Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Dortmunds nächste verlorene Punkte

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Der BVB verpasst die Chance, oben anzugreifen. Bielefeld holt ganz wichtige Zähler gegen Mainz. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Christopher Gerards und Carsten Scheele

Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Kamada (9.), 1:1 Reyna (56.)

Mats Hummels spielte tatsächlich, er lief vielleicht nicht ganz rund, ein paar Schmerzen verspürte er auch, aber: Er war da, nur vier Tage nach seinem bösen Schlag auf den Fuß in der Champions League gegen Lazio Rom. In einer Zeit mit vielen schlechten Nachrichten (Niederlage in Köln, Haaland verletzt...) waren dies good news. Sie hielten aber, so ist das derzeit in Dortmund, nicht lange an. Das 1:1 (0:1) bei Eintracht Frankfurt bedeutet für den BVB die nächsten beiden verlorenen Punkte. Drei sieglose Spiele in Serie sind es wettbewerbsübergreifend bereits. "Es hat etwas zum Sieg gefehlt, aber nicht viel", sagte BVB-Trainer Lucien Favre.

Um Hummels herum hatte Favre - so ist das in diesen Vielspielzeiten - sieben neue Spieler in die Startelf beordert; die neue Dreierkette Can-Hummels-Zagadou wirkte aber nicht richtig justiert. Es war jedenfalls schon mal schwieriger, gegen den BVB ein Tor zu erzielen. Gleich mehrere Frankfurter wunderten sich, weshalb sie gar nicht angegriffen wurden, als Hinteregger den langen Ball in den Lauf von Kamada schlagen, dieser das Spielgerät aus der Luft nehmen und gegenwehrfrei einschießen durfte (9.). Jadon Sancho ließ anschließend für Dortmund zwei hübsche Torchancen aus (20./26.), auf der anderen Seite hatte Frankfurts Barkok die Riesenchance zum Zweinull, als Hummels ihm den Ball am Elfmeterpunkt auflegte.

In der zweiten Halbzeit bewies BVB-Trainer Lucien Favre, dass er, trotz mancher aktueller Probleme einen ziemlich exquisiten Kader beisammen hat. Er brachte den Hochbegabten Youssoufa Moukoko (der gleich ordentlich Wirbel verursachte), bejubelte den knallerhaften Ausgleichstreffer von Giovanni Reyna (56.), brachte dann Jude Bellingham, noch einen Hochbegabten. "Nach der Pause haben wir es kaum noch geschafft für Entlastung zu sorgen", sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter. Zum Dortmunder Sieg reichte es trotzdem nicht mehr.

1. FC Köln - VfL Wolfsburg 2:2 (2:1), Tore: 1:0 Thielmann (18.), 1:1 Arnold (29.), 2:1 Duda (43.), 2:2 Weghorst (47.)

Vor einer Woche gelang dem FC die große Überraschung: ein 2:1-Erfolg beim BVB. Trainer Gisdol wählte nun gegen ungeschlagene Wolfsburger fast die gleiche Startaufstellung wie in Dortmund (Rafael Czichos fehlte verletzt, für ihn spielte Jannes Horn). Und es ging gut los. Ein 18-Jähriger brachte den FC in Führung: Sali Özcan spielte von rechts in die Mitte, wo Jan Thielmann den Ball verarbeitete und schließlich platziert einschoss - sein erstes Bundesliga-Tor im 20. Spiel. "Beim Tor hatte ich auch das Quäntchen Glück", sagte der Teenager bei Sky. Maximilian Arnold glich aber per Freistoß aus. Er war selbst gefoult worden und hob den Ball aus 20 Metern sehenswert über die Mauer halbhoch ins Eck.

Dann durfte der FC wieder jubeln, wieder wurde der Ball von rechts (diesmal von Elvis Rexhbecaj) in die Mitte gespielt, wo Ondrej Duda direkt traf. Die zweite Halbzeit war wenige Minuten alt, als der VfL erneut ausglich: Weghorst köpfte zum siebten Saison-Treffer ein, nach Flanke von Renato Steffen. Beim 2:2 blieb's, "die letzten 15 bis 20 Minuten war das Spiel tot", klagte Weghorst am Sky-Mikrofon, "ich glaube, wir sind sehr gut drauf, schade, dass es nicht zu drei Punkten gelangt hat." Wolfsburg ist weiter ungeschlagen, der FC bleibt auf Platz 15.

