Süddeutsche Zeitung

Bahnreisen:Mit Kind und Krempel

Lesezeit: 3 min

Bahn statt Auto? Warum sich das gerade für Familien lohnen kann und welchen Platz man am besten reserviert.

Von Eva Dignös

Mit dem Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn werden die Tickets teurer, das ist ein ehernes Gesetz und war auch diesmal Mitte Dezember so. Doch für Familien gibt es gute Nachrichten. Welche das sind und wie man eine Bahnreise mit Kindern plant - ein Überblick.

Die Tickets

Kostenlos die Kinder mitnehmen - das geht bei der Bahn, bis sie 14 Jahre alt sind. Bei Flugreisen indes muss meist schon für Zweijährige ein Ticket gekauft werden. Bei der Bahn brauchen Kinder unter sechs Jahren überhaupt keinen Fahrschein, danach müssen sie auf dem Ticket einer erwachsenen - genauer: einer mindestens 15-jährigen Begleitperson eingetragen sein, zahlen aber weiterhin nichts. Bislang galt das nur, wenn sie mit Mutter oder Vater, Oma oder Opa unterwegs waren. Seit dem Fahrplanwechsel spielen Verwandtschaftsverhältnisse keine Rolle mehr. Der kleine Bruder fährt mit der großen Schwester, die Patentante mit dem Patenkind, und dessen Freund darf auch noch mit. Bis zu vier Kinder können pro Begleitperson gratis einsteigen.

Fahrscheine können normalerweise für maximal fünf Personen ausgestellt werden. Das reicht nicht immer, für große Familien gibt es deshalb die "DB-Familienkarte": Dann dürfen auch mehr als vier Kinder unter 14 kostenlos mitgenommen werden - in diesem Fall allerdings weiterhin nur zusammen mit den Eltern oder Großeltern.

Auch bei den meisten Ländertickets im Regionalverkehr sowie beim bundesweit gültigen Quer-durchs-Land-Ticket fahren drei Kinder bis 14 Jahre kostenlos mit, ganz gleich, ob verwandt oder nicht. Lediglich Nordrhein-Westfalen gestattet dies nur für eigene Kinder und Enkel, dafür dürfen es dann beliebig viele sein.

Für Nachtzüge mit Liegewagen - auf längeren Strecken eine interessante Alternative - gelten abweichende Konditionen: Meist sind nur Kinder unter sechs kostenlos, und auch das nur, wenn sie zu den Eltern ins schmale Bett kriechen.

Wenn Kinder allein unterwegs sind, müssen sie ebenfalls zahlen - und zwar die Hälfte des Erwachsenenpreises. Dann lohnt sich schnell die Jugend-Bahncard für Sechs- bis 18-Jährige: Sie kostet einmalig 9,50 Euro, bringt bei jeder Fahrt 25 Prozent Rabatt und kann bis einen Tag vor dem 19. Geburtstag genutzt werden. Neu ist seit dem Fahrplanwechsel der Supersparpreis Young: ICE-Tickets gibt es dann mit Bahncard schon ab unter zehn Euro.

Je früher man bucht, umso größer sind die Chancen auf ein günstiges Angebot, das gilt nicht nur für die Jugendtickets, sondern grundsätzlich bei der Bahn. Auch der Reisetag spielt eine Rolle: Je begehrter der Termin, beispielsweise vor dem Wochenende, vor Feiertagen oder in den Schulferien, umso teurer wird es. Immerhin gibt es neuerdings schon in der Reiseauskunft auf bahn.de die Möglichkeit, die Option "Bestpreise" zu aktiveren. Der mühsame Umweg über den "Sparpreisfinder" entfällt.

Die Reservierung

Mit zwei kleinen Kindern an der Hand und schwerer Reisetasche auf der Schulter in einem vollen Zug freie Sitzplätze zu finden, kostet Schweiß und Nerven. Vor allem auf längeren Strecken empfiehlt sich deshalb eine Reservierung, für Familien gibt es sie in der zweiten Klasse zum Pauschalpreis von acht Euro pro Strecke für bis zu fünf Personen, mit DB-Familienkarte auch für bis zu acht Kinder plus maximal zwei Erwachsene. In der ersten Klasse ist die Reservierung kostenlos, sofern die Plätze gleich beim Ticketkauf geblockt werden.

Meist schnell weg sind die Plätze in den Kleinkindabteilen, die es in allen ICEs und in den meisten EC/IC-Zügen gibt. Sie bieten mehr Platz für Gepäck und Kinderwagen, manchmal auch einen Wickeltisch und vor allem die Gewissheit, dass man darin nicht auf Mitreisende trifft, die sich von agilen Kleinkindern gestört fühlen. Um dort einen Platz zu reservieren, muss man bei der Buchung mindestens ein Kind unter sechs Jahren in die Liste der Mitreisenden eintragen. Nur dann öffnet sich das entsprechende Reservierungsfenster.

Als Alternative - oder wenn die Kinder schon etwas älter sind - gibt es in vielen ICEs sogenannte Familienbereiche, wobei die Familienfreundlichkeit vor allem in kurzen Wegen zur Toilette und zu den Gepäckfächern besteht und in der Aussicht, dass Kinder auf andere Kinder treffen, was die Fahrt möglicherweise etwas abwechslungsreicher macht. Gern in Vergessenheit gerät darüber die Option, Plätze in einem Abteil zu reservieren. Wenn man zu viert oder fünft unterwegs ist, sind die Chancen nicht schlecht, dort unter sich zu bleiben. Und einen Tisch fürs Kartenspielen gibt es auch.

Das Gepäck

Das Paradoxon des Reisens mit Kindern lautet: Je besser es wäre, mit weniger Gepäck unterwegs zu sein, umso mehr wird es. Gerade für kleine Kinder braucht man nicht nur eine, sondern am besten drei freie Hände, damit beim Ein- und Aussteigen alles klappt. Mit Koffer, Wickeltasche und Kinderwagen wird das schwierig. Weil es für Letzteren in den Waggons ohnehin kaum Abstellmöglichkeiten gibt, ist eine Trage oder ein klappbarer Buggy die sinnvollere Variante. Ein Rucksack oder eine weiche Tasche lässt sich besser im Gepäckfach verstauen als ein Koffer. Oder man schickt die Siebensachen gleich separat mit dem Gepäckservice auf den Weg. Im Unterschied zu den Kindern reisen deren Koffer dann zwar nicht gratis. Aber die Eltern dafür umso entspannter.

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