Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Hecking stärkt Klauß den Rücken

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Leistungsschwankungen, mangelnde Balance, Suche nach Führungsspielern: Die Krise beim Club weitet sich nach dem 2:4 in Braunschweig aus.

Sportvorstand Dieter Hecking will nach dem sportlichen Tiefpunkt des Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg beim 2:4 gegen den zuvor sieglosen Tabellenletzten Eintracht Braunschweig keine Diskussion über Trainer Robert Klauß führen. "Nein", antwortete der 57-Jährige Hecking auf eine entsprechende Frage der Bild-Zeitung: "Was ich dem Trainerteam zugutehalte, ist ja die Tatsache, dass es die Mannschaft gut erreicht."

Der frühere Bundesliga-Trainer Hecking will nach nur sieben Punkten aus sieben Spielen, mit denen die Franken weit vom ambitionierten Saisonziel Platz eins bis sechs entfernt sind, aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Warum man am Freitagabend beim Aufsteiger Braunschweig in der zweiten Hälfte derart eingebrochen sei - "darauf erwarte ich schon noch Antworten". Ein Ultimatum oder eine Punktevorgabe für die nächsten Spiele formulierte er an den 37-jährigen Klauß aber nicht.

"Wir lassen uns nicht von Stimmungen und Emotionen treiben", sagte Hecking: "Es ergibt keinen Sinn, von Kontinuität im Verein ständig zu sprechen und dann sofort den Trainer infrage zu stellen." In den vergangenen Jahrzehnten sei beim Club oft reflexhaft reagiert worden, meinte Hecking: "Ich bin aber überzeugt, dass es dem FCN guttut, auch mal schwierige Phasen mit einem Trainer zu durchleben." Klauß ist in seiner dritten Saison Chefcoach beim FCN. Sein Vertrag war sogar erst zum Ende der vergangenen Spielzeit vorzeitig auf eine nicht genannte Laufzeit verlängert worden.

"So kannst du kein Zweitliga-Spiel gewinnen", sagt Torwart Mathenia

Aus dem Saisonziel Platz eins bis sechs könnte nun ein Dümpeln im Mittelmaß werden - oder sogar Abstiegskampf. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht aufgrund unserer Leistung in der zweiten Halbzeit. Das können wir in der Form auch nicht akzeptieren, wie wir da aufgetreten sind", sagte Klauß schwer verärgert. Torwart Christian Mathenia, der sich persönlich auch "einen schlechten Tag" bescheinigte, formulierte sein Fazit noch drastischer: "Wir haben als Mannschaft versagt, wir waren in der zweiten Halbzeit einfach nicht anwesend und einfach schlecht. So kannst du kein Zweitliga-Spiel gewinnen."

Zweimal führten die Nürnberger am Freitagabend vor 17173 Zuschauern in einer dominanten ersten Hälfte durch Jens Castrop, einen der wenigen überzeugenden Akteure, und durch Kwadwo Duah. Aber die Eintracht, die zuvor in sechs Partien nur drei Tore erzielt hatte, wurde von den lasch verteidigenden Nürnbergern am Ende zu gleich vier Treffern durch Fabio Kaufmann (2), Anthony Ujah und Immanuel Pherai eingeladen. "Vier Gegentore sind Wahnsinn", klagte Nürnbergs Mittelfeldspieler Lino Tempelmann.

Hinterher herrschte das große Rätseln beim Club. Dabei sind längst fatale Muster zu erkennen, die in der Summe zu nur sieben Punkten nach sieben Spielen und den immer selben Diskussionen führen. "Diese Dinge passieren uns in regelmäßigen Abständen", sagte Mathenia zu den Leistungsschwankungen. Der lautstarke Unmut der Fans, wie auch in Braunschweig wieder, gehört schon zum längst gewohnten Bild.

Klauß suchte zumindest kein Alibi im Verletzungspech. "Wir haben uns nicht gewehrt. Wir wurden überrannt. Wir haben uns unserem Schicksal ergeben", klagte er stattdessen: "Das müssen wir mit den Jungs ganz klar besprechen." Auch er fühlt sich in einem Wiederholungsfilm. "Wenn wir gut Fußball spielen, dann vergessen wir das Verteidigen. Und wenn wir gut verteidigen, vergessen wir es, gut Fußball zu spielen. Das war heute ein Paradebeispiel dafür", sagte Klauß.

Der Trainer erkennt die Probleme, kann sie aber bislang nicht lösen. Zudem vermisst der 37-Jährige in kritischen Phasen Führungsspieler auf dem Platz, die das Team erfolgreich durch diese Momente steuern. "Es ist im Moment eine Scheißphase", sagte Klauß.

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