Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Franck Ribéry: Und sofort wieder Spielentscheider

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Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Franck Ribéry gehört zu jenen Menschen, die ehrlich bedauern, dass Dante den FC Bayern zu Saisonbeginn verlassen musste. Der Franzose und der Brasilianer hatten sich lange nicht gesehen, vor der Partie in Wolfsburg herzten sie sich minutenlang und auf ergreifende Weise im Spielertunnel. Nach Abpfiff wurden dann öffentlich Komplimente ausgetauscht. "Wie ein Bruder" sei Dante für ihn, flötete Ribéry. "Die Bundesliga braucht Franck Ribéry", entgegnete Dante: "Ich freue mich, dass er wieder da ist."

Es sollte noch mehr Lobesworte geben für Ribéry nach dem 2:0 (0:0) seines FC Bayern am Samstagnachmittag beim VfL Wolfsburg. Das Spiel lief lange nicht, wie die Münchner es wünschten - bis Trainer Pep Guardiola entscheidend reagierte und zwei Spieler einwechselte. Das war zum einen der Spanier Thiago, der sofort Regie übernahm. Zum anderen Ribéry, der beide Treffer vorbereiten sollte.

Ribérys Instinkt reicht, um Bundesliga-Partien zu entscheiden

Ganz der Alte ist Ribéry noch nicht nach seinem Muskelbündelriss, was nicht nur an seinen holprigen Sprints auf der Außenbahn zu sehen war. Doch sein Instinkt mit dem Ball am Fuß reicht eben noch aus, um Bundesliga-Partien in die entscheidende Richtung zu lenken. Vor dem Führungstreffer durch Kingsley Coman (66.) hatte Ribéry dribbelnd so lange Verwirrung gestiftet, ehe der Ball seinem Landsmann völlig frei vor die Füße plumpste. Das 2:0 legte er Robert Lewandowski nur acht Minuten später gedankenschnell im Strafraum mit dem Bäuchlein auf (74.).

"Er hat uns heute das Spiel entschieden", lobte Sportvorstand Matthias Sammer. Genüsslich referierte er, wie Teile der Medien dem Franzosen bereits das Karriereende nahegelegt hätten, aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit und dem Überangebot an schnellen, deutlich jüngeren Flügelflitzern, die die Bayern im Kader wissen. "Einen Spieler wie Franck darf man nie abschreiben", belehrte Sammer nun. "Er hat uns sehr, sehr weitergeholfen", lobte auch Kapitän Philipp Lahm.

Götze sollte 90 oder 15 Minuten spielen - er spielte gar nicht

Das Lob für Ribéry leitete über zu einer anderen Geschichte: zu der des geplatzten Comebacks von Mario Götze. Trainer Guardiola hatte das Mitwirken Götzes, der wie Ribéry zuvor monatelang ausgefallen war, für das Wolfsburg-Spiel angekündigt, entweder für "15 Minuten", wie er sagte, oder gar für "90 Minuten". Daraus wurden exakt null Minuten. Guardiola reagierte angefasst, als er nach diesem Sinneswandel gefragt wurde. "Das war meine Entscheidung", zischte er bei Sky: "Wir haben sieben Stürmer. Wenn ich Thomas Müller nicht spielen lasse, werde ich gefragt, warum ich ihn nicht spielen lasse."

Sammer erklärte eine Spur gelassener, wie es zu Götzes Bankdrückerdasein kommen konnte. Der Spielverlauf in Wolfsburg habe bis tief in die zweite Halbzeit auf der Kippe gestanden. Da sei "keine Zeit für Experimente" gewesen, so Sammer, was heißen sollte: Keine Zeit für einen wie Götze, der ohne Spielpraxis angereist war.

Für Ribéry hieß das im Umkehrschluss: Seine Einwechslung stellte kein Risiko da. Gelöst schlenderte er nach der Partie durch die Gänge der Arena. Er gehört nach drei Einwechslungen in drei Spielen wieder dazu. Ribéry kann der Mannschaft helfen - und nicht nur sein Freund und Bruder Dante hofft, dass dieser Zustand diesmal von längerer Dauer sein möge.

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Quelle:
SZ vom 28.02.2016
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