Süddeutsche Zeitung

Zeitgeschichte:Willy Brandt und die geheimen Zahlungen der USA

Die US-Besatzungsmacht soll in den 50er Jahren den späteren SPD-Kanzler unterstützt haben - mit 200 000 Mark. Damit förderten sie die Westorientierung, berichtet der "Spiegel".

Die USA sollen Willy Brandt in den Fünfzigerjahren mit geheimen Zahlungen unterstützt haben. Der spätere Kanzler und SPD-Vorsitzende wurde damit im innerparteilichen Machtkampf für die Westintegration unterstützt, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. So sollen die Amerikaner Brandt, der damals Westberliner Bundestagsabgeordneter war, 200 000 Mark zukommen haben lassen. Damals eine sehr hohe Summe, sie entsprach etwa einem Drittel der jährlichen SPD-Mitgliedsbeiträge in Berlin. Später sei noch mehr Geld geflossen, schreibt der Spiegel. Schon in den 70er Jahren kursierten Gerüchte um geheime Zahlungen der USA an Brandt - er wies dies als "lügenhafte Kampagne" zurück. Nun sei laut dem Magazin belegt, dass tatsächlich Geld floss. Das gehe aus Archivunterlagen hervor.

Die US-Besatzungsmacht förderte Brandt finanziell, weil er in der SPD die Westintegration und damit die Orientierung der jungen Bundesrepublik hin zur USA befürwortete. Er gehörte damit einer Gruppe Berliner Sozialdemokraten um den Bürgermeister Ernst Reuter an. Die Westintegration, also die politische und militärische Eingliederung Deutschlands in die Allianz westeuropäischer Staaten mit den USA, wurde damals von CDU-Bundeskanzler Konrad Adenauer forciert.

Brandt erachtete diesen Kurs ebenfalls als notwendig, um dem Land weitere Isolierung zu ersparen. Damit positionierte er sich gegen die allgemeine Parteilinie, die eine Westintegration sehr kritisch sah. Die SPD-Parteispitze sah dadurch eine Wiedervereinigung erschwert.

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SZ.de/dpa/lalse
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