Geld in der Beziehung

Wie Paare am besten ihre Finanzen regeln

Eine gemeinsame Bankverbindung kann Konflikte befeuern. Mit getrennten Konten hingegen beginnt die Rechnerei. Es gibt aber einen Mittelweg.

Text: Felicitas Wilke, Illustration: Stefan Dimitrov
16. Juli 2022 - 4 Min. Lesezeit

Zahlt er? Zahlt sie? Oder jeder für sich? Die Frage, wer in einer Beziehung die Rechnungen begleicht, begleitet Paare vom ersten Date an. Ist die Liebe von Dauer, ob mit Trauschein oder nicht, müssen sich beide irgendwann damit auseinandersetzen, wie sie ihre Finanzen im Alltag organisieren – und ob sie auch beim Girokonto gemeinsame Sache machen wollen. Eine Handreichung, welches Kontomodell zu wem passt und was dabei zu beachten ist:

Eins für alle:
Das Gemeinschaftskonto

Alle Gehälter landen auf dem gleichen Konto, alle Ausgaben werden davon bezahlt: Nach diesem Prinzip funktioniert das Gemeinschaftskonto, das in Deutschland knapp drei Viertel aller Ehepaare nutzen. Das zeigte eine Umfrage der Postbank vor einigen Jahren. Das Modell hat im Alltag den Vorteil, dass beide Partner nicht mit verschiedenen Bankkarten und IBAN-Nummern hantieren müssen. Verdient einer von beiden einen Großteil des Haushaltseinkommens, während sich der oder die andere mehr um die Kinder und den Haushalt kümmert, dann kann ein Gemeinschaftskonto auch symbolisieren, dass Erwerbsarbeit und Care-Arbeit für beide ihren Wert haben und das erwirtschaftete Einkommen beiden Partnern zusteht.

Es kann umgekehrt aber auch Konflikte befeuern: Gibt er regelmäßig viel Geld für neue Sneaker aus, blickt sie möglicherweise immer argwöhnischer auf den gemeinsamen Kontoauszug. „Wenn man sich für ein Gemeinschaftskonto entscheidet, sollte beiden Partnern ein vorher festgelegter Betrag als Taschengeld zustehen, über das sie keine Rechenschaft ablegen müssen“, empfiehlt die Finanzberaterin Stefanie Kühn aus Westerstede im Ammerland. Besteht nur ein Konto, können beide das Taschengeld in bar abheben und in Kuverts, Sparschweinen oder bestimmten Fächern ihres Portemonnaies aufbewahren. Alternativ kann man den Betrag auf separate, eigene Konten überweisen, was dann wiederum eine Variante des Drei-Konten-Modells ist (siehe unten).

Unverheirateten Paaren rät Kühn von einem reinen Gemeinschaftskonto ab. „Geht die Beziehung in die Brüche, ist nicht klar geregelt, welche Summe wem zusteht“, sagt sie. Bei Verheirateten steht im Fall einer Scheidung grundsätzlich jedem die Hälfte zu, sofern sie es in einem Ehevertrag nicht anders festgelegt haben. Für alle Paare gilt: Sie sollten darauf achten, das Gemeinschaftskonto als sogenanntes Oder-Konto (und nicht als Und-Konto) zu eröffnen. Beim Oder-Konto haben beide Zugriff und müssen nicht jeder Überweisung gemeinsam zustimmen. Erkrankt ein Partner schwer und kann sich nicht mehr ums Geld kümmern, kann der andere das Finanzielle regeln. Ein Konto zu zweit heißt aber auch, dass man dem Partner vertrauen können sollte, das gemeinsame Geld nicht zu verprassen.

Jeder für sich:
Getrennte Konten

Nur weil man sich Bett und Sofa teilt, muss das nicht auch für die Bankverbindung gelten. Getrennte Konten können den Vorteil haben, sich vor dem Partner seltener für einen Einkauf oder eine Investition rechtfertigen zu müssen. „Dieses Modell klappt meist gut, solange man nicht zusammen wohnt“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. Tragen beide Partner die Miete für eine gemeinsame Wohnung, gehen zusammen einkaufen oder versorgen eine Katze oder einen Hund, wird es komplizierter, die Ausgaben zu verrechnen – und mit Kindern noch aufwendiger, eine gerechte Aufteilung zu finden.

