Süddeutsche Zeitung

Australian Open:"Drama pur": Federer rettet sich ins Achtelfinale

Lesezeit: 3 min

Der Zittersieg von Roger Federer setzte bei den Australian Open den Schlusspunkt unter einen aufregenden Tennis-Tag. In einem irren Fünf-Satz-Krimi vermied der Rekord-Grand-Slam-Turniersieger das Drittrunden-Aus und zog anders als Serena Williams, Caroline Wozniacki und Julia Görges am Freitag doch noch ins Achtelfinale ein. Mit 4:6, 7:6 (7:2), 6:4, 4:6, 7:6 (10:8) rang der Schweizer um kurz vor 01.00 Uhr Ortszeit den stark aufspielenden John Millman nieder und entging einem ähnlichen Schicksal wie bei den US Open 2018. Damals war er gegen den Australier im Achtelfinale überraschend ausgeschieden.

"Das war schwierig. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Zum Glück war es ein Super-Tiebreak. Ansonsten hätte ich verloren", sagte der erleichterte Federer nach seinem 100. Sieg bei den Australian Open. Nach einem Aufschlagverlust zum 1:2 im fünften Satz kam Federer direkt zurück. Fehler wechselten sich mit mitreißenden Ballwechseln ab, die Spannung stieg ins Unermessliche, Federers Frau Mirka saß angespannt auf der Tribüne.

Beim 5:4 und 6:5 fehlten Federer nur zwei Punkte zum Matchgewinn. Bei 8:4 im Tiebreak war es dann Millman, dem zwei Punkte mehr den Coup beschert hätten. Die vier Stunden Spielzeit waren überschritten - und Federer glückten am Ende tatsächlich sechs Punkte nacheinander. "Es war Drama pur", sagte Boris Becker als TV-Experte im Sender Eurosport.

Julia Görges verpasst das Achtelfinale

Nach einem dominanten Beginn ist Julia Görges in der dritten Runde der Australian Open doch noch ausgeschieden. Die 31-Jährige musste sich am Freitag in Melbourne mit 6:1, 6:7 (4:7), 2:6 der US-Amerikanerin Alison Riske geschlagen geben. Damit verpasste die deutsche Nummer zwei der Tennis-Damen ebenso wie Serena Williams beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison das Achtelfinale. Für die US-Amerikanerin ging mit dem 4:6, 7:6 (7:2), 5:7 gegen die Chinesin Wang Qiang überraschend früh die Jagd auf den 24. Grand-Slam-Titel zu Ende.

Görges stemmte sich gegen die Niederlage und wehrte drei Matchbälle der an Position 18 gesetzten US-Amerikanerin zunächst noch in grandioser Manier ab. Doch nach 2:16 Stunden Spielzeit musste sie ihrer Kontrahentin am Netz gratulieren. Die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner hatte die Weltranglisten-39. Görges zuvor als "leichte Favoritin" eingestuft, aber auch gewarnt: "Die Riske spielt das beste Tennis ihres Lebens in den letzten Monaten." Nicht nur Rittner hatte auf ein reizvolles Achtelfinal-Duell mit der australischen Weltranglisten-Ersten Ashleigh Barty gehofft, mit der Görges bei den Australian Open gemeinsam im Doppel antritt.

Williams wartet nach ihrer Rückkehr auf die Tennis-Tour weiter auf ihren ersten Grand-Slam-Titel als Mutter und verpasste auch in Melbourne die Chance, den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court einzustellen. "Ich habe wirklich nicht gedacht, dass ich dieses Match verlieren kann", sagte Williams und haderte mit ihren vielen Fehlern gegen die Weltranglisten-29. Wang Qiang. 2017 hatte Williams in Melbourne ihren bisher letzten Grand-Slam-Titel gewonnen, damals war sie bereits schwanger.

Caroline Wozniacki beendet ihre Tennis-Karriere

Auch die Dänin Caroline Wozniacki verabschiedete sich und beendete mit dem Drittrunden-Aus ihre Tennis-Karriere. Die ehemalige Weltranglisten-Erste unterlag der Tunesierin Ons Jabeur 5:7, 6:3, 5:7. Wozniacki hatte schon zuvor angekündigt, ihre Karriere nach dem ersten Grand-Slam-Turnier beenden zu wollen. 2018 hatte sie in Melbourne den Titel gewonnen.

"Normalerweise weine ich nicht", sagte die 29 Jahre alte Dänin, als bei ihr Tränen kullerten: "Es war eine großartige Reise. Ich bin bereit für das nächste Kapitel." Mit einem Rückblick auf ihre Karriere und auf der Leinwand eingespielten Würdigungen ihrer Tennis-Kolleginnen wurde die Dänin in der Melbourne Arena geehrt und verabschiedete sich bei dem Lied "Sweet Caroline" mit einer dänischen Fahne über den Schultern von den Fans.

Cori Gauff besiegt Titelverteidigerin Osaka

Die 15-jährige Cori Gauff überraschte derweil mit einem Sieg über Titelverteidigerin Naomi Osaka. In der dritten Runde gewann die junge US-Amerikanerin am Freitag in Melbourne mit 6:3, 6:4 gegen die Weltranglisten-Vierte aus Japan und zog damit ins Achtelfinale ein. Dort kämpft die jüngste Teilnehmerin des Grand-Slam-Turniers am Sonntag gegen die Chinesin Zhang Shuai oder Sofia Kenin aus den USA um den Einzug ins Viertelfinale.

Bei den US Open hatte Gauff noch klar gegen Osaka verloren. Nun wurde sie zur jüngsten Tennisspielerin seit Jennifer Capriati 1991, die eine Top-Fünf-Spielerin besiegte. Schon bei ihrem Grand-Slam-Debüt in Wimbledon hatte Gauff im vorigen Jahr mit dem Einzug ins Achtelfinale für Aufsehen gesorgt.

Bei den Männern hat Novak Djokovic zum 50. Mal ein Grand-Slam-Achtelfinale erreicht. Der Titelverteidiger hatte keine Probleme gegen den Japaner Yoshihito Nishioka und gewann sein Drittrunden-Match 6:3, 6:2, 6:2. Im Achtelfinale bekommt es Djokovic am Sonntag bei seiner 60. Teilnahme an einem Grand-Slam-Turnier mit dem Argentinier Diego Schwartzman zu tun. Djokovic hat die Australian Open bereits sieben Mal und damit so oft wie kein anderer Tennisprofi gewonnen. In der ersten Runde der diesjährigen Auflage hatte Djokovic den Sauerländer Jan-Lennard Struff besiegt. Nur der Schweizer Roger Federer stand öfter im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers als Djokovic.

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