Am Anfang war das Ei, so könnte man die Weltentstehungslegende vieler indoeuropäischer Kulturen zusammenfassen. Der zufolge ist das Universum aus einem Ur-Ei, dem „Weltenei“, geschlüpft. Auf jeden Fall war und ist das Ei bis heute überall: Im Hinduismus wird Hiranyagarbha, das Goldene Ei, als Schöpfergottheit verehrt. In vielen Ländern ist es ein Symbol der Fruchtbarkeit oder des (ewigen) Lebens. Im alten Ägypten und im antiken Rom zum Beispiel waren Eier als Grabbeigaben beliebt. In der christlichen Fastenzeit durfte man weder Fleisch noch Eier essen, am Ostersonntag wurden die Eier dann in der Kirche geweiht und anschließend verschenkt oder zum Frühstück verspeist. Damit man sie von den ungeweihten unterscheiden konnte, begann man wohl im Mittelalter, sie zu färben – zunächst rot, in Erinnerung an das vergossene Blut Jesu am Kreuz. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Brauch des Ostereiersuchens überliefert – versteckt vom Osterhasen. Besonders kunstvoll werden bis heute sorbische Ostereier sowie die ukrainischen „Pysanky“ mit geschmolzenem, gefärbtem Wachs verziert. Seit ein paar Jahren werden natürliche Färbemittel neu entdeckt: Mit Zwiebelschalen und Kurkuma färbt man Eier gelb, mit Spinat grün, mit Holundersaft oder Rotkohlblättern violett. Zum Eier-Ausblasen kursieren viele Tricks – am einfachsten geht es mit einem dünnen Strohhalm.
Köstlich
Das perfekte Frühstücksei ist eine Wissenschaft für sich – und eine Typfrage. Die einen mögen den Dotter flüssig (drei Minuten), die anderen wachsweich (fünf bis acht). Auf jeden Fall ist das Ei eines der vielseitigsten Lebensmittel überhaupt und geeignet für jedes Kochniveau. Ein Rühr- oder Spiegelei (im Englischen mit dem schönen Namen „Sunny Side Up“) kann das Abendessen retten, auch wenn sonst nichts im Haus ist, Pochieren gilt vielen als Königsdisziplin. Einen Crashkurs gibt der britische Drei-Sterne-Koch Heston Blumenthal auf Youtube: Er lässt das Ei erst in eine Schöpfkelle gleiten, damit das Eiklar nicht ausfranst, und gart es vier Minuten in 80 Grad heißem Wasser. Vor einigen Jahren waren Onsen-Eier fester Bestandteil von Speisekarten gehobener Restaurants – bei circa 65 Grad werden sie eine Stunde lang gegart, bis sie wachsweich sind. Zuletzt bekam das Ei im Shakshuka und in Form von „Cloud Eggs“ neue Aufmerksamkeit: Dafür wird Eischnee im Backofen zu einer „Wolke“ gebacken, in die man später das Eigelb setzt und mitbäckt. Mindestens so beliebt wie hart gekochte Eier zu Ostern sind die aus Schokolade, Marzipan oder Zucker. Der Patissier Andrea Tortora bäckt in der Nähe von Verona den italienischen Osterkuchen „Colomba“ (Taube) mit kandierten Orangenschalen in Eiform: „L’Uovo di Tortora“ wird glasiert und mit Mandeln und Streuzucker verziert.
Nachhaltig
Vor Jahren geriet das Ei wegen des enthaltenen Cholesterins in Verruf. Heute ist das Ei zwar weitgehend rehabilitiert, man weiß, dass es viele Nährstoffe enthält, aber vor allem das Eigelb auch Fett und Cholesterin. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal drei Eier pro Woche. Wer nachhaltig kaufen will, kann sich am aufgedruckten Code orientieren: 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freiland-, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Neben dem Herkunftsland (DE für Deutschland) steht die Nummer des Legebetriebs (unter Was-steht-auf-dem-ei.de findet man Infos zu vielen Betrieben). Die braune oder weiße Schale sagt nichts über Qualität aus, sondern nur über die Hühnerrasse. In Deutschland sind braune Eier beliebter als die weißen – außer zum Färben an Ostern. Die Firma Neggst hat ein pflanzliches Ei entwickelt, das nicht nur so schmecken soll wie das tierische Original, sondern auch so aussieht: mit Schale, Eiklar und Dotter, sodass man daraus auch ein Spiegelei braten kann. Ende des Jahres soll es im Supermarkt erhältlich sein.
