Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Guardiola übt den Schleudergang

Lesezeit: 2 min

Dem FC Bayern reicht es inzwischen, sich selbst auf dem Spielfeld zu erneuern. Es bleiben kaum Zweifel, wer die Meisterschaft gewinnen wird.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Wie sehr dieser 16. Spieltag ein Rückschlag für all jene war, die unverwüstlich an eine spannende Rückrunde in der Bundesliga geglaubt haben, dafür stehen nun auch Sven Ulreich, Jan Kirchhoff, Xabi Alonso, Thiago Alcántara und Sebastian Rode. Fünf Namen. Nur fünf Namen.

Der FC Bayern München hat am Samstag die sogenannte Herbstmeisterschaft gewonnen, einen Pseudo-Titel, der vergessen sein wird, bevor der Winter beginnt. Aber wie der FC Bayern sich an der Tabellenspitze behauptet hat, das lässt auch kaum noch einen Zweifel daran, wer die echte Meisterschaft, die im Frühling, gewinnen wird.

Misstrauensvotum gegen die Nachwuchsabteilung

Der FC Bayern im Dezember 2015 kann es sich leisten, die Ersatzbank nicht komplett aufzufüllen, neben Ulreich, Kirchhoff, Alonso, Thiago, Rode blieben gegen den FC Ingolstadt zwei Plätze frei. Das ist einerseits ein Misstrauensvotum gegen die eigene Nachwuchsabteilung, in der Trainer Pep Guardiola aktuell offensichtlich keine ernsthafte Verstärkung sieht.

Es ist andererseits auch ein Vertrauensbeweis an den eigenen Kader, den der Klub im Sommer so gestärkt hat, dass Guardiola selbst dann noch genug Optionen erkennt, wenn eine Dreiviertelstartelf fehlt: Arjen Robben, Franck Ribéry, David Alaba, Medhi Benatia, Douglas Costa, Juan Bernat, Mario Götze - selbst diese Sieben alleine würden ja vermutlich (zumindest mit einem Manuel Neuer im Tor) um die Champions-League-Plätze mitspielen.

Der FC Bayern am Ende der Hinrunde 2015/2016 braucht aber nicht einmal all seine Spieler bei Kräften, der Mannschaft reicht es, wenn sie sich selbst auf dem Spielfeld erneuert; das Spiel am Samstag war daher auch ein vorbildliches Beispiel für effiziente Energienutzung. Ein Zettel von Guardiola an Kapitän Lahm, einmal die halbe Elf durch den Schleudergang gejagt, wenige Minuten später hatte das Team den tapferen FC Ingolstadt doch noch 2:0 geschlagen.

Der FC Bayern, wie ihn Guardiola sich in dieser Hinrunde geformt hat, bleibt eine Mannschaft, die geschlagen werden kann, wenn der gegnerische Trainer einen perfekten Plan hat und dieser von dessen Spielern perfekt umgesetzt wird - so wie beim 1:3 in Mönchengladbach am vergangenen Wochenende.

Der FC Bayern ist jedoch auch eine Mannschaft, der dies kaum häufiger passiert als einmal pro Halbserie - er verliert selbst dann nicht ein zweites Ligaspiel in Serie, wenn sieben Spieler verletzt sind, zwei Plätze auf der Ersatzbank frei bleiben und der gegnerische Trainer erneut einen perfekten Plan hat, den dessen Spieler lange perfekt umsetzen. Am Ende ist der Kader zu breit, am Ende sind die Ideen von Guardiola zu viele.

Ob der FC Bayern an der Tabellenspitze der Bundesliga vor dem ersten Spieltag der kommenden Saison noch einmal Spannung zulässt, hängt also vermutlich letztlich allein davon ab, wie ressourcenschonend er von Pep Guardiola durch die nächsten Monate geführt werden wird.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2015
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