„Wir brauchen eine Infrastruktur, die Fehler verzeiht“

Georg Dunkel und Armin Brunner sind dafür verantwortlich, den Münchner Verkehr sicherer zu machen. Ein Gespräch über tödliche Unfälle, menschliches Versagen und die Frage, wie man sich selbst am besten schützt.

Interview von David Wünschel
17. März 2022 - 7 Min. Lesezeit

Im Jahr 2018 hat die Stadt München die Vision Zero beschlossen. Das ambitionierte Ziel: null Tote und null Schwerverletzte im Straßenverkehr. Als Leiter des städtischen Mobilitätsreferats ist Georg Dunkel dafür zuständig, die Vision umzusetzen. Armin Brunner arbeitet ebenfalls für das Mobilitätsreferat: Er leitet die Unfallkommission und entschärft besonders gefährliche Stellen im Münchner Verkehr.

SZ: Herr Dunkel, derzeit sterben jedes Jahr etwa 15 Menschen auf Münchens Straßen. Ist das Ziel von null Verkehrstoten überhaupt realistisch?

Georg Dunkel: Ich glaube schon. Da muss man nur nach Skandinavien schauen. In Helsinki und Oslo gab es jeweils schon Jahre mit null Verkehrstoten. Wenn diese Städte das geschafft haben, können wir das auch schaffen. Im Rahmen der Mobilitätsstrategie haben wir dafür das Jahr 2035 als Ziel ausgegeben.

Derzeit ist man noch weit davon entfernt. Zusätzlich zu den tödlichen Unfällen passieren jedes Jahr 500 bis 600 schwere Unfälle. Warum?

Dunkel: Die Stadt hat auch früher schon gute Arbeit geleistet. Aber wir hatten lange Zeit keinen klaren Fahrplan, um das Thema Verkehrssicherheit ganzheitlich anzugehen. Das hat sich durch die Vision Zero geändert. Wir arbeiten nun beispielsweise enger mit der Polizei zusammen und haben dadurch eine viel bessere Datengrundlage, um schnell zu erkennen, an welchen Kreuzungen viele Unfälle passieren. Ein wichtiger Teil der Vision Zero ist, diese Gefahrenstellen Schritt für Schritt zu entschärfen.