„Solange Paare gut damit fahren, dass einer die Miete und der andere die Einkäufe und den Strom zahlt, ist alles wunderbar“, sagt Oelmann. „Doch sobald einer das Gefühl hat, dass die Aufteilung nicht fair ist, sollte man das ansprechen und gemeinsam eine andere Lösung finden.“ Eine Option kann es sein, sich von Apps wie Splitwise, Splid oder Splittr ausrechnen zu lassen, wie viel der eine dem anderen schuldet. Allerdings kommt man dabei nicht umhin, die einzelnen Posten einzutragen und sich gegenseitig immer mal wieder Geld zu überweisen oder Scheine zustecken zu müssen.

Ein bisschen Ich, ein bisschen Wir:
Das Drei-Konten-Modell

Drei verschiedene Bankverbindungen vereinen die Vorteile von Gemeinschaftskonto und getrennten Konten. Dabei behält jeder Partner sein eigenes Girokonto, zusätzlich kommen beide aber ihren gemeinsamen Zahlungsverpflichtungen von einem Konto aus nach, auf das beide zugreifen können. „Das Drei-Konten-Modell ist für mich der Königsweg für Paare“, sagt Finanzberaterin Kühn.

Dabei ist es Geschmackssache, in welcher Reihenfolge man die Geldtöpfe füllt: Entweder landen die Gehälter und mögliche weitere Einnahmen jeweils auf den eigenen Girokonten, von denen dann ein fester Betrag für Miete und Lebenshaltungskosten per Dauerauftrag aufs Gemeinschaftskonto fließt. Alternativ gehen beide Gehälter auf dem gemeinsamen Konto ein, von dem ein vorher festgelegtes Taschengeld auf die persönlichen Bankverbindungen transferiert wird. Wer als Paar nicht nur Geld für eher dröge Dinge wie Miete oder Klopapier ausgeben will, kann zusätzlich monatlich eine Summe in eine gemeinsame Urlaubskasse stecken. Einige Banken bieten dafür Unterkonten an, die sich einem bestimmten Zweck zuordnen lassen.

Verdient ein Partner mehr als der andere, stellt sich die Frage: Beteiligen sich beide zu gleichen Teilen an den gemeinsamen Kosten oder anteilig am Einkommen? „Wenn einer von beiden in Teilzeit arbeitet, um sich mehr um Kinder und Haushalt zu kümmern, sollte der Anteil entsprechend kleiner ausfallen“, empfiehlt Oelmann. Sind beide Vollverdiener, aber arbeiten in Branchen oder Berufen, in denen die eigene Leistung sehr unterschiedlich vergütet wird, müssen beide eine Lösung finden, mit der sich niemand benachteiligt, aber auch keiner vom anderen ausgehalten fühlt. „Wenn Paare offen über ihre Gehälter und Finanzen sprechen, lassen sich viele Konflikte vermeiden“, sagt Oelmann. Das gilt auch für den Umgang mit dem gemeinsamen Haushaltsgeld: „Wenn es immer wieder Konflikte gibt, weil beispielsweise sie teuren Wein mag und er nicht, sollten beide besprechen, welche Lebensmittel eher ein Hobby und damit kein Fall fürs Gemeinschaftskonto sind“, sagt Finanzberaterin Kühn.

An ein paar heiklen Fragen kommen also auch Paare mit drei Konten nicht vorbei. Doch ein paar entscheidende Vorteile bleiben: Das Mehrkontenmodell bewahrt im Alltag beide davor, ständig Kopfrechnen zu müssen – und ermöglicht ihnen gleichzeitig, dem Partner ein Geschenk kaufen zu können, das der gemeinsame Kontoauszug nicht vorzeitig verrät.

Team
Redaktion Silvia Liebrich
Digitales Storytelling Stefan Dimitrov