Basketball:Nase an Nase
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Im ewigen Duell zwischen dem FC Bayern und Alba spricht derzeit vieles für die Münchner, die beim 76:71 in Berlin den dritten Sieg im vierten Vergleich feierten.
Von Ralf Tögel
Fünf Minuten vor dem Ende standen Christ Koumadje und Andreas Obst nach einem Foul plötzlich Nase an Nase auf dem Spielfeld. Genauer gesagt Brust an Nase, denn der 2,21 Meter große Center der Berliner überragt den Münchner Guard um stolze 30 Zentimeter. Diese Szene verdeutlichte, welche Rivalität im Duell zwischen Alba und dem FC Bayern steckt. Nach wie vor. Allein in Liga, Pokal und Euroleague sind sich die Konkurrenten bisher viermal begegnet, dreimal behielten die Bayern die Oberhand, wie dieses Mal mit 76:71 in der mit 13 666 Zuschauern fast ausverkauften Mercedes-Arena. Das Rückspiel in der Euroleague ist noch ausständig, dann wird es in den Playoffs der Basketball-Bundesliga (BBL) wohl erneut zum Vergleich der ewigen Rivalen kommen. Fünf Duelle alleine in der regulären Spielzeit, muss da nicht Langeweile aufkommen? Nun, der Blick in die 35. Spielminute dieser BBL-Partie am Samstagabend im Berliner Osten sollte genügen, um diesen Verdacht zu widerlegen.
Die deutschen Topteams lieferten sich einmal mehr einen hitzigen Schlagabtausch, Einsatz, Leidenschaft und Kampf drängten an diesem Abend die spielerische Klasse, über die beide Teams zweifelsfrei verfügen, allerdings in den Hintergrund. Das vierte Aufeinandertreffen war geprägt von zwei aggressiv zu Werke gehenden Abwehrreihen und daraus resultierenden Fehlern, das dritte Viertel der punktarmen und stets engen Partie (Halbzeit 43:43) war ein ordentliches Gewürge. Letztlich verstanden es die Gäste, dem Meister Leichtigkeit und Tempo aus dem Spiel zu nehmen und diesen zu 21 Ballverlusten und schweren Würfen zu zwingen. Zusammen mit einer vor allem offensiv enormen Rebound-Qualität (18) führte das den Pokalsieger zum verdienten Sieg.
Beide Teams sind personell gebeutelt, das wird sich angesichts der brutalen Anforderungen nicht ändern
Auch wurde deutlich sichtbar, dass die Münchner aus der Schmach der vergangenen drei Jahre, als Alba jedes Mal ausgerechnet im Münchner Dome (2020 im Blasenturnier, 2021 und 2022 jeweils im Finalspiel vier) die Meistertrophäe überreicht bekam, ihre Lehren gezogen haben. Nie zuvor war ein Münchner Kader auf den deutschen Positionen so gut besetzt. Natürlich sind beide Teams aufgrund von Verletzungen weit weg von ihrer Wunschformation, so musste Berlins Trainer Israel Gonzales auf Tamir Blatt, Yovel Zoosman und Marcus Eriksson verzichten, Tim Schneider und Ben Lammers saßen angeschlagen auf der Bank.
Bayern-Coach Andrea Trinchieri hatte Kapitän Vladimir Lucic und Elias Harris zu Hause gelassen, für Augustine Rubit ist die Saison beendet, Paul Zipser und Ognjen Jaramaz blieben auf der Bank. Dennoch haben die Münchner schlichtweg mehr Qualität im Kader: Waren es im Pokal-Halbfinale vor zwei Wochen noch Nick Weiler-Babb und Cassius Winston, die das Spiel prägten, spielten sich in der Berliner Arena Othello Hunter, der auch mit Distanzwürfen glänzte und mit 24 Punkten Topscorer war, und D.J. Seeley in den Vordergrund. Der 33-jährige Guard, der angesichts vieler Verletzungen erst im Januar nachverpflichtet wurde, sammelte 17 Punkte und entschied die Partie mit zwei schwierigen Dreiern in der Schlussphase.
Man kennt sich: Die Berliner Maodo Lo und Johannes Thiemann sowie die Bayern Niels Giffey, Andreas Obst und Nick Weiler-Babb haben zusammen EM-Bronze geholt
Alba muss sich als Euroleague-Letzter keinen Kopf bezüglich der Playoffs machen, auch die Bayern werden dieses Ziel nach zwei Jahren unter den besten Acht Europas wohl nicht erreichen. An der Belastungen nebst Folgen wird sich dennoch nichts ändern, zu groß sind die Verschleißerscheinungen bereits jetzt. Wer diese brutalen Anforderungen besser bewältigt, dürfte auch im Kampf um den Titel vorne sein - derzeit spricht vieles für die Bayern. Das Double ist das Ziel, dafür wurde nun für Rubit in Zylan Cheatham (fünf NBA-Spiele) weiterer Ersatz bis zum Saisonende geholt. Die große Unbekannte der aktuellen Saison sind indes die Bonner, die nach der Niederlage Berlins wieder Tabellenführer sind und eine famose Saison spielen.
Und der Nasenvergleich der Protagonisten? Nach der Schlusssirene längst vergessen, man kennt und schätzt sich schließlich. In den Berlinern Maodo Lo und Johannes Thiemann sowie den Bayern Niels Giffey, Obst und Weiler-Babb hatten fünf Akteure an selber Stelle kürzlich EM-Bronze gewonnen.