Psychologie

Der Stress ist dein Freund

Lassen sich Anspannung und Angst mit einer simplen Technik besiegen?

8. Juli 2022 - 7 Min. Lesezeit

Das Schicksal ließ Pollyanna Whittier eigentlich keine Chance auf ein glückliches Leben. Die Elfjährige verlor ihre Eltern, musste als Waise bei ihrer überaus mürrischen und strengen Tante Polly unterkommen, die in einer Kleinstadt voller verbitterter, engstirniger Menschen lebte. Alle diese Menschen drangsalierten das Mädchen, an Gemeinheiten herrschte kein Mangel. Wer so viele Knüppel zwischen die Beine geworfen kriegt, steht irgendwann nicht wieder auf und ergibt sich. Eigentlich. Aber nicht Pollyanna. Selbst als sie angefahren wurde und ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. Die Gabe des Mädchens war es, jeden Rückschlag zur Quelle neuer, positiver Kraft umzudeuten. Heute würde man wohl zeitgeistig formulieren und sagen: Pollyanna passte Framing und Mindset auf eine Weise an, die sie mit enormer Resilienz belohnte.

Am Ende der Geschichte steht sie auf eigenen Füßen, kann wieder laufen und so gut wie alle Beteiligten in der Geschichte – es handelt sich um das 1913 erschienene Kinderbuch „Pollyanna“ von Eleanor Hodgman Porter – lassen sich von der positiven Magie des Mädchens anstecken.

Großes Glück, trotz großen Unglücks. Ende der Geschichte? Nein, die Moral des nicht unumstrittenen Kinderbuchs beschäftigt bis heute die Psychologie. Das besondere Denken des allen Unglücks zum Trotz glücklichen Mädchens führt unter dem Namen „Pollyanna-Prinzip“ ein zweites, bescheidenes Leben im Wissenschaftsbetrieb. Grob formuliert geht es also um die Kraft eines positiven Blickes auf an sich negative oder wenigstens unangenehme Dinge.

„Die Vermeidungsmentalität blendet aus, dass erhöhter Stress etwas ganz Normales in der Adoleszenz ist“

Gerade haben Psychologen um David Yeager und Christopher Bryan von der University of Texas in Austin eine Studie im Fachjournal Nature publiziert, die an diesen Pollyanna-Faden anknüpft. Die Wissenschaftler berichten, dass sie mithilfe eines 30-minütigen Online-Trainings Stress und Angstzustände Heranwachsender lindern konnten.

Die Probanden – insgesamt mehr als 4000 Studenten und Schüler – wurden mit dieser Intervention daran erinnert, dass sich erstens vieles erreichen lässt, was zunächst schwer erscheint, und sich jeder Mensch weiterentwickeln kann; und dass zweitens Stress dabei eine zwar unangenehme aber notwendige Voraussetzung ist, um fordernde Dinge zu schaffen. Kurz gesagt, gleicht die Maßnahme der Wissenschaftler dem sogenannten „Glad Game“, das Pollyanna in der Erzählung spielt: Unangenehmes wird zum Guten umgedeutet, zum Glück ist das Unglück geschehen, denn es hat sich ja Gutes daraus ergeben.

Psychologie

Der Stress ist dein Freund

Lassen sich Anspannung und Angst mit einer simplen Technik besiegen?

Das Schicksal ließ Pollyanna Whittier eigentlich keine Chance auf ein glückliches Leben. Die Elfjährige verlor ihre Eltern, musste als Waise bei ihrer überaus mürrischen und strengen Tante Polly unterkommen, die in einer Kleinstadt voller verbitterter, engstirniger Menschen lebte. Alle diese Menschen drangsalierten das Mädchen, an Gemeinheiten herrschte kein Mangel. Wer so viele Knüppel zwischen die Beine geworfen kriegt, steht irgendwann nicht wieder auf und ergibt sich. Eigentlich. Aber nicht Pollyanna. Selbst als sie angefahren wurde und ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. Die Gabe des Mädchens war es, jeden Rückschlag zur Quelle neuer, positiver Kraft umzudeuten. Heute würde man wohl zeitgeistig formulieren und sagen: Pollyanna passte Framing und Mindset auf eine Weise an, die sie mit enormer Resilienz belohnte.

Am Ende der Geschichte steht sie auf eigenen Füßen, kann wieder laufen und so gut wie alle Beteiligten in der Geschichte – es handelt sich um das 1913 erschienene Kinderbuch „Pollyanna“ von Eleanor Hodgman Porter – lassen sich von der positiven Magie des Mädchens anstecken.

Großes Glück, trotz großen Unglücks. Ende der Geschichte? Nein, die Moral des nicht unumstrittenen Kinderbuchs beschäftigt bis heute die Psychologie. Das besondere Denken des allen Unglücks zum Trotz glücklichen Mädchens führt unter dem Namen „Pollyanna-Prinzip“ ein zweites, bescheidenes Leben im Wissenschaftsbetrieb. Grob formuliert geht es also um die Kraft eines positiven Blickes auf an sich negative oder wenigstens unangenehme Dinge.

„Die Vermeidungsmentalität blendet aus, dass erhöhter Stress etwas ganz Normales in der Adoleszenz ist“

Gerade haben Psychologen um David Yeager und Christopher Bryan von der University of Texas in Austin eine Studie im Fachjournal Nature publiziert, die an diesen Pollyanna-Faden anknüpft. Die Wissenschaftler berichten, dass sie mithilfe eines 30-minütigen Online-Trainings Stress und Angstzustände Heranwachsender lindern konnten.

Die Probanden – insgesamt mehr als 4000 Studenten und Schüler – wurden mit dieser Intervention daran erinnert, dass sich erstens vieles erreichen lässt, was zunächst schwer erscheint, und sich jeder Mensch weiterentwickeln kann; und dass zweitens Stress dabei eine zwar unangenehme aber notwendige Voraussetzung ist, um fordernde Dinge zu schaffen. Kurz gesagt, gleicht die Maßnahme der Wissenschaftler dem sogenannten „Glad Game“, das Pollyanna in der Erzählung spielt: Unangenehmes wird zum Guten umgedeutet, zum Glück ist das Unglück geschehen, denn es hat sich ja Gutes daraus ergeben.