Süddeutsche Zeitung

Wahl in Großbritannien:Wofür steht die nordirische DUP?

Lesezeit: 1 min

Sie stellt im frisch gewählten britischen Unterhaus nur zehn Abgeordnete, dennoch wird die nordirische "Democratic Unionist Party" (DUP) mit über die Zukunft Großbritanniens entscheiden. Mit ihrer Unterstützung kann Theresa May nun Premierministerin bleiben - beide Parteien kommen auf eine knappe Mehrheit von mindestens 328 von 650 Abgeordneten.

Welche Zugeständnisse die DUP im Gegenzug für ihre Stützung der Minderheitsregierung erhalten hat, ist noch nicht bekannt. DUP-Parteichefin Arlene Foster erklärte aber nach ihrem Treffen mit May am Montag, die Details des Abkommens würden bald öffentlich gemacht werden. Doch wofür steht die DUP eigentlich?

Die Partei unter Chefin Foster ist Gegner der Homo-Ehe und verurteilt Abtreibungen. Die DUP hat in der Regionalregierung auch schon einen Umweltminister gestellt, der als leidenschaftlicher Leugner des Klimawandels bekannt war. Und der ehemalige bildungspolitische Sprecher der DUP forderte während seiner Amtszeit, dass die biblische Darstellung von der Entstehung der Welt gleichberechtigt neben der Evolutionslehre an Schulen unterrichtet werden solle.

Doch viel entscheidender: Die DUP befürwortet den Brexit leidenschaftlich und könnte auf diesem Gebiet wohl gut mit einer neuen May-Regierung zusammenarbeiten. Beim Brexit-Referendum, bei dem Nordirland insgesamt für den Verbleib in der EU stimmte, hatten vor allem Gebiete der Unionisten für den Austritt votiert.

Gegründet wurde die Demokratische Unionistische Partei 1971 von Ian Paisley, einer der Schlüsselfiguren im Nordirland-Konflikt. Der mittlerweile verstorbene Paisley galt als absoluter Hardliner und Scharfmacher. In späteren Jahren wurde er Erster Minister Nordirlands und sorgte für eine Aussöhnung mit der pro-irischen Partei Sinn Féin. DUP und Sinn Féin, die sich seit 2007 die Macht teilen, verhandeln seit Wochen allerdings erfolglos über eine neue Regierungskoalition in Belfast.

Die Partei setzt sich dafür ein, dass Nordirland Teil des Königreichs bleibt und steht den Konservativen traditionell nahe. Dennoch wird die Zusammenarbeit nicht ganz einfach werden.

Zentraler Streitpunkt dürfte die irisch-irische Grenze gewesen sein. Denn die DUP galt zwar bis zum Aufkommen von Ukip als EU-skeptischste Partei in Großbritannien, aber sie ist gleichzeitig gegen eine harte Grenze zwischen der Republik Irland, die Teil der EU ist, und Nordirland, das als Teil des Vereinigten Königreichs aus der EU ausscheidet. Ihre Forderung bislang: Keine Grenzkontrollen, keine Checkpoints.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3540779
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/blo/bemo
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.