Kunstvoll
Der Taschen-Verlag widmet der Geschichte des Eis und Geschichten übers Ei einen prachtvollen Bild- und Textband: „The Gourmand’s Egg“ (Herausgeberin: Jennifer Higgie, 40 Euro) ist die erste Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Gourmand, die für ihre ausgefallenen und appetitlichen Fotostrecken bekannt ist. Das Buch beleuchtet die Kulturgeschichte des Eis: Salvador Dalí malte Spiegeleier, Paul Cézanne ein impressionistisches Stillleben mit Brot und Eiern und Andy Warhol schlicht quietschbunte Eier. Das Ei, lernt man im Buch, war nicht nur als Motiv beliebt, sondern auch Farbe: Bis zum 16. Jahrhundert stellten Maler die sogenannte „Eitempera“ aus Eigelb und Essig her.
„The Gourmand’s Egg“ ist eine Art Panoptikum: Paul Newman, der im Film „Der Unbeugsame“ für eine Wette 50 hart gekochte Eier isst, findet seinen Platz ebenso wie Alfred Hitchcocks Angst vor Eiern, prunkvolle Fabergé-Eier und Chanels eierschachtelförmige Clutchbag. Die Geschichte berühmter Rezepte wie Eggs Benedict oder Eggs Escoffier wird nicht nur erzählt, es gibt auch einen großen Rezeptteil.
Gemütlich
Die perfekt ovale Ei-Form ist regelmäßig Vorbild in Design und Architektur. Das berühmteste Beispiel ist Arne Jacobsens „Stuhl 3361“, der unter dem Namen „Egg Chair“ berühmt geworden ist. Jacobsen entwarf ihn 1958 für das Royal Hotel in Kopenhagen, das er von den Möbeln bis zum Besteck eingerichtet hat. Er experimentierte mit Draht und Gips in seiner Garage, bis er den perfekten Ohrensessel geschaffen hatte: Man sitzt wirklich wie in einem Ei, auf und beinahe umschlossen von einer Schale, die hochgezogenen Lehnen sorgen für ein Gefühl von Geborgenheit. Wie sich das für einen Klassiker gehört, wurde der Egg Chair oft nachgeahmt, unter anderem von Henrik Thor-Larsen, der 1968 den futuristischen, komplett eiförmigen „Ovalia Stuhl“ designt hat.
Video: Imago images
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Ostern
Ei, Ei, Ei
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Ursprung des Universums und Fruchtbarkeitssymbol, Cholesterinbombe und Design-Ikone: eine Hommage ans Ei.
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Traditionell
Am Anfang war das Ei, so könnte man die Weltentstehungslegende vieler indoeuropäischer Kulturen zusammenfassen. Der zufolge ist das Universum aus einem Ur-Ei, dem „Weltenei“, geschlüpft. Auf jeden Fall war und ist das Ei bis heute überall: Im Hinduismus wird Hiranyagarbha, das Goldene Ei, als Schöpfergottheit verehrt. In vielen Ländern ist es ein Symbol der Fruchtbarkeit oder des (ewigen) Lebens. Im alten Ägypten und im antiken Rom zum Beispiel waren Eier als Grabbeigaben beliebt. In der christlichen Fastenzeit durfte man weder Fleisch noch Eier essen, am Ostersonntag wurden die Eier dann in der Kirche geweiht und anschließend verschenkt oder zum Frühstück verspeist. Damit man sie von den ungeweihten unterscheiden konnte, begann man wohl im Mittelalter, sie zu färben – zunächst rot, in Erinnerung an das vergossene Blut Jesu am Kreuz. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Brauch des Ostereiersuchens überliefert – versteckt vom Osterhasen. Besonders kunstvoll werden bis heute sorbische Ostereier sowie die ukrainischen „Pysanky“ mit geschmolzenem, gefärbtem Wachs verziert. Seit ein paar Jahren werden natürliche Färbemittel neu entdeckt: Mit Zwiebelschalen und Kurkuma färbt man Eier gelb, mit Spinat grün, mit Holundersaft oder Rotkohlblättern violett. Zum Eier-Ausblasen kursieren viele Tricks – am einfachsten geht es mit einem dünnen Strohhalm.
