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FC Bayerns Arjen Robben:Die Nase ist zurück

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Aus dem Stadion von Thomas Hummel, München

Wenn irgendwann einmal die Biografie Arjen Robbens geschrieben wird, dann wird dieser Satz recht häufig vorkommen: "Vor allem bin ich sehr glücklich, dass ich zurück bin auf dem Platz." Wie häufig der 31-Jährige in seiner Karriere verletzt war und anschließend diesen Satz aufsagte, weiß er wohl selbst nicht. Er kann ihn bestimmt auf Holländisch, Spanisch, Englisch und Deutsch auswendig.

Doch auch, wenn die Rückkehr nach einer Blessur zu ihm gehört wie Bundesliga-Siege zum FC Bayern: Wer Arjen Robben sah, wie er am Samstag gegen den 1. FC Köln spielte, wie er danach ins Publikum, der Familie und Freunden zuwinkte, wie er lachte und sich freute, dann muss man ihm einfach abnehmen: Er war sehr glücklich, wieder Fußballspielen zu können.

Robbens 1:0 löst alle Probleme

Es war ja auch gelaufen wie so oft: Robben war nicht nur wieder da, sondern beeinflusste das Bayern-Spiel sogleich entscheidend. Sein 1:0 löste letztlich alle Probleme der Münchner gegen ultradefensive Kölner. Selbst hatte er den Angriff mit einem Pass auf Thomas Müller eingeleitet, den Abpraller in der Mitte verwandelte er sicher. Zuvor hatte er schon als erster Münchner auf das Tor gezielt, nach sieben Minuten hatte Torwart Timo Horn gerade noch gerettet.

"Arjen hat diese Wahnsinns-Qualität. Seine Persönlichkeit, sein Charisma ...", schwärmte Guardiola. Und erinnerte sogleich an die Endphase der vergangenen Saison, als eben dieser Robben mit Blessuren ausfiel. In den entscheidenden Partien gegen Dortmund und Barcelona fehlten sein Tempo, seine Unberechenbarkeit, seine Fähigkeiten im Dribbling und Torschuss. Die Münchner wirkten in der Offensive bisweilen ratlos ohne ihren Robben. "Seine Qualität im Eins-gegen-Eins", erklärte Guardiola, sowie "seine Nase" (gemeint ist sein Spürsinn vor dem Tor) - "wir brauchen das".

Die Verletzungen von Ribéry und Robben hatten die Münchner dazu veranlasst, Geld für neue Dribbelflitzer auszugeben. Es kamen Douglas Costa und Kingsley Coman, und die zeigten zuletzt ihr Können. Denn der Franzose fällt seit langem aus, und Robben hatte sich Anfang September bei der Nationalmannschaft am Oberschenkel verletzt. Es hieß schon, Bayern braucht die alten Helden nicht mehr.

Als sich Robben nun gesund meldete, war die Frage, welcher Dribbler auf die Bank müsse. Doch Guardiola löste das Problem auf seine Weise: Er ließ alle spielen. Und erklärte hinterher ein wenig pathetisch: "Dieses Spiel war, wow, schwer." Weil sich Köln wahnsinnig defensiv verhalten habe, es habe kaum Raum zwischen den Abwehrlinien gegeben. Das Ergebnis: "Es war fast unmöglich!" Doch Guardiola hatte natürlich einen Plan: "Wir wollten das: Ball holen, auf die Seite, Eins gegen Eins, Flanken, Flanken, Flanken."

Zuerst dribbelten Costa links und Coman rechts, Robben begann in der Mitte. Als das keinen Ertrag brachte, schickte er Coman nach links, Costa in die Mitte und Robben auf seine rechte Seite. Es war, als er hätte ihn der Trainer nach Hause geschickt. Dorthin, wo er sich wohlfühlt. Minuten später dribbelte er, passte er, lief in die Mitte und erzielte das 1:0. Das Tor "sehe ich als Belohnung für harte Arbeit". Harte Arbeit in der Reha, im Kraftraum - aber das ist Robben ja gewohnt.

Vielleicht öfter mal eine Pause

Die Bayern wirken in dieser Saison besser vorbereitet auf die nächste Verletzung ihres Vorzeige-Dribblers. Vielleicht werden ihn die Münchner öfter mal eine Pause geben, damit er im kommenden Frühling, wenn die großen Preise vergeben werden, dabei ist. Es gebe niemanden, der sich mehr wünscht gesund zu sein als Robben selbst, sagte Guardiola. "Er will fit sein. Aber sein Körper ist speziell. Es ist schwer für ihn." Er schlafe gut, esse gut, lebe wie ein Profi, "aber manchmal ist er verletzt." Guardiola legte bei diesen Worten den Kopf schief und lachte. Als müsse man dieses Schicksal eben hinnehmen, auch ein FC Bayern könne das nicht ändern.

Eine gute Nachricht gab es zuletzt immerhin für Arjen Robbens Körper. Ohne ihn haben seine niederländischen Mit-Nationalspieler die Qualifikation für die EM vergeigt. Das heißt: Im kommenden Sommer kann sich der dann 32-Jährige ausruhen, entspannen und seinen empfindlichen Körper schonen.

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Quelle:
SZ vom 25.10.2015
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