wechseln zu dürfen. Doch als es dann, wenige Stunden nach der Bekanntmachung des Transfers, um das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Rivalen aus München ging, war er sehr auskunftsfreudig. Mehrmals ging er bereitwillig auf die Höhe der Ablösesumme ein, kolportierte 25 Millionen Euro. Und er beendete die Pressekonferenz sogar mit einem sanften Grinsen.

Nagelsmann hatte gerade beteuert, keine weiteren Spieler mit nach München zu lotsen, da sagte der Leipziger Manager: "Alles andere kostet dann noch mal 30 Millionen."

Mintzlaff, das war unmissverständlich, warb vehement für eine Interpretation der Geschehnisse der vergangenen Tage, in der RB Leipzig nicht als Verlierer aus den Gesprächen mit dem Rekordmeister hervorgegangen sei, sondern alle Forderungen erfüllt bekommen habe. Und wie zum Beleg dafür, dass er nicht vorzuhaben scheint, sich lange mit Sentimentalitäten aufzuhalten, bezog er Nagelsmann schon mal in eine Kampfansage mit ein. Es handele sich weder um eine "Bankrotterklärung" noch um ein Wehen "mit weißen Fahnen", wenn der Tabellenzweite seinen Trainer an den Tabellenersten verliert. Sondern: "Wir werden die Lücke schließen, Julian wird uns spüren, wir werden weiterhin auf Angriff gehen."

Mintzlaff spricht von einer "Shortlist mit drei interessanten Trainern"

Nun handelt es sich allerdings nicht nur um eine, sondern gleich um mehrere Lücken, die es in Leipzig im Sommer zu füllen gilt. Schon am Montag hatte der Klub die Trennung von Sportdirektor Markus Krösche bekanntgegeben. Den Nachfolger, der die Sportliche Leitung um den Technischen Direktor Christopher Vivell und den Kaufmännischen Leiter Florian Scholz ergänzen soll, will Mintzlaff zeitnah finden.

Darüber hinaus ist schon seit geraumer Zeit klar, dass Abwehrchef Dayot Upamecano nach München wechselt. Zwar stehen die Verpflichtungen der Verteidiger Josko Gvardiol, 19, aus Zagreb und Mohamed Simakan, 21, aus Straßburg bereits fest. Doch neben der aus Leipziger Sicht wünschenswerten Verkleinerung des großen Kaders sind auch weitere Verluste wichtiger Spieler nicht ausgeschlossen. "Wir werden den Kader noch weiter verstärken", sagte Mintzlaff dazu.

Und dann gilt es natürlich noch, die wohl wichtigste Stelle neu zu besetzen. Es gebe "eine Shortlist mit drei interessanten Trainern", sagte Mintzlaff. Er dementierte, dass Jesse Marsch vom anderen Red-Bull-Klub aus Salzburg, der als logischer Nagelsmann-Nachfolger gilt, bereits als neuer Coach feststehe. Der US-Amerikaner war bereits Trainer bei den New York Red Bulls, bevor er unter Ralf Rangnick als Assistent in Leipzig arbeitete und dann Chefcoach in Salzburg wurde. Die zwei weiteren interessanten Trainer sollen Oliver Glasner vom VfL Wolfsburg und Pellegrino Matarazzo vom VfB Stuttgart sein. Auch hier versprach Mintzlaff in den nächsten Tagen oder Wochen Klarheit.

Erst mal gibt es allerdings für den aktuellen Trainer noch etwas zu tun. "Wir erwarten von Julian, dass er den Titel noch abliefert, bevor er nach München fährt", sagte Mintzlaff. Am Freitag steht Nagelsmann mit RB Leipzig im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen.

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