Süddeutsche Zeitung

Bücher über Guardiola:Auf der Suche nach dem Pep

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Wer ist eigentlich dieser Pep Guardiola? Viele Buch-Autoren versuchen, sich dem Trainer zu nähern. Was Guardiola bei den perfekt funktionierenden Bayern will, kann allerdings keiner beantworten. Stattdessen haben die Autoren Beziehungstipps für Zlatan Ibrahimovic parat.

Von Philipp Schneider

Messi spielt zu Iniesta, dieser zu Xavi, der wiederum zu Messi, Iniesta passt zu Eto'o, der macht ihn rein; Guillem Balagué, ein spanischer Sportjournalist, beginnt seine Biografie über Pep Guardiola mit Tiki Taka. Am 27. Mai 2009 besiegt der FC Barcelona im Finale der Champions League Manchester United 2:0. Weil Tiki Taka, auch in gedruckter Form, schnell langweilig wird, folgt jene These, die den sakralen Grundton des ganzen Buches vorgibt: "Das Ziel dieses Schusses, dieser Augenblick, der Höhepunkt eines Spielzugs - dies alles half mit, eine Idee, eine 40 Jahre zuvor ausgebrachte Saat in einen fußballerischen Tsunami umzuwandeln, der das Spiel auf Jahre hinaus verändern sollte."

Gemeint ist hier wohl nicht der Schöpfungsakt Guardiolas (er war am Finaltag 38 Jahre und vier Monate alt), sondern ein bereits in den Sechzigern bei Ajax Amsterdam vorerdachtes Spielprinzip. Und Balagué konnte ja nicht ahnen, dass sich der Fußball nur für drei Jahre ändern sollte - dann kamen die Bayern des Trainers Heynckes und gewannen das Triple. Ohne Tiki Taka.

Gedruckt wurde die Erstauflage von Pep Guardiola - Another way of winning aber 2012. Und hier beginnt das Problem so vieler Monografien über den spanischen Trainer, die jetzt auf den deutschen Büchermarkt kommen. Sie sind zu früh geschrieben worden.

Es gibt freilich noch jene Werke, die später, aber immer noch zu zeitig herausgegeben wurden. Als schon feststand, dass Guardiola zu den Bayern wechseln würde. Als klar war: Jetzt lässt sich richtig Kasse machen. Manche von ihnen sind regelrecht hingewurstet, Pep Guardiola - So geht moderner Fußball von Daniel Martínez und Dino Reisner etwa fasst im Kern die Zeitungsartikel der vergangenen Monate zusammen und bereichert die Welt um Gespräche mit Menschen, die nicht Pep Guardiola heißen.

Es gibt Interviews mit Udo Lattek (Frage: "Tritt Guardiola in Ihre Fußstapfen?", Lattek: "Ich bin mir sicher: Alle Spieler bewundern und respektieren ihn") oder Bernd Schuster (Frage: "Was steckt hinter Tiki Taka?", Schuster: "Das ist eine der vielen Arten, Fußball zu spielen").

Den Vogel, nur leider nicht den eigenen, schießt gleichwohl Albert Jumilla ab, ein, wie der Buchrücken verrät, "Unternehmer, Berater und freier Schriftsteller" mit dem Ratgeber Tu, was du kannst und sei mutig - Pep Guardiolas Erfolgs- geheim nis: 191 Seiten Banalitäten. Ein Machiavelli ohne Botschaft. Kurz reingelesen in Kapitel 25, Überschrift: "Böse Zungen ignorieren". Zu Beginn ein Zitat von Zlatan Ibrahimovic, des Stürmers, den Guardiola ausmusterte: "Guardiola ist der Philosoph, der meinen Traum vom FC Barcelona zerstört hat."

Es folgen ein paar Zeilen darüber, dass der Trainer den Schweden hierfür nie rügte, dann eine von 100 Weisheiten des Autors: "Wenn eine Beziehung, beruflich wie privat, zu Ende geht, sollte man sich der schönen Momente entsinnen, aus Fehlern lernen und nach vorne schauen." Tja, hätte Ibrahimovic das Buch nur gelesen.

Wer aber ist Guardiola? Balagués schön geschriebene Biografie gibt die besten Antworten. Er hat recherchiert, Guardiolas "private Äußerungen durchdringen dieses Buch", wie es heißt. Auch er überhöht den Trainer ungemein, aber das ist in Ordnung. Gezeichnet wird eine Reise, die auf dem Bolzplatz in Santpedor begann und die endet beim Plausch mit Uli Hoeneß in New York.

Fast könnte man vergessen, dass die wichtigsten Fragen nicht beantwortet werden. Was eigentlich will Guardiola ändern am perfekt funktionierenden System der Bayern? Und warum? Wissen kann das niemand. Denn dafür müsste einer Guardiola gut kennen.

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Quelle:
SZ vom 22.06.2013
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