Süddeutsche Zeitung

Weihnachtsansprache:Steinmeier dankt der "großen, oft stillen Mehrheit"

Lesezeit: 2 min

Der Bundespräsident stellt die Corona-Pandemie ins Zentrum seiner Weihnachtsansprache. Die allermeisten hätten die Chance erkannt, die in der Impfung liege. Doch gebe es "leider auch offene Aggression".

Von Nico Fried, Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Corona-Pandemie in den Mittelpunkt seiner Weihnachtsansprache gestellt und dabei die Rolle jedes Einzelnen betont. "Ich möchte aus vollem Herzen der großen, oft stillen Mehrheit in unserem Lande danken, die seit Monaten umsichtig und verantwortungsvoll handelt", sagte Steinmeier laut vorab verbreitetem Redetext in der Ansprache, die am ersten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt wird. Diese Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger habe erkannt: "Mehr denn je sind wir aufeinander angewiesen - ich auf andere und andere auf mich", so der Bundespräsident.

Die Pandemie bestimme das Leben in Deutschland und auf der ganzen Welt seit bald zwei Jahren, sagte das Staatsoberhaupt. "Selten haben wir so hautnah erfahren, wie gefährdet unser menschliches Leben und wie unvorhersehbar die Zukunft ist - der nächste Monat, die nächste Woche, ja der nächste Tag." Auch aktuell müsse man sich wieder stärker einschränken zum Schutz vor einer neuen Virusvariante. "Aber wir haben doch auch erfahren, dass wir nicht machtlos sind", so Steinmeier. "Wir können uns selbst und andere schützen." Er sei froh, dass "die allermeisten" die Chance erkannt hätten, die in der Impfung liege. "Wie viel schweres Leid, wie viele Todesfälle konnten dadurch bis heute schon verhindert werden."

Ohne Impfverweigerer oder Querdenker ausdrücklich zu erwähnen, sagte Steinmeier, es gebe natürlich Streit, Unsicherheiten und Ängste. Es sei wichtig, sie auszusprechen. "Daran wird bei uns niemand gehindert. Entscheidend ist, wie wir darüber sprechen - in der Familie, im Freundeskreis, in der Öffentlichkeit." Nach zwei Jahren mache sich Frust breit, Gereiztheit, Entfremdung "und leider auch offene Aggression", so der Bundespräsident. Zwar müssten in der Demokratie nicht alle einer Meinung sein. "Aber bitte denken wir daran: Wir sind ein Land", sagte der Bundespräsident. "Wir müssen uns auch nach der Pandemie noch in die Augen schauen können. Und wir wollen auch nach der Pandemie noch miteinander leben."

Am 13. Februar stellt Steinmeier sich zur Wiederwahl

Es ist die letzte Weihnachtsansprache Steinmeiers in seiner ersten Amtszeit. Am 13. Februar stellt er sich der Bundesversammlung zur Wiederwahl. Ob weitere Kandidaten oder Kandidatinnen antreten werden, ist noch offen. In der Union gibt es Überlegungen, eine Frau gegen den Amtsinhaber ins Rennen zu schicken. Entsprechende Äußerungen kamen zuletzt von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und dem designierten CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz.

Allerdings verfügen die Parteien, die im Bund die neue Ampel-Regierung stellen, also SPD, Grüne und FDP, auch in der Bundesversammlung über eine Mehrheit. Die FDP hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die Fraktionen in Bund und Ländern Steinmeier unterstützen würden. Die SPD, für die Steinmeier vor seiner Wahl zum Staatsoberhaupt in mehreren Funktionen aktiv war, hatte ihren Rückhalt bereits bekundet, als der Bundespräsident seine Kandidatur für eine zweite Amtszeit ankündigte. Die Weihnachtsansprache ist am 25. Dezember unter anderem in ARD und ZDF nach den abendlichen Hauptnachrichtensendungen zu sehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5494688
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.