Süddeutsche Zeitung

Basketball:Sexismus-Vorwurf: Brust raus für den FC Bayern

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Von Joachim Mölter

Wenn die Basketball-Profis des FC Bayern München an diesem Mittwoch im Eurocup-Viertelfinale gegen Unicaja Malaga mit genauso viel Fingerspitzengefühl zur Sache gehen wie die Marketing-Experten des Klubs bei der Werbung, dann wird es das vermutlich gewesen sein mit dem Verbleib im Wettbewerb.

Denn auf derart plumpe Weise wird den Spaniern kaum beizukommen sein im entscheidenden Spiel fürs Weiterkommen ins Halbfinale, das war schon am Freitag zu sehen, als die Münchner in Malaga 67:82 verloren. Nach dem 91:82 zum Auftakt steht die Serie nun 1:1, ein drittes Duell muss entscheiden, das findet am kommenden Mittwoch statt. Und dafür begann der FC Bayern Basketball gleich am Samstag über seine diversen sozialen Kanäle mit der Werbung.

Pubertär, platt, billig

Die hat dem Klub nun das eingebracht, was man in sozialen Medien als "Shitstorm" klassifiziert, also jede Menge Kritik. Um die auf einen Nenner zu bringen: Der Großteil derer, welche die Werbung gesehen und eine Meinung dazu geäußert haben, halten sie für sexistisch. Zu sehen ist ein Frauen-Torso mit einem nur knapp die Brustwarzen bedeckenden Bayern-Trikot, dazu auf englisch der mehrdeutige Text: "We like big cups & we love big games." Dass die Frau eine Tasse (engl. cup ) in der Hand hält, ist der Werbung für den "Offiziellen Kaffeelieferanten des FC Bayern Basketball" geschuldet; es ist allerdings eher ein Tässchen. Das Wort cup kann sich in diesem Kontext zudem auf den zu gewinnenden Eurocup beziehen; der ist international aber nur zweitrangig, also ebenfalls nicht groß. Drittens steht cup auch für die Körbchengröße eines BHs. Ein solches Kleidungsstück trägt die Frau allem Anschein nach aber nicht. Dass den FC-Bayern-Basketballern große BHs gefallen, gefällt auch mehr als 50 Followern des entsprechenden Twitter-Accounts, aber nicht der Mehrheit der Anhänger. Die findet die Aktion pubertär, platt, billig, gedankenlos; Letzteres auch deshalb, weil für ein Spiel am 8. März geworben wird, dem Internationalen Frauentag. Seitens der Bayern-Basketballer war man nicht zu einer Stellungnahme bereit, da heißt es nur, dass ein zweiter Teil der PR-Kampagne folgt.

Eine elegante Antwort auf die Werbung gab im Übrigen der Liga-Rivale Brose Bamberg. Unter der Überschrift "die einzigen Cups, die uns interessieren" sind die Trophäen zu sehen für den deutschen Meister und den Pokalsieger - die sind jeweils in Bamberger Händen.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2017
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