SC Freiburg - Borussia Mönchenglabach 2:2 (1:1), Tore: 0:1 Embolo (23.), 1:1 Lienhart (32.), 2:1 Grifo (49., Foulelfmeter), 2:2 Pléa (50.)

Ein Punkt - so richtig weiter bringt der keines der beiden Teams: Freiburg hat nun seit neun Spielen nicht mehr gewonnen, der Borussia entgehen wichtige Punkte im Kampf um die Europapokal-Plätze. Gladbach war nach einer schnellen Kombination in Führung gegangen, an deren Ende Lars Stindl seinem Mitspieler Breel Embolo den Ball zwar nicht perfekt auflegte - der Schweizer hatte aber viel Platz und konnte flach an Torwart Florian Müller vorbei einschieben. Unhaltbar war der Schuss nicht. Freiburg antwortete sehenswert. Nach einer Ecke setzte Baptiste Santamaria zum Fallrückzieher an, Philipp Lienhart änderte per Kopf noch die Flugrichtung, sodass Torwart Yann Sommer geschlagen war.

Per Elfmeter ging Freiburg dann sogar in Führung. Nicolas Höfler war im Strafraum von Stefan Lainer gefoult worden - Vincenzo Grifo traf vom Punkt gegen seinen Ex-Klub. Gladbach antwortete prompt: Pleá platzierte aus der Distanz einen Schuss im langen Eck. Danach hätten beide Teams noch treffen können: Wo der eingewechselte Patrick Herrmann für Gladbach vergab, scheiterten etwa Grifo und Nils Petersen für die Freiburger. "Wir haben alles reingeworfen", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich: "Gegen einen Champions-League-Teilnehmer hatten wir 22 Torschüsse, wir hatten vier oder fünf Riesenchancen. Damit bin ich zufrieden." Am Mittwoch steht für Gladbach dann ein entscheidendes Spiel an: Gegen Real Madrid geht es um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League.

Arminia Bielefeld - 1. FSV Mainz 05 2:1 (2:0), Tore: 1:0 Prietl (21.), 2:0 Doan (31.), 2:1 Stöger (82.)

Ein Endspiel? Neeeee, hatte Bielefelds Geschäftsführer Samir Arabi gesagt. Dafür sei es ja zu früh. Über den Sieg im direkten Duell um den Klassenerhalt gegen den 1. FSV Mainz 05 haben sich die Bielefelder dann doch mächtig gefreut. Die Arminia ist jetzt Drittletzter, Mainz auf den direkten Abstiegsrang gerutscht. Kein Endspielsieg, aber richtig wichtige drei Punkte. "Jetzt ist pure Erleichterung zu spüren", bekräftigte Trainer Uwe Neuhaus.

Beim Führungstreffer war einiges an Glück dabei: Manuel Prietl zog aus der Distanz mittig ab; sein Schuss wäre wohl nicht gefährlich geworden, hätte Hack den Ball nicht fies abgefälscht, gegen die Laufrichtung von Torwart Robin Zentner. Beim zweiten Bielefelder Treffer herrschte schon deutlich mehr Finesse: Wie Ritsu Doan die halbe Mainzer Abwehr durchtanzte, nach links, nach rechts, dann den Ball verdeckt durch Abwehrbeine ins rechte, untere Eck zischen ließ, war arg sehenswert. Fabian Klos vergab per Kopf sogar noch die Chance zum 3:0. Die Mainzer waren nach den positiven Auftritten zuletzt nicht so recht wiederzuerkennen; Stöger schaffte kurz vor Schluss nur noch den Anschluss. "Ein bitteres Ergebnis", klagte der Mainzer Coach Jan-Moritz Lichte. So wird's schwer im Abstiegskampf.

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