Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Nürnberger Konjunktiv

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Beim Club sprechen sie nach dem 1:1 gegen Regensburg nicht mehr gerne über das Szenario Aufstieg.

Von Johannes Kirchmeier

Es ist nicht so, dass sie nicht mehr darüber sprechen würden, über ihr "großes Ziel Aufstieg", wie es etwa der Nürnberger Trainer Damir Canadi nannte. Am Sonntag nach dem niederschmetternden 1:1 (1:0) in letzter Minute im Zweitliga-Derby gegen den SSV Jahn Regensburg fiel das Wörtchen "Aufstieg", um den der 1. FC Nürnberg zumindest mitkämpfen will, also schon noch. Nur reden die Angestellten des fränkischen Vereins mittlerweile eher in Wenn-Dann-Konstruktionen oder der Vergangenheitsform darüber. "Wir hatten den Anspruch, dass wir vorne mitspielen, dafür müssen wir zu Hause mehr Punkte holen", sagte etwa der Sechser Lukas Jäger.

Canadi sprach beim eingangs erwähnten Zitat darüber, was dem Verein zum Ziel noch fehle. Er sah seine Mannschaft zwar gut kombinieren, doch das 2:0 wollte ihr nicht gelingen - trotz mehrerer aussichtsreicher Konterchancen: "Man sieht das dann bei den Topteams, wie die das zu Ende spielen", sagte der Österreicher. Damit meinte er explizit den Hamburger SV und den VfB Stuttgart, er selbst scheint sich nicht mehr so sicher zu sein, ob er auch ein Topteam der zweiten Bundesliga trainiert.

Das hat vor allem damit zu tun, dass die Nürnberger anders als vor allem der Tabellenerste Hamburg ihre Führungen nicht über die Zeit bringen, fünfmal verspielte der Club einen Vorsprung, statt 14 Punkten hätte er theoretisch 25 Zähler erwirtschaften können - einen mehr als der HSV. Doch auf das späte 3:4 in Aue folgte ein spätes Remis daheim, sechs Punkte fehlen daher auf den Relegationsplatz. "Im Moment sind wir ein bissl in der Scheißgasse, wie man in Österreich sagt", analysierte der Torwart Andreas Lukse, der derzeit Stammtorwart Christian Mathenia (Kniescheibenbruch) ersetzt, die erfolglose Situation. Er wusste: Eigentlich hätte sein Team das Spiel nicht verlieren dürfen. "Wir sind alle Menschen, haben zu Hause wenig Erfolgserlebnisse, auch wenn wir dem Sieg immer näher als der Niederlage sind. Das geht nicht spurlos an uns vorbei."

Sein Trainer Canadi wähnt den Club trotzdem auf einem ganz guten Weg. "Was mir sehr viel Freude bereitet, ist die Art und Weise, wie wir phasenweise schon spielen, wie wir mit dem Ein-Kontakt-Fußball schwer zu verteidigen sind." Besonders in der Zeit um den Führungstreffer durch Hanno Behrens (38. Minute) herum bestimmten die Franken die Partie, ließen den konterstarken Jahn zu keinen Chancen kommen und passten sich selbst leicht in den Regensburger Strafraum. Die Spielstärke macht ihm für die kommenden Aufgaben Mut. Am Mittwoch wollen die Nürnberger ja im DFB-Pokal das Achtelfinale erreichen beim 1. FC Kaiserslautern (18.30 Uhr), vielleicht kommt die Abwechslung im anderen Wettbewerb zur rechten Zeit. Auch wenn die Gefahr droht, dass auch bei diesem Spiel das große Ziel hinterher zum Thema werden könnte. Österreicher sagen ja auch zum Weiterkommen im Pokal: "Aufstieg".

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Quelle:
SZ vom 29.10.2019
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