Süddeutsche Zeitung

Werte-Union:"Wie ein totes Pferd"

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Die bayerische Werte-Union tritt aus dem Bundesverband aus, Landesvorstände legen die Ämter nieder - die konservative Werte-Union zeigt nach einer umstrittenen Wahl Auflösungserscheinungen.

Die Gräben in der politisch zerstrittenen Werte-Union besonders konservativer Mitglieder von CDU und CSU werden immer tiefer. Der Konflikt nach der umstrittenen Wahl des neuen Bundesvorsitzenden Max Otte verschärft sich: Die bayerische Werte-Union ist aus dem Bundesverband ausgetreten, in Baden-Württemberg kündigte der Landesvorstand aus Protest gegen die Wahl Ottes fast geschlossen seinen Rücktritt an.

Und in der rheinland-pfälzischen Werte-Union hat der Vorstand bereits im Juni mit sofortiger Wirkung seine Ämter bereits niedergelegt. Der bisherige Vorsitzende Peter Scholze begründete die Entscheidung mit dem Hinweis auf eine "toxische" Wirkung auf die Wahrnehmung und Akzeptanz der Werte-Union. "Unsere Austritte aus dem Verein Werteunion e.V. werden zeitnah folgen", kündigte Scholze an.

Der Ökonom Otte war Ende Mai zum Nachfolger von Alexander Mitsch (CDU) gewählt worden, nachdem dieser seinen Rückzug verkündet hatte. Innerhalb der Werte-Union, die keine offizielle Parteigliederung ist, sich aber als Vertretung der konservativen Strömung der Union sieht, löste die knappe Wahl Ottes großen Streit aus. Der Fondsmanager war bis Januar 2021 Kuratoriumsvorsitzender der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung gewesen. Anfang Juni hatte Otte erklärt, dass er vor vier Jahren nicht Angela Merkel habe wählen können - deshalb habe er damals verkündet, persönlich die AfD zu wählen. Das sei aber vier Jahre her und Merkel trete nicht mehr an. Das Thema sei abgeschlossen.

Bunkermentalität und eine Radikalisierung

Nach Ottes Wahl sei eine weiter zunehmende "Bunkermentalität" und eine Radikalisierung zu befürchten, hatte der bisherige Vorstand der Werte-Union in Rheinland-Pfalz gewarnt. "Eine zielführende politische Arbeit im Sinne unseres Gründungsgedankens ist aus unserer Sicht unter diesen Vorzeichen unmöglich geworden", heißt es in der Erklärung Scholzes, seiner beiden Stellvertreter und dreier Beisitzer.

Der baden-württembergische Vizelandeschef Oliver Kämpf sagte, die von Alexander Mitsch gegründete Werte-Union gebe es praktisch nicht mehr. "Die Werte-Union ist wie ein totes Pferd, von dem man absteigen muss", sagte er. In einem Schreiben an den Bundesvorstand heißt es, es sei eine "Annäherung an völkische und nationalistische Themen" zu beobachten. Nach Kämpfs Worten löst sich die Werteunion langsam auf, vor allem im Süden Deutschlands habe es zahlreiche Rück- und Austritte gegeben. Nach seinen Worten hat die Organisation noch etwa 3700 Mitglieder. Die CDU hat insgesamt etwa 400 000 Mitglieder, etwa 140 000 sind es bei der CSU.

In Bayern "Konservativer Aufbruch" statt Werte-Union

Die bayerische Werte-Union trat am Samstag aus dem Bundesverband aus, wie die bei einer Mitgliederversammlung in Pöttmes neu gewählte Landesvorsitzende Juliane Ried sagte. In Bayern nenne sich die Gruppe nun - wie bei ihrer Gründung 2014 - wieder "Konservativer Aufbruch für Werte und Freiheit". 2019 hatte sich der Verein mit der Werte-Union zusammengeschlossen. "Wir wollen uns wieder auf die CSU konzentrieren", sagte Ried der dpa zur Begründung des Austritts. Von der Trennung erhoffe man sich größere politische Schlagkraft, um einer angeblich "mehr als gefährlichen Linkswende in der CSU entgegenzutreten"

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