Süddeutsche Zeitung

Biathlon-WM:Knapp an der Medaille vorbei

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Die deutsche Männer-Staffel kämpft bis kurz vor Schluss um einen Podestplatz, doch Benedikt Doll braucht zu lange beim Stehendschießen. Bei der Frage nach seinem Karriereende stellt er eine baldige Antwort in Aussicht.

Von Korbinian Eisenberger, Nove Mesto

Es war nur diese eine schwarze Scheibe, die der Schwarzwälder Biathlet Benedikt Doll im Ochozawald von Nove Mesto verfehlte. 11,5 Zentimeter ist die runde Zielscheibe beim Stehendschießen breit und hoch, 50 Meter liegen zwischen Schützen und dem winzigen schwarzen Punkt. Und dieses eine kleine Plättchen, das erste von links, es wollte einfach nicht fallen. Erst im vierten und letztmöglichen Versuch traf Doll, nach 19 langen Sekunden, als wäre die Scheibe im Rahmen festgeklebt. Scheibenkleister.

Beim abschließenden Schießen dieses Staffelrennens hätte der 33-Jährige am Samstag die schwarzen Scheiben zu einer WM-Medaille veredeln können. Wenn er sie, wie zuvor bei der liegenden Einlage, alle im Erstversuch getroffen hätte. Er hätte dann mit Norwegen und Frankreich um Silber und Bronze Richtung Ziellinie spurten können - so aber lagen vor den letzten Kilometern zu viele Sekunden zwischen Doll und den vordersten drei Schlussläufern. Das Männerquartett des Deutschen Skiverbands hatte bis kurz vor Schluss um die Medaillenränge dieser Weltmeisterschaft mitgekämpft - am Ende blieb Justus Strelow, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Doll der als undankbar bekannte Rang vier.

Strelow hatte als Teil einer zeitgleich ins Ziel einlaufenden Vierergruppe ohne Schießfehler an Kühn übergeben, der liegend einmal nachladen musste, ehe er sich stehend eine Strafrunde leistete und somit zurückfiel. Nawrath kam mit einem Nachlader zurecht und brachte Doll in eine gute Position um Rang drei. Anders als am frühen Samstagnachmittag die Frauen, die dank Sophia Schneider Staffel-Bronze gewannen, gingen die DSV-Männer leer aus.

Geärgert haben dürften sich am Ende auch die Norweger, trotz Silber im gewonnenen Schlussspurt gegen den Franzosen

"Schade, es war beim letzten Schießen nochmal einiges drin, aber da haben mir die weltbekannten Eier gefehlt am Schießstand", erklärte Doll. Am Mikrofon des ZDF wirkte er kurz nach dem Rennen weniger niedergeschlagen, eher als könne er das Geschehene mit Humor nehmen. Er hatte ja im Einzelrennen zwei Tage zuvor eine Bronzemedaille gewonnen, die zweite seiner Karriere bei Weltmeisterschaften. "Ich wollte eigentlich das Schießen vom Einzel wiederholen, aber da habe ich dann mit den Nachladern die Ruhe nicht mehr gehabt", sagte Doll, der zum Schluss parallel mit dem Franzosen Quentin Fillon Maillet geschossen hatte (der seinerseits lediglich einen Nachlader benötigte). "Der QFM ist einfach beim Stehendschießen unfassbar stark", sagte Doll über seinen Konkurrenten. "Vielleicht hat mich das verunsichert oder beeindruckt."

Geärgert haben dürften sich am Ende auch die Norweger, trotz Silber im gewonnenen Schlussspurt gegen den Franzosen. Norwegens Vetle Sjastad Christiansen - einer der besten Schlussläufer in der Geschichte dieses Sports - hatte stehend gleich sechsmal daneben geschossen, drei Strafrunden gedreht und somit trotz zuvor einer Minute Vorsprung auf Schweden noch die Goldmedaille vergeben. Sebastian Samuelsson machte es besser und krönte das schwedische Team zum Staffel-Weltmeister von Nove Mesto.

Und Doll? Er hatte vor der Saison angekündigt, sich zu seiner Zukunft äußern zu wollen, und zwar nach der WM, die am Sonntag mit den beiden Massenstarts endet. Ob es seine letzte WM-Staffel war, wurde Doll also gefragt. "Es fragen sich einige", sagte er. "Und ganz viele werden nächste Woche eine Antwort darauf kriegen."

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