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Köstlich
Das perfekte Frühstücksei ist eine Wissenschaft für sich – und eine Typfrage. Die einen mögen den Dotter flüssig (drei Minuten), die anderen wachsweich (fünf bis acht). Auf jeden Fall ist das Ei eines der vielseitigsten Lebensmittel überhaupt und geeignet für jedes Kochniveau. Ein Rühr- oder Spiegelei (im Englischen mit dem schönen Namen „Sunny Side Up“) kann das Abendessen retten, auch wenn sonst nichts im Haus ist, Pochieren gilt vielen als Königsdisziplin. Einen Crashkurs gibt der britische Drei-Sterne-Koch Heston Blumenthal auf Youtube: Er lässt das Ei erst in eine Schöpfkelle gleiten, damit das Eiklar nicht ausfranst, und gart es vier Minuten in 80 Grad heißem Wasser. Vor einigen Jahren waren Onsen-Eier fester Bestandteil von Speisekarten gehobener Restaurants – bei circa 65 Grad werden sie eine Stunde lang gegart, bis sie wachsweich sind. Zuletzt bekam das Ei im Shakshuka und in Form von „Cloud Eggs“ neue Aufmerksamkeit: Dafür wird Eischnee im Backofen zu einer „Wolke“ gebacken, in die man später das Eigelb setzt und mitbäckt. Mindestens so beliebt wie hart gekochte Eier zu Ostern sind die aus Schokolade, Marzipan oder Zucker. Der Patissier Andrea Tortora bäckt in der Nähe von Verona den italienischen Osterkuchen „Colomba“ (Taube) mit kandierten Orangenschalen in Eiform: „L’Uovo di Tortora“ wird glasiert und mit Mandeln und Streuzucker verziert.
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Nachhaltig
Vor Jahren geriet das Ei wegen des enthaltenen Cholesterins in Verruf. Heute ist das Ei zwar weitgehend rehabilitiert, man weiß, dass es viele Nährstoffe enthält, aber vor allem das Eigelb auch Fett und Cholesterin. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal drei Eier pro Woche. Wer nachhaltig kaufen will, kann sich am aufgedruckten Code orientieren: 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freiland-, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Neben dem Herkunftsland (DE für Deutschland) steht die Nummer des Legebetriebs (unter Was-steht-auf-dem-ei.de findet man Infos zu vielen Betrieben). Die braune oder weiße Schale sagt nichts über Qualität aus, sondern nur über die Hühnerrasse. In Deutschland sind braune Eier beliebter als die weißen – außer zum Färben an Ostern. Die Firma Neggst hat ein pflanzliches Ei entwickelt, das nicht nur so schmecken soll wie das tierische Original, sondern auch so aussieht: mit Schale, Eiklar und Dotter, sodass man daraus auch ein Spiegelei braten kann. Ende des Jahres soll es im Supermarkt erhältlich sein.
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Kunstvoll
Der Taschen-Verlag widmet der Geschichte des Eis und Geschichten übers Ei einen prachtvollen Bild- und Textband: „The Gourmand’s Egg“ (Herausgeberin: Jennifer Higgie, 40 Euro) ist die erste Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Gourmand, die für ihre ausgefallenen und appetitlichen Fotostrecken bekannt ist. Das Buch beleuchtet die Kulturgeschichte des Eis: Salvador Dalí malte Spiegeleier, Paul Cézanne ein impressionistisches Stillleben mit Brot und Eiern und Andy Warhol schlicht quietschbunte Eier. Das Ei, lernt man im Buch, war nicht nur als Motiv beliebt, sondern auch Farbe: Bis zum 16. Jahrhundert stellten Maler die sogenannte „Eitempera“ aus Eigelb und Essig her.
„The Gourmand’s Egg“ ist eine Art Panoptikum: Paul Newman, der im Film „Der Unbeugsame“ für eine Wette 50 hart gekochte Eier isst, findet seinen Platz ebenso wie Alfred Hitchcocks Angst vor Eiern, prunkvolle Fabergé-Eier und Chanels eierschachtelförmige Clutchbag. Die Geschichte berühmter Rezepte wie Eggs Benedict oder Eggs Escoffier wird nicht nur erzählt, es gibt auch einen großen Rezeptteil.
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Gemütlich
Die perfekt ovale Ei-Form ist regelmäßig Vorbild in Design und Architektur. Das berühmteste Beispiel ist Arne Jacobsens „Stuhl 3361“, der unter dem Namen „Egg Chair“ berühmt geworden ist. Jacobsen entwarf ihn 1958 für das Royal Hotel in Kopenhagen, das er von den Möbeln bis zum Besteck eingerichtet hat. Er experimentierte mit Draht und Gips in seiner Garage, bis er den perfekten Ohrensessel geschaffen hatte: Man sitzt wirklich wie in einem Ei, auf und beinahe umschlossen von einer Schale, die hochgezogenen Lehnen sorgen für ein Gefühl von Geborgenheit. Wie sich das für einen Klassiker gehört, wurde der Egg Chair oft nachgeahmt, unter anderem von Henrik Thor-Larsen, der 1968 den futuristischen, komplett eiförmigen „Ovalia Stuhl“ designt hat.